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Der Tod nicht als Verfall

Verfasst: Sa 20. Jun 2009, 11:09
von Benutzer 63 gelöscht
sondern als Festschreibung des Vollendeten, dabei nicht minder düster.
Die folgenden Zeilen bewegen mich immer wieder. Obwohl es natürlich Banausentum ist, einzelne Abschnitte aus einem Gedicht herauszureißen, aber ganz reinstellen kann ich´s ja eh nicht.

[...]
Wie kurz, wie kurz,
Wie kurz ist des Menschen Leben.
Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen
Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen
Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen
Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen
Die Welt geliebt.
Nur Klage um den Baum, der nicht mehr altert,
Der seine Blätter nicht mehr fallen läßt,
Und steht im Schwarzherbst
Und steht im Schneefeld
Und steht im Märzregen noch
Und seine Blätter sind Metall geworden
Und klirren geisterhaft im Frühlingswind.
Und Wunsch, vergeblicher, daß von dir wiche
Die Majestät der düsteren Vollendung. [...]
(aus: Requiem, von Marie Luise Kaschnitz)