So viel Horizont war nie! Dirks "FreibeuterHerzen"
Verfasst: So 28. Dez 2008, 00:13
Eine Rezension schreibt, da bin ich mir ganz sicher und freue mich drauf, gewiss eine liebe Freundin von uns.
Ähm, Clemensken, meinst du zufällig mich? :flöt:
Wie dem auch sei- ich habe Dirk wieder gern zugehört, habe Texte und Musik sacken lassen und bin (wie immer) verschwenderisch mit Worten umgegangen:
...soviel Horizont war nie
Dirk Schulte
Freibeuterherzen
WerkSpuren 2008
Im Winter 2006 erschien Dirk Schultes CD "Liebe Zeit" in seiner Werkspuren-Edition unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen, 2007 warteten wir vergeblich auf eine Fortsetzung.
Im stillen Kämmerlein entstanden derweil Songs und Texte für verschiedene Auftraggeber, ein Lyrikband erschien im gleichen Jahr – die Zeit für eine neue CD war noch nicht reif.
2008 durfte ich aus der Ferne miterleben, wie sich ein schöpferischer Prozess losgelöst von Terminzwängen entwickeln kann.
So spielerisch, aufwändig und klang-voll sind die Lieder auf dieser neuen Scheibe, weil Dirks entspannte Freude an dieser Produktion in jedem Ton mit klingt. Er swingt und rockt und jazzt, spielt mit der zweiten Stimme, lässt auch gerne mal ein Schlagzeug krachen und führt uns dann wieder in die Stille. Große Arrangements und schlichte Klänge legen sich stimmig um die Texte. Zuhören ist natürlich auch hier wieder angesagt. In jedem Song erkennt man auch Dirk, den Lyriker, mit lustvollen Sprachexperimenten und immer neuen Metaphern. Und so viele Songs sollen entstanden sein, dass das Material angeblich für eine Doppel-CD gereicht hätte! Da gab es wohl keinen Platz mehr für ein vertontes Gedicht oder alte Aufnahmen.
Im qualitativ hochwertigem Booklet zeigt sich Dirk diesmal höchstpersönlich und gut gelaunt mit Hut und Schaf und neuer Brille - klasse in Szene gesetzt von Agnes Bläsen-Jansen.
Winfried Kock war für das Gesamtlayout zuständig und verpasste der „Schulte-Show“ ein sepiafarbenes Finish.
Ich folge diesmal also den ganz frischen Spuren der „Freibeuterherzen “ und bin mit dem ersten Titel:
01 Helle Horizonte gleich mitten drin:
„Wir haben Neurosen gepflegt und den Zeitgeist verlacht
Unseren Freibeuterherzen das Lieben beigebracht
Haben das Weite gesucht und die Schwerkraft negiert
Unseren Träumen vertraut und die Vernunft sabotiert“
Für diesen Text ziehe ich schmunzelnd meinen Hut. Dirk bringt hier tatsächlich ein „Leberwurstbrot“ unter, ohne die poetische Stimmung zu killen. Respekt!
Eine kleine autobiografische Reminiszenz, ein Freibeuterherz stellt sich vor mit all seinen Facetten und weist mir den Weg....
...der wohl irgendwann in einer Stadt mündete, die mit ihrem dekadenten Charme verzaubert und inspiriert. In:
02 Viel Zu Früh In Amsterdam ist es Dirk gelungen, ein Gefühl zu konservieren und dem Hörer nahe zubringen, indem er es mit akustischen und optischen Erinnerungen verbindet. Ich warte mit ihm auf die Dinge, die da kommen:
„Am Wasser dümpeln Boote und Würze strömt herauf
Und irgendjemand, der nicht schläft, reißt Fensterläden auf“.
Dieser Song ist, wie die Liebe sein sollte: „...wild und doch unfassbar schlicht“.
03 Unterwegs
Hier wird für Kenner und Freunde des Lyrikers Paul Celan eine Adaption des Gedichtes „Auf Reisen“ präsentiert. Dirk tastet sich einfühlsam durch Celans Gedankenwelt, erweitert sie, wechselt die Sicht und bietet mir eine Interpretationsmöglichkeit, ohne die Intention des Originals zu verändern. Nicht einfach, der Celan - deshalb für mich der beste Text dieses Albums. Die Musik hält die Spannung der Worte und lässt nicht mehr los. Wer neugierig geworden ist:„Auf Reisen“ ist in Celans Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ zu finden.
Weiter geht’s mit einem ganz typischen „Schulte“:
04 Nomaden Des Glücks, nur mit Akustik-Gitarre und Querflöte begleitet und mit Wortspielereien vom Feinsten. Ein „Bitte-Liebe!-Lied“. Und der Einstieg ist ein Knaller: „Verkauf mir weiße Blumen, nenn mich einen Schuft...“
Es gibt Songs, da gefällt mir der Text und die Musik - die sind gut, die kann ich immer wieder hören. Einige wenige gehen direkt ins Herz. Ich gebe es zu, ich bin für Lieder schon im Vorfeld empfänglich, wenn sie mit 05 Das Meer, Die Zeit Und Du betitelt werden. Wenn dann noch eine Hommage an Wind und Meer zum Klingen gebracht wird, in der sich Erinnerungen, Wünsche und Träume zu einer ewigen Reise vereinen, dann passt es...
„Und es regnet aus den Sternen
Eine Spur Melancholie
Seh die Küste sich entfernen
So viel Horizont war nie“
Die Liebe aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln betrachten, das kann der Schulte und dazu muss wahrscheinlich ein Freibeuterherz in der Brust schlagen. Für den nächsten Track
06 Der Topograf, hat er sich höchstselbst ans Piano begeben und swingt sich mit Witz und Ironie durch seine eher persönliche Gefühlswelt. Die Hoffnung stirbt hier wohl zuletzt:
„Wenn du dann kommst, werd ich ein andrer sein
Frei von Ahnung, frei von Schmerz..
Wenn du dann kommst, werd ich genesen sein
Von allen Reimen auf dein Herz.“
Da hoffe ich mal mit, denn „...Tastsinn schützt vor Blindheit nicht“!
Nach langem Hin und Her und jetzt kurz und schmerzlos: Mein Lieblingssong!
Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten und den werfe ich mal auf
07 Licht Und Kristall.
Nein, das Lied ist nicht schlecht. Eine Momentaufnahme über Fragen ohne Antworten, eingebettet in eine winterliche Szenerie. Ein Park, ein verlassenes Karussell, starres Eis und Kälte, die von außen nach innen dringt. „Wir leben unter dickem Fell“- und die „Zweifel atmen wir ins All“. Leise instrumentiert, mit einer stimmigen „Spieluhren-Melodie“ und dezenten Streichern im Hintergrund. Alles rund, aber mich reißt dieser Song aus der „Freibeuter-Stimmung“, dieser alles in allem rockigeren und frecheren Zusammenstellung - besonders die sehr getragene gesangliche Interpretation. Hätte es der Text nicht in sich, könnte ich mir jetzt glatt einen Tee mit Rum gönnen und ein Schläfchen unter der warmen Decke. Vielleicht wäre „Licht und Kristall“ auf einer der nächsten Werkspuren besser aufgehoben?
Ins Wachkoma falle ich dann zum Glück doch nicht, denn das Schlagzeug in 08 Noch Immer Zu Haus lässt mich mit Füßen wippen, die elektrische Gitarre macht Stimmung und ich gebe Dirk Recht: „Schön war die Zeit...“ Und war es nicht so:
Die wahre Liebe, die in Schrebergärten blühte, ein Mond, der dazu lacht - die Unbeholfenheit der ersten Liebe? Na und? Nennen wir es doch „Vergangenheit“! Ist doch schön, sich zu erinnern -
wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber immer mit dem 09 Schalk Im Gesicht. Lakonisch-ironische Erkenntnisse der eigenen Unvollkommenheiten und die Versuche, dieselben zu korrigieren und letzendlich zu akzeptieren. Ein Nihilist beichtet und macht mich nachdenklich...
Jetzt kommt ein Schmankerl! Dirk kann auch Geschichten erzählen, wie einer unserer „ganz Großen“. Ein „Liedermacher-Lied“ wie es sein soll. Mit einer sparsamen Gitarre, diesmal wieder, wie auch in anderen Songs, selbst gespielt und mit Akkordeon unterlegt, malt er die atmosphärisch dichte Szene eines Sommertages:
10 Die Kähne am Kanal. Das ist Kino im Kopf:
„Sommers schaukeln leere Kähne
Drüben am Kanal
Fast wie aus einer anderen Welt
So alt und stolz und schmal“
Das Bild zieht mich in seinen Bann - genau wie „der große Fluß der Dinge“.
„Trunken und träumerisch“ fällt mir dazu ein.
Ausgeträumt! Die dunkle Seite. 11 Viel Leichter Wird Es Nicht - ganz andere Töne. Eine Abrechnung, hart aber herzlich:
„Vor uns liegt die Zukunft
Wie ein dunkeles Gedicht
Uns bleibt nichts, als zu betteln
Um ein Care-Paket voll Licht“
Wäre es nicht es nicht so poetisch formuliert, könnte man die Türen knallen hören. Aber ganz klar ist:
„Viel leichter wird es nicht, wenn wir jetzt gehen
Wir tranken sie erst halb, die lange Nacht“
Wie viele nicken jetzt zustimmend?
Für das Finale des Songs schöpft Dirk stimmlich aus dem Vollen - grandios!
Aber das gesträubte Gefieder glättet sich, wenn der Tag zu Ende geht, im letzten Track:
12 So gehen Wir In Den Abend. Schöner kann man es nicht sagen und deshalb kommentarlos:
„Dein Mund, der schöner schweigt als jeder Sonnenuntergang
Die Stunden in den Gärten unsrer Lust, ein dunkler Klang
Ein dunkler Klang - so tief, so lang“
Einmal tief durchatmen. Diese Scheibe ist textlich und musikalisch so stimmig und geschlossen, dass ich sie gleich neben die „Dreizehn Häutungen“ stellen möchte - oder vielleicht sogar noch darüber.
Das Resümee: ... „soviel Horizont war nie“!
Danke Dirk für diesen spannungsvollen Jahresabschluß. Diese CD begleitet mich sicher 2009!
Euch allen ein gutes Jahr !
Liebe Grüße
Annette
Nun sind die Hörproben, die Dirk spendiert hat, im anderen Thread.
Die liefere ich jetzt doch besser nach:
http://www.freibeuterherzen.dirk-schulte.net/
Ähm, Clemensken, meinst du zufällig mich? :flöt:
Wie dem auch sei- ich habe Dirk wieder gern zugehört, habe Texte und Musik sacken lassen und bin (wie immer) verschwenderisch mit Worten umgegangen:
...soviel Horizont war nie
Dirk Schulte
Freibeuterherzen
WerkSpuren 2008
Im Winter 2006 erschien Dirk Schultes CD "Liebe Zeit" in seiner Werkspuren-Edition unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen, 2007 warteten wir vergeblich auf eine Fortsetzung.
Im stillen Kämmerlein entstanden derweil Songs und Texte für verschiedene Auftraggeber, ein Lyrikband erschien im gleichen Jahr – die Zeit für eine neue CD war noch nicht reif.
2008 durfte ich aus der Ferne miterleben, wie sich ein schöpferischer Prozess losgelöst von Terminzwängen entwickeln kann.
So spielerisch, aufwändig und klang-voll sind die Lieder auf dieser neuen Scheibe, weil Dirks entspannte Freude an dieser Produktion in jedem Ton mit klingt. Er swingt und rockt und jazzt, spielt mit der zweiten Stimme, lässt auch gerne mal ein Schlagzeug krachen und führt uns dann wieder in die Stille. Große Arrangements und schlichte Klänge legen sich stimmig um die Texte. Zuhören ist natürlich auch hier wieder angesagt. In jedem Song erkennt man auch Dirk, den Lyriker, mit lustvollen Sprachexperimenten und immer neuen Metaphern. Und so viele Songs sollen entstanden sein, dass das Material angeblich für eine Doppel-CD gereicht hätte! Da gab es wohl keinen Platz mehr für ein vertontes Gedicht oder alte Aufnahmen.
Im qualitativ hochwertigem Booklet zeigt sich Dirk diesmal höchstpersönlich und gut gelaunt mit Hut und Schaf und neuer Brille - klasse in Szene gesetzt von Agnes Bläsen-Jansen.
Winfried Kock war für das Gesamtlayout zuständig und verpasste der „Schulte-Show“ ein sepiafarbenes Finish.
Ich folge diesmal also den ganz frischen Spuren der „Freibeuterherzen “ und bin mit dem ersten Titel:
01 Helle Horizonte gleich mitten drin:
„Wir haben Neurosen gepflegt und den Zeitgeist verlacht
Unseren Freibeuterherzen das Lieben beigebracht
Haben das Weite gesucht und die Schwerkraft negiert
Unseren Träumen vertraut und die Vernunft sabotiert“
Für diesen Text ziehe ich schmunzelnd meinen Hut. Dirk bringt hier tatsächlich ein „Leberwurstbrot“ unter, ohne die poetische Stimmung zu killen. Respekt!
Eine kleine autobiografische Reminiszenz, ein Freibeuterherz stellt sich vor mit all seinen Facetten und weist mir den Weg....
...der wohl irgendwann in einer Stadt mündete, die mit ihrem dekadenten Charme verzaubert und inspiriert. In:
02 Viel Zu Früh In Amsterdam ist es Dirk gelungen, ein Gefühl zu konservieren und dem Hörer nahe zubringen, indem er es mit akustischen und optischen Erinnerungen verbindet. Ich warte mit ihm auf die Dinge, die da kommen:
„Am Wasser dümpeln Boote und Würze strömt herauf
Und irgendjemand, der nicht schläft, reißt Fensterläden auf“.
Dieser Song ist, wie die Liebe sein sollte: „...wild und doch unfassbar schlicht“.
03 Unterwegs
Hier wird für Kenner und Freunde des Lyrikers Paul Celan eine Adaption des Gedichtes „Auf Reisen“ präsentiert. Dirk tastet sich einfühlsam durch Celans Gedankenwelt, erweitert sie, wechselt die Sicht und bietet mir eine Interpretationsmöglichkeit, ohne die Intention des Originals zu verändern. Nicht einfach, der Celan - deshalb für mich der beste Text dieses Albums. Die Musik hält die Spannung der Worte und lässt nicht mehr los. Wer neugierig geworden ist:„Auf Reisen“ ist in Celans Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ zu finden.
Weiter geht’s mit einem ganz typischen „Schulte“:
04 Nomaden Des Glücks, nur mit Akustik-Gitarre und Querflöte begleitet und mit Wortspielereien vom Feinsten. Ein „Bitte-Liebe!-Lied“. Und der Einstieg ist ein Knaller: „Verkauf mir weiße Blumen, nenn mich einen Schuft...“
Es gibt Songs, da gefällt mir der Text und die Musik - die sind gut, die kann ich immer wieder hören. Einige wenige gehen direkt ins Herz. Ich gebe es zu, ich bin für Lieder schon im Vorfeld empfänglich, wenn sie mit 05 Das Meer, Die Zeit Und Du betitelt werden. Wenn dann noch eine Hommage an Wind und Meer zum Klingen gebracht wird, in der sich Erinnerungen, Wünsche und Träume zu einer ewigen Reise vereinen, dann passt es...
„Und es regnet aus den Sternen
Eine Spur Melancholie
Seh die Küste sich entfernen
So viel Horizont war nie“
Die Liebe aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln betrachten, das kann der Schulte und dazu muss wahrscheinlich ein Freibeuterherz in der Brust schlagen. Für den nächsten Track
06 Der Topograf, hat er sich höchstselbst ans Piano begeben und swingt sich mit Witz und Ironie durch seine eher persönliche Gefühlswelt. Die Hoffnung stirbt hier wohl zuletzt:
„Wenn du dann kommst, werd ich ein andrer sein
Frei von Ahnung, frei von Schmerz..
Wenn du dann kommst, werd ich genesen sein
Von allen Reimen auf dein Herz.“
Da hoffe ich mal mit, denn „...Tastsinn schützt vor Blindheit nicht“!
Nach langem Hin und Her und jetzt kurz und schmerzlos: Mein Lieblingssong!
Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten und den werfe ich mal auf
07 Licht Und Kristall.
Nein, das Lied ist nicht schlecht. Eine Momentaufnahme über Fragen ohne Antworten, eingebettet in eine winterliche Szenerie. Ein Park, ein verlassenes Karussell, starres Eis und Kälte, die von außen nach innen dringt. „Wir leben unter dickem Fell“- und die „Zweifel atmen wir ins All“. Leise instrumentiert, mit einer stimmigen „Spieluhren-Melodie“ und dezenten Streichern im Hintergrund. Alles rund, aber mich reißt dieser Song aus der „Freibeuter-Stimmung“, dieser alles in allem rockigeren und frecheren Zusammenstellung - besonders die sehr getragene gesangliche Interpretation. Hätte es der Text nicht in sich, könnte ich mir jetzt glatt einen Tee mit Rum gönnen und ein Schläfchen unter der warmen Decke. Vielleicht wäre „Licht und Kristall“ auf einer der nächsten Werkspuren besser aufgehoben?
Ins Wachkoma falle ich dann zum Glück doch nicht, denn das Schlagzeug in 08 Noch Immer Zu Haus lässt mich mit Füßen wippen, die elektrische Gitarre macht Stimmung und ich gebe Dirk Recht: „Schön war die Zeit...“ Und war es nicht so:
Die wahre Liebe, die in Schrebergärten blühte, ein Mond, der dazu lacht - die Unbeholfenheit der ersten Liebe? Na und? Nennen wir es doch „Vergangenheit“! Ist doch schön, sich zu erinnern -
wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber immer mit dem 09 Schalk Im Gesicht. Lakonisch-ironische Erkenntnisse der eigenen Unvollkommenheiten und die Versuche, dieselben zu korrigieren und letzendlich zu akzeptieren. Ein Nihilist beichtet und macht mich nachdenklich...
Jetzt kommt ein Schmankerl! Dirk kann auch Geschichten erzählen, wie einer unserer „ganz Großen“. Ein „Liedermacher-Lied“ wie es sein soll. Mit einer sparsamen Gitarre, diesmal wieder, wie auch in anderen Songs, selbst gespielt und mit Akkordeon unterlegt, malt er die atmosphärisch dichte Szene eines Sommertages:
10 Die Kähne am Kanal. Das ist Kino im Kopf:
„Sommers schaukeln leere Kähne
Drüben am Kanal
Fast wie aus einer anderen Welt
So alt und stolz und schmal“
Das Bild zieht mich in seinen Bann - genau wie „der große Fluß der Dinge“.
„Trunken und träumerisch“ fällt mir dazu ein.
Ausgeträumt! Die dunkle Seite. 11 Viel Leichter Wird Es Nicht - ganz andere Töne. Eine Abrechnung, hart aber herzlich:
„Vor uns liegt die Zukunft
Wie ein dunkeles Gedicht
Uns bleibt nichts, als zu betteln
Um ein Care-Paket voll Licht“
Wäre es nicht es nicht so poetisch formuliert, könnte man die Türen knallen hören. Aber ganz klar ist:
„Viel leichter wird es nicht, wenn wir jetzt gehen
Wir tranken sie erst halb, die lange Nacht“
Wie viele nicken jetzt zustimmend?
Für das Finale des Songs schöpft Dirk stimmlich aus dem Vollen - grandios!
Aber das gesträubte Gefieder glättet sich, wenn der Tag zu Ende geht, im letzten Track:
12 So gehen Wir In Den Abend. Schöner kann man es nicht sagen und deshalb kommentarlos:
„Dein Mund, der schöner schweigt als jeder Sonnenuntergang
Die Stunden in den Gärten unsrer Lust, ein dunkler Klang
Ein dunkler Klang - so tief, so lang“
Einmal tief durchatmen. Diese Scheibe ist textlich und musikalisch so stimmig und geschlossen, dass ich sie gleich neben die „Dreizehn Häutungen“ stellen möchte - oder vielleicht sogar noch darüber.
Das Resümee: ... „soviel Horizont war nie“!
Danke Dirk für diesen spannungsvollen Jahresabschluß. Diese CD begleitet mich sicher 2009!
Euch allen ein gutes Jahr !
Liebe Grüße
Annette
Nun sind die Hörproben, die Dirk spendiert hat, im anderen Thread.
Die liefere ich jetzt doch besser nach:
http://www.freibeuterherzen.dirk-schulte.net/