Ja, es hat mich nicht nur gefreut, sondern ich bin regelrecht stolz, dass jemand einen Song von mir covert... :rotwerd:
Und nicht irgendjemand, sondern Uwe Schäfer, den ich beim LT 2010 kennenlernen durfte, und den ich seitdem zu meinen wirklichen Freunden zähle, die nämlich, mit denen ich über Dinge reden kann, über die ich nicht mit irgendjemandem reden würde, und umgekehrt ist das hoffentlich auch so...
Dass wir uns erst 2010 beim LT begegnet sind, ist seltsam, denn wir haben tatsächlich nicht nur einen ähnlichen "frommen Hintergrund" (Baptisten), sondern sind auch beide in derselben Stadt (Wuppertal) aufgewachsen, allerdings in unterschiedlichen Stadtteilen und waren dort in unserer jeweiligen Gemeinde... Trotzdem seltsam irgendwie...
Das Lied habe ich 1983 geschrieben, war seit etwas über 3 Jahren Baptist (ich bin im Unterschied zu Uwe nicht in einer solchen Gemeinde "aufgewachsen"), ich hatte nach den anfänglichen euphorischen Jahren erste Zweifel an alldem bekommen, nicht so sehr am Glauben selbst, aber an der Art und Weise, wie in solchen Gemeinden zum Teil miteinander umgegangen wird, wie Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen können...
Dann hörte ich eine Predigt über das "Gleichnis vom verlorenen Sohn" (Lukas 15, 11-32), die ganz anders war, als die Interpretationen zum Thema, die ich bis dahin kannte, denn sie befasste sich nicht mit dem "verlorenen" Sohn selbst, sondern mit dessen Bruder, der sich benachteiligt fühlt... Also die altbekannte Geschichte aus einem anderen Blickwinkel, der normalerweise in unseren frommen Kreisen nicht so gern angesprochen wurde, weil er natürlich auch die eigene Haltung in solch einer Gemeinde kritisch beleuchtete. Aber die andere Seite der Medaille wird in dem Bibeltext nun mal auch klar angesprochen. Und der Vater sagt zu seinem älteren Sohn:
"Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden." (Lukas 15, 31)...
Jedenfalls hat mich diese Predigt damals so beeindruckt, dass ich damals dieses Lied geschrieben habe. Und in diesen Tagen wird dieser Text auch wieder relavant für mich, weil er ja auch unsere Haltung zu den Menschen beleuchtet, die gerade hierher geflüchtet sind. Sie sind zwar keine "verlorenden Söhne" in dem Sinne, aber viele von ihnen waren dem Tod sehr nahe und leben. Und darüber sollten wir uns verdammt nochmal freuen! ...
Tja, so geht's, Pastor Uwe Schäfer covert einen Song von mir, und cARSCHti fängt an zu predigen... *hihi*
Aber hier nochmal mein Text von damals:
Ballade vom verlorenen Sohn
Es war einmal ein Vater mit zwei Söhnen
Der eine hat sich aus dem Staub gemacht
Der wollte in der Stadt ein bess'res Leben
Hat dort das ganze Erbe durchgebracht
Der Hunger trieb ihn dann zurück zum Vater
Der ihn mit einem Freudenschrei empfing
Aus diesem Freudenschrei lässt sich entnehmen
Wie sehr der Alte an dem Jungen hing
Der and're Sohn hingegen wurde wütend
Er gönnte seinem Bruder all das nicht
Das ganze Leben hatte er geschuftet
Tat immer treu und redlich seine Pflicht
Bei Vater fand er dafür kein Verständnis
Der Alte raffte scheinbar gar nichts mehr
Da musste man halt selbst was unternehmen
Da musste wieder Recht und Ordnung her
Wie's weiterging, ist uns nicht überliefert
Obwohl mich das ganz brennend interessiert
Was ist aus dem verlor'nen Sohn geworden
Ich hoffe doch, es ist ihm nichts passiert
Was ist aus dem verlor'nen Sohn geworden
Ich hoffe doch, es ist ihm nichts passiert
... und wie er in meiner Version (aufgenommen Anfang 2010) klingt:
http://www.carschti.com/30Jahre/Ballade_vom_velorenen_Sohn.mp3
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)