Liebe Musikschaffende und Musikhörer!
Wohl dem, der noch nicht betroffen ist, aber niemand ist sicher, es kann jederzeit passieren:
Ende Juli 'erwischte' es die Musikerin Scarlett O’ und den (u. a.) Liedermacher Michael Zachcial. Sie wurden aufgefordert, dafür zu bezahlen, dass sie bestimmte Presseveröffentlichungen auf ihren Homepages zeigten oder zitierten. Gegenstand der Pressetexte waren jeweils sie selbst, Zeitung und Autor wurden ordnungsgemäß genannt, das Einverständnis der Autoren wurde eingeholt (nur mündlich, vermute ich mal). Sie wurden ohne Vorwarnung aufgefordert, für Texte, die sie teilweise schon seit Jahren auf ihrer Website hatten, zu bezahlen – einen bestimmten Betrag für das 'Vergehen' mal die Anzahl der Jahre plus die Anwaltskosten. Ein gewisses Entgegenkommen wäre es gewesen, erstmal um die Entfernung der Texte zu bitten, aber das ist ja nicht Sinn der Sache, man will ja was verdienen.
Eigentlich ist es gängige Praxis: Journalisten besuchen Konzerte oder Lesungen ohne Eintritt zu bezahlen, werden bewirtet, bekommen ein Exemplar der CD oder des Buches, das sie beschreiben sollen. Der Artikel findet unter Umständen den Weg auf die Homepage des Künstlers, der Name des Autors und die Zeitung werden genannt – alle haben was davon. Inzwischen wurden aber schon sehr viele Künstler abgemahnt, dabei trifft es nicht nur Unbekannte, auch große Namen sind dabei. Teilweise haben sie einen Vergleich geschlossen (Kosten drücken und bezahlen, um eine Klage/Gerichtsverhandlung abzuwenden), damit sie sich wieder auf ihre eigentliche Berufung konzentrieren können. Viele haben die Presseseite ihrer Website ganz geschlossen oder wenigstens dezimiert.
Scarlett O’ und Michael Zachcial haben beschlossen, sich zu wehren. Sie haben einen offenen Brief an die Rechteinhaber geschrieben und sammeln Unterschriften. Wer mitmachen will oder sich auch nur für die Sache interessiert, kann diesen Link aufrufen:
http://www.chanson.de/unterschreiben.php
Wer nicht unterschreiben oder sich vor der Unterschrift informieren will, findet hier weiterführende Links zum Thema, da kommen auch Leute zu Wort, die tiefer im Thema drin sind, ich bin ja gar nicht beteiligt. Außer, dass mir auf den Künstlerseiten viele Zeitungsartikel vorenthalten werden, die ich nun wohl nie zu Gesicht bekommen werde.
Die Unterschriftenaktion wurde von Scarlett O’ und Michael Zachcial initiiert, weiterhin beteiligt sind Maik Wolter von Profolk e. V. und Jürgen Ehle, Scarletts Bühnen- und Lebenspartner. Der eine oder andere der Namen könnte Euch evtl. bekannt sein. Langfristig wird natürlich eine Gesetzesänderung angestrebt. Es geht nicht darum, Rechte zu beschneiden, viele Journalisten, Zeitungsverlage und Anwälte distanzieren sich von dieser Abmahnpraxis, aber es gibt halt immer auch die, die das schnelle Geld wittern und aus dieser Abzockerei ein Geschäftsmodell machen.
Viele Grüße von Petra