CD-Preise und ihre Gestaltung
Verfasst: Fr 24. Feb 2006, 13:31
Liebe Leute,
ich möchte mal was zu den CD-Preisen sagen, weil im Thread rund um die Gesetzesvorlage der Phonoindustrie eine Meinung geäußert worden ist, die mir aufgestoßen ist, weil ich sie als eindeutig zu undifferenziert empfand.
Wir selbst, also ich mit meinem Duo, produzieren ja nur Kleinserien, aber trotzdem muss jeder Produktion ja eine Rentabilitätsberechnung vorausgehen.
Das eine einzelne CD im Presswerk bei Kleinserien einen maximalen Produktionspreis von 2,- Euro hat ist erst mal richtig. Das ist schon der Preis, wenn man ein aufwändiges vollfarbiges, 16-seitiges Booklet dabei hat.
Allerdings muss so eine CD auch erst mal aufgenommen werden. Ein halbwegs professionelles Studio kostet selten unter 500,- Euro/Tag. An einem Tag nimmt man, wenn man sich richtig Mühe gibt, selten mehr als einen Song auf. Bei 14 Liedern auf einer Platte, sind das weitere 7000,- Euro. Dann kommt noch die Zeit des Mischens drauf, veranschlagt mit grob 2000,- Euro. Dazu dann noch das Mastering, was auch noch mal 500,- Euro betragen kann. Bei einer Kleinserie von 1000 CDs kommt man also auf 9,50 Euro pro CD für die gesamten Studiokosten.
Da man ein Booklet besser nicht selber bastelt, sondern einen Grafiker dran lässt, der, wenn er schnell ist, zwei Tage daran arbeitet gehen hier locker weitere 800,- Euro durch, kommt also zu weiteren 0,80 Euro pro CD.
Oft sind in Booklets auch Photos zu finden. Ein professioneller Fotograf kostet weitere 200,- Euro, also 20 Cent pro Scheibe.
Als nächstes kommen Vertriebswege hinzu. Hier gehen oft auch noch mal 2,- Euro pro CD bei drauf.
Ich habe garantiert noch einen Kostenfaktor vergessen, aber eine durchweg professionelle Produktion kostet jetzt schon mal 14,50. Da hat jetzt weder eine Plattenfirma noch ein Künstler dran verdient.
Glücklicherweise haben wir einen bekannten mit einem semiprofessionellen Studio, einen Freund der Grafiker ist, einen bekannten der professionell fotografiert, usw. Aber selbst bei unserer Kleinproduktion von 500 Stück, die wir bei der letzten CD hatten, haben wir 2000,- Euro ausgegeben. Da wir dieses Geld auslegen müssen, müssen wir zusehen, dass wir das schnell wieder reinkriegen. Jetzt könnte man ja sagen, prima, so günstig wie die Produktion war (4,- Euro pro Platte), könnte man die ja für nen Fünfer verkaufen. Machen wir aber nicht. Denn wir wissen, dass wir innerhalb des ersten Jahres höchstens 150 Platten verkaufen, und dass dann schon eine gewisse Marktsättigung für uns einsetzt. Das heißt, jede weitere verkaufte CD ist mit einem Auftritt erarbeitet, der meistens auch plus-minus-Null kalkuliert ist. Also verkaufen wir die Platte zu 12,- Euro, und wenn mir da irgendjemand Wucher vorwirft, bloss weil ich das Geld, was ich auslege auch wieder raushaben möchte finde ich das dreist.
Soviel zur Kleinserie. Auf der anderen Seite ist klar, das oben kalkulierte Fixpreise sich bei Marktüblichen Großproduktionen locker vierfach kalkulieren lassen. Das heißt, die Fixkosten liegen oft bei etwa 50.000 Euro. Die Presswerkkosten dafür nur etwa bei 0,50 Euro/CD, weil es ja eine Großserie ist. Sagen wir mal, wir machen eine Hunderttausender-Auflage, dann sind wir bei 1,00 Euro pro CD. Jetzt bekommt das Management seinen Anteil (vielleicht auch ein Euro), das Label (vielleicht auch ein Euro), die GEMA (muss gezahlt werden, bei Pressung, bei 14 Liedern auch etwa ein Euro), die Musiker (selten mehr als ein Euro), der Plattenladen (oft leider nur 0,50 Euro), evtl. Gastmusiker (nochmal 50 Cent für alle zusamen) und der Großvertriebspartner (weitere 0,50 Euro).
Diese CD kostet jetzt also 6,50 Euro. Und da geb ich jedem Recht, der sagt mehr als 10 Euro sei Wucher.
Und dann gibt es auch noch die Megaproduktionen der Megastars, die wieder nach ganz anderen Spielregeln laufen. (Der angesprochene Michael Jackson gehört da wohl oder übel zu.)
Und dann kommen wir zum typischen Kundenverhalten. Der normale unaufgeklärte Kunde meint, wer berühmt sei, dürfe mehr kosten, als derjenige der noch keinen Namen habe. Wir, die kleinen, müssen unsere möglichen Preise an denen orientieren, die die großen machen. Wenn also eine Ärzteplatte für 16,00 Euro im Laden steht, muss ich da fast schon ein bißchen froh drüber sein, denn andernfalls könnte ich meine 12,- Euro kaum durchsetzen.
In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann wahrscheinlich auch noch anfangen mit einem Vertriebspartner zusammenzuarbeiten. Und schwupps kostet unsere CD dort 14,-, vielleicht sogar 15,- Euro, weil wir es uns nicht leisten können, unsere "Schuldentilgung" pro CD zu mindern.
Ich weiß, dass der ganze Beitrag eindeutig außerhalb des eigentlich diskutierten Themas liegt, aber es war mir wichtig, hier mal eine Lanze für die Preisgestaltungen von CDs, gerade auch von unbekannten Künstlern zu brechen.
Viele der angeführten Zahlen, sind nicht belegt, scheinen mir aber realistisch zu sein. Bei einigen weiß ich eben besser, bei anderen weniger gut bescheid.
ich möchte mal was zu den CD-Preisen sagen, weil im Thread rund um die Gesetzesvorlage der Phonoindustrie eine Meinung geäußert worden ist, die mir aufgestoßen ist, weil ich sie als eindeutig zu undifferenziert empfand.
Wir selbst, also ich mit meinem Duo, produzieren ja nur Kleinserien, aber trotzdem muss jeder Produktion ja eine Rentabilitätsberechnung vorausgehen.
Das eine einzelne CD im Presswerk bei Kleinserien einen maximalen Produktionspreis von 2,- Euro hat ist erst mal richtig. Das ist schon der Preis, wenn man ein aufwändiges vollfarbiges, 16-seitiges Booklet dabei hat.
Allerdings muss so eine CD auch erst mal aufgenommen werden. Ein halbwegs professionelles Studio kostet selten unter 500,- Euro/Tag. An einem Tag nimmt man, wenn man sich richtig Mühe gibt, selten mehr als einen Song auf. Bei 14 Liedern auf einer Platte, sind das weitere 7000,- Euro. Dann kommt noch die Zeit des Mischens drauf, veranschlagt mit grob 2000,- Euro. Dazu dann noch das Mastering, was auch noch mal 500,- Euro betragen kann. Bei einer Kleinserie von 1000 CDs kommt man also auf 9,50 Euro pro CD für die gesamten Studiokosten.
Da man ein Booklet besser nicht selber bastelt, sondern einen Grafiker dran lässt, der, wenn er schnell ist, zwei Tage daran arbeitet gehen hier locker weitere 800,- Euro durch, kommt also zu weiteren 0,80 Euro pro CD.
Oft sind in Booklets auch Photos zu finden. Ein professioneller Fotograf kostet weitere 200,- Euro, also 20 Cent pro Scheibe.
Als nächstes kommen Vertriebswege hinzu. Hier gehen oft auch noch mal 2,- Euro pro CD bei drauf.
Ich habe garantiert noch einen Kostenfaktor vergessen, aber eine durchweg professionelle Produktion kostet jetzt schon mal 14,50. Da hat jetzt weder eine Plattenfirma noch ein Künstler dran verdient.
Glücklicherweise haben wir einen bekannten mit einem semiprofessionellen Studio, einen Freund der Grafiker ist, einen bekannten der professionell fotografiert, usw. Aber selbst bei unserer Kleinproduktion von 500 Stück, die wir bei der letzten CD hatten, haben wir 2000,- Euro ausgegeben. Da wir dieses Geld auslegen müssen, müssen wir zusehen, dass wir das schnell wieder reinkriegen. Jetzt könnte man ja sagen, prima, so günstig wie die Produktion war (4,- Euro pro Platte), könnte man die ja für nen Fünfer verkaufen. Machen wir aber nicht. Denn wir wissen, dass wir innerhalb des ersten Jahres höchstens 150 Platten verkaufen, und dass dann schon eine gewisse Marktsättigung für uns einsetzt. Das heißt, jede weitere verkaufte CD ist mit einem Auftritt erarbeitet, der meistens auch plus-minus-Null kalkuliert ist. Also verkaufen wir die Platte zu 12,- Euro, und wenn mir da irgendjemand Wucher vorwirft, bloss weil ich das Geld, was ich auslege auch wieder raushaben möchte finde ich das dreist.
Soviel zur Kleinserie. Auf der anderen Seite ist klar, das oben kalkulierte Fixpreise sich bei Marktüblichen Großproduktionen locker vierfach kalkulieren lassen. Das heißt, die Fixkosten liegen oft bei etwa 50.000 Euro. Die Presswerkkosten dafür nur etwa bei 0,50 Euro/CD, weil es ja eine Großserie ist. Sagen wir mal, wir machen eine Hunderttausender-Auflage, dann sind wir bei 1,00 Euro pro CD. Jetzt bekommt das Management seinen Anteil (vielleicht auch ein Euro), das Label (vielleicht auch ein Euro), die GEMA (muss gezahlt werden, bei Pressung, bei 14 Liedern auch etwa ein Euro), die Musiker (selten mehr als ein Euro), der Plattenladen (oft leider nur 0,50 Euro), evtl. Gastmusiker (nochmal 50 Cent für alle zusamen) und der Großvertriebspartner (weitere 0,50 Euro).
Diese CD kostet jetzt also 6,50 Euro. Und da geb ich jedem Recht, der sagt mehr als 10 Euro sei Wucher.
Und dann gibt es auch noch die Megaproduktionen der Megastars, die wieder nach ganz anderen Spielregeln laufen. (Der angesprochene Michael Jackson gehört da wohl oder übel zu.)
Und dann kommen wir zum typischen Kundenverhalten. Der normale unaufgeklärte Kunde meint, wer berühmt sei, dürfe mehr kosten, als derjenige der noch keinen Namen habe. Wir, die kleinen, müssen unsere möglichen Preise an denen orientieren, die die großen machen. Wenn also eine Ärzteplatte für 16,00 Euro im Laden steht, muss ich da fast schon ein bißchen froh drüber sein, denn andernfalls könnte ich meine 12,- Euro kaum durchsetzen.
In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann wahrscheinlich auch noch anfangen mit einem Vertriebspartner zusammenzuarbeiten. Und schwupps kostet unsere CD dort 14,-, vielleicht sogar 15,- Euro, weil wir es uns nicht leisten können, unsere "Schuldentilgung" pro CD zu mindern.
Ich weiß, dass der ganze Beitrag eindeutig außerhalb des eigentlich diskutierten Themas liegt, aber es war mir wichtig, hier mal eine Lanze für die Preisgestaltungen von CDs, gerade auch von unbekannten Künstlern zu brechen.
Viele der angeführten Zahlen, sind nicht belegt, scheinen mir aber realistisch zu sein. Bei einigen weiß ich eben besser, bei anderen weniger gut bescheid.