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Aus dem Schneckenhaus von Reinhard Mey

Verfasst: Di 27. Sep 2005, 11:29
von Holtzwurm
Hallo,
da ich - obwohl ich Admin bin :roll: - zurzeit nicht weiß, ob ich was in Pressearchiv einstellen kann (sprich: ich habe keine Möglichkeit dazu gefunden, muss aber auch zugeben, dass ich absolut keine Zeit hatte, mich mit der Neugestaltung auseinanderzusetzen, als danach gefragt wurde), stelle ich hier einen Artikel ein, den ich in der Rhein-Zeitung gefunden habe.
Eigentlich hatte ich einen anderen gesucht, nämlich einen Konzertbericht aus Siegen, den ich heute Morgen in der heutigen Ausgabe der Rheinzeitung gesehen habe, bin bei der Suche danach aber (u. a.) auf das hier gestoßen. Ich dachte mir, den einen oder anderen hier interessiert das vielleicht ... :-D
Aus dem Schneckenhaus von Reinhard Mey
Berlin - Reinhard Mey ist seit vier Jahrzehnten in der deutschen Liedermacher-Szene eine Größe.
Reinhard Mey
Der Liedermacher Reinhard Mey hält Rückschau auf sein Leben.
Er verkauft heute in Deutschland von der so genannten Backlist seines Song-Repertoires mehr Platten als die Beatles, wie seine Plattenfirma sagt.
Jetzt hält der 62-Jährige, der gegenwärtig wieder auf seiner zweimonatigen Tournee unterwegs ist, Rückschau auf sein bisheriges Leben. Dabei gibt der ansonsten öffentlichkeitsscheue Liedermacher, der immer noch vor jedem Bühnenauftritt Blut und Wasser schwitzt, erstmals auch erstaunlich offene Einblicke in sein Privatleben und seine Gefühlswelten, sein „Schneckenhaus”, wie er es selber nennt.
Er spricht auch über seine Fliegerleidenschaft oder sein Hadern mit manchen gesellschaftlichen Zuständen, die der früher so harmoniebedürftige Mey auch in einigen seiner Lieder anspricht. Und auch über sein in 40 Jahren nie nachgelassenes Lampenfieber: „Es gab Tourneen, da habe ich mit Hella zusammen gesessen und geweint und gesagt, ich gehe nicht, ich halt es nicht aus.”
Es ist keine klassische Autobiografie, sondern ein langes Zwiegespräch mit dem Freund und Schriftsteller Bernd Schroeder, der auch Frau Hella und die inzwischen erwachsenen und in die Welt verstreuten Kinder Frederik, Max und Victoria befragt hat. Der 22-jährige Max zum Beispiel lebt heute in Thailand, seine ganze Habe besteht aus dem Inhalt von zwei Reisetaschen („Die Eltern hatten, glaube ich, wirklich wenig Spaß mit mir”). Der 28-jährige Frederik ist auf internationaler „Walz” als Zimmermanns-Lehrbursche bis nach Kuba.
Heute lebt Mey mit seiner Frau allein in dem großen Haus am Rande von Berlin, im grünen Norden der Stadt, wo die Kinder aufgewachsen sind. Aber alles hat seine Zeit. „Ich habe wunderbare Erinnerungen, auch an das Leben hier in unserem Haus, aber es bringt mir nichts, da draußen immer wieder das Gras zu sehen, auf dem Frederik mit seinen Klassenkameraden Fußball gespielt hat.” Da sei der Garten noch zu irgend etwas nutze gewesen. „Aber in diesem Garten spielen sie nicht mehr, also brauche ich ihn nicht mehr.” Die allein zurückgebliebenen Eheleute denken auch darüber nach, noch ein Kind zu adoptieren.
Schon früher hatte Mey davon gesprochen, vielleicht mal eine Stadtwohnung zu nehmen. „Wenn ich in der Innenstadt wohnen würde, dann hätte ich mit Sicherheit im Umkreis von 500 Metern ein paar Plätze, an denen ich gerne sitzen würde, Leute treffen oder sowas.” Jetzt ist dem Liedermacher, der in den 60er und 70er Jahren Abend für Abend mit seiner Gitarre und mit Freunden wie Hannes Wader durch die Berliner Szenekneipen zog, der Aufwand zu groß, abends von der Stadtrandlage aufzubrechen und in eine Berliner Kneipe zu gehen. Auch ein Mey wird ruhiger.
Aber die Großstadt braucht er immer noch für seine Arbeit. „Mir würde das Schreiben ausgehen, wenn ich woanders leben würde als hier, unter einem blauen Himmel, in immer sorglosem Klima, ohne Anfechtungen.” Aber es ist auch immer eine Hassliebe zu Berlin geblieben. „Wie oft hab ich mir den Kopf an dieser Mauer eingerannt...Habe ich nicht in Gedanken auch mein Bündel schon geschnürt?”, singt er in seinem Lied „Mein Berlin” von 1989. „Widerstand und Widersprüche, Wirklichkeit und Utopien” heißt es da.
Aber alles in allem scheint Reinhard Mey ein glücklicher Mensch zu sein, glaubt man seinen Worten („zum Verschweigen oder Verstellen bin ich viel zu faul”). „What a lucky man you are”, heißt eines seiner Lieder. Seine Bilanz sei ausgeglichen, meint er. „Ich hab wirklich meinen Teil gehabt. Ich hätte keinen Grund zu hadern und zu grollen, wenn es jetzt zu Ende wäre.”
Reinhard Mey/mit Bernd Schroeder
Was ich noch zu sagen hätte
Kiepenheuer & Witsch, Köln
303 S., Euro 19,90
ISBN 3-462-03622-X

Das Ganze und einiges anderes kann man nachlesen unter www.rz-online.de  - und dann einfach in das Suchfeld "Reinhard Mey" eingeben.
LG, Lisa

Aus dem Schneckenhaus von Reinhard Mey

Verfasst: Di 27. Sep 2005, 11:33
von Holtzwurm
... und diesen Artikel hier
Von Gipfelstürmern und Höhenflügen
Reinhard Mey durfte in der Siegerlandhalle erst nach drei Zugaben von der Bühne - Neues Album präsentiert - Konzert war schnell ausverkauft

hatte ich eigentlich gesucht. Der ist heute in der Print-Ausgabe der Rhein-Zeitung erschienen - inkl. 4 Fotos. Leider kann man online auf diesen Artikel nur zugreifen, wenn man entweder ein Online-Abo der Rhein-Zeitung hat oder bereit ist, diesen Artikel zu kaufen.
Das kann man hier tun.
LG, Lisa