Erlebnisberichte Mairegen-Tournee 2011
Verfasst: So 18. Sep 2011, 13:36
Ihr hattet aber eine faire Chance, gebt es zu!
Er tourt also seit Tagen durch die Lande und keiner geht hin? Keiner fängt an? Na, dann muss – nein, darf - ich beginnen.
Also im Grunde genommen war das eine mehrfache Premiere. Zum einen war das mein erstes Konzert, welches ich mit chronischem HWS-Syndrom erlebte (Auffahrunfall). Zum andern, und nein, ich schäme mich nicht dafür, das erste Konzert, für das ich Karten auf dem Schwarzmarkt erworben habe. Das gleich vorweg, denn melden macht frei. 130,00 Euro habe ich bezahlt. Aufgedruckt waren 47,00 Euro. Die diffuse Informationspolitik nötigte mich zum diesem Schritt. Dazu später noch ein wenig mehr und jetzt noch die Warnung, dass diejenigen, die sich selbst vom Konzert überraschen lassen möchten, hier aufhören zum Lesen. Eigentlich ist er nicht wirklich notwendig dieser Hinweis, weil, ich bin heute ebenfalls durchgehend diffus in meinen Bemerkungen. Aber sicher ist sicher, und: ich habe keine Rechtsschutzversicherung. Deshalb steh' ich auch ziemlich im Dauerregen mit meinem HWS.
Jedenfalls habe ich mich gestern aufgemacht, zum 553 km entfernten Lingen, hab' mir dafür extra noch ein Stuttgarter Auto geborgt. Damit ich eine große Ladefläche habe. Ich hatte nämlich auf Ebay eine Liege ersteigert; eine Massageliege. Selbstabholung. In Sinzig. Und dann kann man ja das nützliche mit dem Nötigen verbinden. Als Fahrgast hatte ich noch einen meiner Siebenschläfer dabei. Seit Mai stelle ich Lebendfallen auf. Es ist jetzt der 16. Siebenschläfer der ein neues Zuhause sucht. Im Mai noch konnte ich sie immer pärchenweise aussetzen, inzwischen sind es wohl weniger geworden, auf meinem Dachboden, so dass auch pro Zeiteinheit weniger in die Falle laufen. Ich habe nur manchmal ein schlechtes Gewissen dabei. Dann suche ich noch extra schöne neue Gegenden für sie aus. Auch wenn es Marder wären, würde ich sie nicht in meinem Dachboden haben wollen. Der Lebensraum eines Siebenschläfer sollte der Baum sein, vor allem der gefällte, denke ich. Weil sie brauchen ja Löcher im Baum. Buchen und Eichenwälder sollen besonders geeignet sein.
Ich hab die Liege dann abgeholt und den Siebenschläfer in seine Freiheit entlassen und im Stau habe ich mir ein Butterbrot gegönnt.
Hin und wieder tauchten holländischen Sender im Radio auf. Ich höre eine Sendung mit einem Komiker. Er zieht die Grünen durch den Kakao. Ja, das mit dem Nie wieder Krieg fehlte mir auch, weil wann ist denn nun endlich Frieden? Aber Gott sei Dank: keines dieser Anti Tierkinderleichenteile Predigten. Nein, ich esse meine Freunde auch ungern, aber seit meinem HWS Trauma, muss ich, ärztlich verordnet noch ein „Spätstück“ zu mir nehmen, da mein Körper viel mehr Vitamine braucht als sowieso schon. Und sonst komme ich nicht durch die Nacht. Und was glaubt ihr muss da drin sein? Ja, leider. Nein, ich darf kein schlechtes Gewissen mehr haben, ich will ja gesund werden.
So der Komiker hat fertig und ich bin bei meiner Unterkunft angekommen. In 300m rechts liegt sie, die freundliche Frauenstimme. Punkt viertel vor Sieben. Ich klingle. Dann habe ich ja noch jede Menge Zeit bis 20h00, dachte ich. Das sieht meine Herbergsmutter ganz anders, weil nämlich heute in Lingen Stadtfest ist. Parkplatznot droht. Ich lass also das mit dem Duschen. Hüpfe trotzdem in die neuen Kleider - nein, nicht die vom Kaiser Beckenbauer - und fahre los. Am Theaterparkplatz, mit seinen 24 plus 3 Stellplätzen, welche zudem noch mit dem örtlichen Kino geteilt werden, erwartet mich gähnende Leere. Ich habe die Auswahl und parke trotzdem neben dem einzigen Auto das da steht, einem Smart for two, weil, dann habe ich viel Platz zum Türen aufmachen und erinnere mich daran, dass ich noch auf die IAA will, nächste Woche.
Aussteigen, rein ins Theater: Da sitze ich nun.
Die Nasenpolizei meldet, dass ich mir doch die Zeit zum Duschen und ein-parfümieren hätte nehmen sollen. Jetzt hatte ich verloren. KO vor der ersten Runde sozusagen.
Neben mir gibt sich die Schwarzmarktverkäuferin zu erkennen. Ob ich der Weitangereiste sei, sie habe nämlich die Karten, die eigentlich für die Freundin gewesen wäre, einem von weit her „verkauft“. Nee Leute, das war nicht verkauft, das ging telefonisch ab wie auf Ebay. „Also ich habe da ein Interessenten aus Lindau, der zahlt 125, wenn sie 130 zahlen, bekommen Sie's“. Ich bedankte mich artig für den "Verkauf", drücke meine Hoffnung aus, dass es der Freundin bald wieder gut gehe und schon geht es auf der Theaterbühne los.
Es gibt ja innerhalb diese Geschichte keine Liederliste. Nein, wirklich nicht. Auch wenn ihr glaubt eine zu sehen, vor eurem inneren Auge. Sie stimmt nicht, glaubt mir. Aber gleich das erste Lied hat mich umgehauen. Das mit dem Fensterkreuz, ich wisst schon. Nein, kennt Ihr nicht? Eben. Also gleich am Anfang höchste Aufmerksamkeit, seit wachsam, von der ersten Note an. Wenn ich euch eins mitgeben darf, dann das.
Es folgte ein wunderschöner Melodienregen, es ist Wirklichkeit geworden: alle sperrigen, unmelodiösen Lieder sind zu Hause in Berlin geblieben.
Am Anfang noch ein paar wärmende Worte zwischen den Liedern, die Lied für Lied immer weniger werden und sich so bald Lied an Lied anknüpft, wie eine große lange Ballade, eine Zugfahrt nicht durch die Eisenbahngeschichte sondern durch das Leben, mit einer einzigen eingängigen Melodien. Ja, so habe ich es empfunden, aber eigentlich ist es ja nicht so, das Leben. Da - fast - alle Lieder seit 1996 für mich neu sind fließen sie ineinander wie das Leinöl in meinen Quark. Und sind nahrungstechnisch genauso wertvoll. Gib mir Essen. Oder: gib mir Leben?
Nach der Pause, hatte das Ehepaar vor mir die Plätze getauscht, wohl eine Art gegenseitige Zuneigungserklärung. Ist ja OK, manche machen das ja noch viel auffälliger.
Der virtuelle Vorhang ging auf und der Melodienregen weiter, als hätte er nie gestoppt. Mittendrinn statt nur dabei. Die Zeit verfolg wie im Blindflug (gefühlte letzte Reihe, saß ich, hatte ich bisher noch nicht erwähnt).
Nach drei Zugaben geh' ich schnell raus aus dem großen, inzwischen hellen Saal und beobachte meine ehemaligen Mithörer. Ich untertreibe nicht, aber von 8 bis 80 stimmte zumindest heute nicht. Ungelogen: Ich war der Jüngste. Als diese wunderbare Gefühl der Jüngste zu sein nachlässt, merkte ich, dass ich was vergessen hatte. Schnurstracks steuerte ich zum dritten Mal an diesem Abend auf den Eingang zu und suche jenen weißen Tisch. Die Herren, die eben noch links und rechts der Bühne standen, stehen nun links und rechts des Tisches. Ich bin also richtig. Hätte ich doch fast vergessen. Und dann überkommt mich eine Wehmut, deren schwere ich kaum ertragen kann, ich fühle mich einsam, als Bittsteller, der sich in Zweierreihen anzustellen hat. Und ich kennzeichne diesen Satz ausdrücklich und zusätzlich als mein Gefühl. Und ich denke zurück, an die Anfangszeiten, auch an jene von den Songs an einem Sommerabend. Als weder Bühnenüberdachungen noch Abfangjäger nötig waren, als alte Bekannte, als freundliche Gesichter einander begrüßten und miteinander kurz sprachen, um dann wie Schiffe weiterzuziehen. Anders war es damals. Womöglich nicht besser. Aber anders. Erst wenn man in der Vergangenheit lebt, ist man alt. Wo ich doch gerade mich so jung fühlte.
Als ich dann voll in Gedanken wieder zurück zum Parkplatz trottete, war der schon wieder verwaist, so wie es sicherlich die Bühne auch bald sei wird. Und ich erinnerte mich an meine Herbergsmutter. Eben. Jetzt geht es zum Lingener Stadtfest.
Ich habe es nicht gefunden.
OK. das war ein Scherz. War ja nicht zu überhören, dieses bumbum. Und nicht zu übersehen. Lauter junge Mädels, politisch gebildet. Knallenge Jeans. Wie damals auf dem Schulhof. Ach nee, das Lied war ja von einem anderen. Und: plötzlich war ich der älteste. Auf dem Ganzen großen Fest. Der Älteste. Steinalt. Selbst die Helfer und Standverkäufer waren jünger.
Bungeespringen vom Kran. Von einer ganz hohen Plattform, die Füße am Gummiband angebunden, wollte ich eigentlich nicht in die Tiefe springen. Nicht dass ich Angst hätte, aber wegen meinem HWS, ihr wisst schon. Aber als mich die hübsche, große, noch seltsam nüchterne Blonde bat, ihre über die Absperrung zu helfen „Heb' mein Bein hoch“ befahl sie, war ich wieder mittendrin. Wusstet ihr eigentlich, dass Frauen nicht nur immer zu zweit auf die Toilette gehen, nein, die springen auch nur zu zweit runter? Zumindest in Lingen.
Gut, ich werde dann am Montag meinen HWS-Arzt aufsuchen müssen, ich hoffe er bekommt es wieder hin. Jedenfalls hat es sich gelohnt. Wirklich.
An dieser Stelle muss ich euch jetzt zurück in euer Leben schicken. Ich will euch nicht mehr teilhaben lassen. Nur schade, dass ich für Nienburg nur eine Karte habe … . Das Leben ist halt doch wie ein Dreicentroman.
Kommt gut an zu den von euch erwählten Leuchtfeuern eures Leben, geniest das drumherum, besucht auf euren Wegen immer wieder längst vergessen Freunde! In Gedanken und in der Wirklichkeit.
Er tourt also seit Tagen durch die Lande und keiner geht hin? Keiner fängt an? Na, dann muss – nein, darf - ich beginnen.
Also im Grunde genommen war das eine mehrfache Premiere. Zum einen war das mein erstes Konzert, welches ich mit chronischem HWS-Syndrom erlebte (Auffahrunfall). Zum andern, und nein, ich schäme mich nicht dafür, das erste Konzert, für das ich Karten auf dem Schwarzmarkt erworben habe. Das gleich vorweg, denn melden macht frei. 130,00 Euro habe ich bezahlt. Aufgedruckt waren 47,00 Euro. Die diffuse Informationspolitik nötigte mich zum diesem Schritt. Dazu später noch ein wenig mehr und jetzt noch die Warnung, dass diejenigen, die sich selbst vom Konzert überraschen lassen möchten, hier aufhören zum Lesen. Eigentlich ist er nicht wirklich notwendig dieser Hinweis, weil, ich bin heute ebenfalls durchgehend diffus in meinen Bemerkungen. Aber sicher ist sicher, und: ich habe keine Rechtsschutzversicherung. Deshalb steh' ich auch ziemlich im Dauerregen mit meinem HWS.
Jedenfalls habe ich mich gestern aufgemacht, zum 553 km entfernten Lingen, hab' mir dafür extra noch ein Stuttgarter Auto geborgt. Damit ich eine große Ladefläche habe. Ich hatte nämlich auf Ebay eine Liege ersteigert; eine Massageliege. Selbstabholung. In Sinzig. Und dann kann man ja das nützliche mit dem Nötigen verbinden. Als Fahrgast hatte ich noch einen meiner Siebenschläfer dabei. Seit Mai stelle ich Lebendfallen auf. Es ist jetzt der 16. Siebenschläfer der ein neues Zuhause sucht. Im Mai noch konnte ich sie immer pärchenweise aussetzen, inzwischen sind es wohl weniger geworden, auf meinem Dachboden, so dass auch pro Zeiteinheit weniger in die Falle laufen. Ich habe nur manchmal ein schlechtes Gewissen dabei. Dann suche ich noch extra schöne neue Gegenden für sie aus. Auch wenn es Marder wären, würde ich sie nicht in meinem Dachboden haben wollen. Der Lebensraum eines Siebenschläfer sollte der Baum sein, vor allem der gefällte, denke ich. Weil sie brauchen ja Löcher im Baum. Buchen und Eichenwälder sollen besonders geeignet sein.
Ich hab die Liege dann abgeholt und den Siebenschläfer in seine Freiheit entlassen und im Stau habe ich mir ein Butterbrot gegönnt.
Hin und wieder tauchten holländischen Sender im Radio auf. Ich höre eine Sendung mit einem Komiker. Er zieht die Grünen durch den Kakao. Ja, das mit dem Nie wieder Krieg fehlte mir auch, weil wann ist denn nun endlich Frieden? Aber Gott sei Dank: keines dieser Anti Tierkinderleichenteile Predigten. Nein, ich esse meine Freunde auch ungern, aber seit meinem HWS Trauma, muss ich, ärztlich verordnet noch ein „Spätstück“ zu mir nehmen, da mein Körper viel mehr Vitamine braucht als sowieso schon. Und sonst komme ich nicht durch die Nacht. Und was glaubt ihr muss da drin sein? Ja, leider. Nein, ich darf kein schlechtes Gewissen mehr haben, ich will ja gesund werden.
So der Komiker hat fertig und ich bin bei meiner Unterkunft angekommen. In 300m rechts liegt sie, die freundliche Frauenstimme. Punkt viertel vor Sieben. Ich klingle. Dann habe ich ja noch jede Menge Zeit bis 20h00, dachte ich. Das sieht meine Herbergsmutter ganz anders, weil nämlich heute in Lingen Stadtfest ist. Parkplatznot droht. Ich lass also das mit dem Duschen. Hüpfe trotzdem in die neuen Kleider - nein, nicht die vom Kaiser Beckenbauer - und fahre los. Am Theaterparkplatz, mit seinen 24 plus 3 Stellplätzen, welche zudem noch mit dem örtlichen Kino geteilt werden, erwartet mich gähnende Leere. Ich habe die Auswahl und parke trotzdem neben dem einzigen Auto das da steht, einem Smart for two, weil, dann habe ich viel Platz zum Türen aufmachen und erinnere mich daran, dass ich noch auf die IAA will, nächste Woche.
Aussteigen, rein ins Theater: Da sitze ich nun.
Die Nasenpolizei meldet, dass ich mir doch die Zeit zum Duschen und ein-parfümieren hätte nehmen sollen. Jetzt hatte ich verloren. KO vor der ersten Runde sozusagen.
Neben mir gibt sich die Schwarzmarktverkäuferin zu erkennen. Ob ich der Weitangereiste sei, sie habe nämlich die Karten, die eigentlich für die Freundin gewesen wäre, einem von weit her „verkauft“. Nee Leute, das war nicht verkauft, das ging telefonisch ab wie auf Ebay. „Also ich habe da ein Interessenten aus Lindau, der zahlt 125, wenn sie 130 zahlen, bekommen Sie's“. Ich bedankte mich artig für den "Verkauf", drücke meine Hoffnung aus, dass es der Freundin bald wieder gut gehe und schon geht es auf der Theaterbühne los.
Es gibt ja innerhalb diese Geschichte keine Liederliste. Nein, wirklich nicht. Auch wenn ihr glaubt eine zu sehen, vor eurem inneren Auge. Sie stimmt nicht, glaubt mir. Aber gleich das erste Lied hat mich umgehauen. Das mit dem Fensterkreuz, ich wisst schon. Nein, kennt Ihr nicht? Eben. Also gleich am Anfang höchste Aufmerksamkeit, seit wachsam, von der ersten Note an. Wenn ich euch eins mitgeben darf, dann das.
Es folgte ein wunderschöner Melodienregen, es ist Wirklichkeit geworden: alle sperrigen, unmelodiösen Lieder sind zu Hause in Berlin geblieben.
Am Anfang noch ein paar wärmende Worte zwischen den Liedern, die Lied für Lied immer weniger werden und sich so bald Lied an Lied anknüpft, wie eine große lange Ballade, eine Zugfahrt nicht durch die Eisenbahngeschichte sondern durch das Leben, mit einer einzigen eingängigen Melodien. Ja, so habe ich es empfunden, aber eigentlich ist es ja nicht so, das Leben. Da - fast - alle Lieder seit 1996 für mich neu sind fließen sie ineinander wie das Leinöl in meinen Quark. Und sind nahrungstechnisch genauso wertvoll. Gib mir Essen. Oder: gib mir Leben?
Nach der Pause, hatte das Ehepaar vor mir die Plätze getauscht, wohl eine Art gegenseitige Zuneigungserklärung. Ist ja OK, manche machen das ja noch viel auffälliger.
Der virtuelle Vorhang ging auf und der Melodienregen weiter, als hätte er nie gestoppt. Mittendrinn statt nur dabei. Die Zeit verfolg wie im Blindflug (gefühlte letzte Reihe, saß ich, hatte ich bisher noch nicht erwähnt).
Nach drei Zugaben geh' ich schnell raus aus dem großen, inzwischen hellen Saal und beobachte meine ehemaligen Mithörer. Ich untertreibe nicht, aber von 8 bis 80 stimmte zumindest heute nicht. Ungelogen: Ich war der Jüngste. Als diese wunderbare Gefühl der Jüngste zu sein nachlässt, merkte ich, dass ich was vergessen hatte. Schnurstracks steuerte ich zum dritten Mal an diesem Abend auf den Eingang zu und suche jenen weißen Tisch. Die Herren, die eben noch links und rechts der Bühne standen, stehen nun links und rechts des Tisches. Ich bin also richtig. Hätte ich doch fast vergessen. Und dann überkommt mich eine Wehmut, deren schwere ich kaum ertragen kann, ich fühle mich einsam, als Bittsteller, der sich in Zweierreihen anzustellen hat. Und ich kennzeichne diesen Satz ausdrücklich und zusätzlich als mein Gefühl. Und ich denke zurück, an die Anfangszeiten, auch an jene von den Songs an einem Sommerabend. Als weder Bühnenüberdachungen noch Abfangjäger nötig waren, als alte Bekannte, als freundliche Gesichter einander begrüßten und miteinander kurz sprachen, um dann wie Schiffe weiterzuziehen. Anders war es damals. Womöglich nicht besser. Aber anders. Erst wenn man in der Vergangenheit lebt, ist man alt. Wo ich doch gerade mich so jung fühlte.
Als ich dann voll in Gedanken wieder zurück zum Parkplatz trottete, war der schon wieder verwaist, so wie es sicherlich die Bühne auch bald sei wird. Und ich erinnerte mich an meine Herbergsmutter. Eben. Jetzt geht es zum Lingener Stadtfest.
Ich habe es nicht gefunden.
OK. das war ein Scherz. War ja nicht zu überhören, dieses bumbum. Und nicht zu übersehen. Lauter junge Mädels, politisch gebildet. Knallenge Jeans. Wie damals auf dem Schulhof. Ach nee, das Lied war ja von einem anderen. Und: plötzlich war ich der älteste. Auf dem Ganzen großen Fest. Der Älteste. Steinalt. Selbst die Helfer und Standverkäufer waren jünger.
Bungeespringen vom Kran. Von einer ganz hohen Plattform, die Füße am Gummiband angebunden, wollte ich eigentlich nicht in die Tiefe springen. Nicht dass ich Angst hätte, aber wegen meinem HWS, ihr wisst schon. Aber als mich die hübsche, große, noch seltsam nüchterne Blonde bat, ihre über die Absperrung zu helfen „Heb' mein Bein hoch“ befahl sie, war ich wieder mittendrin. Wusstet ihr eigentlich, dass Frauen nicht nur immer zu zweit auf die Toilette gehen, nein, die springen auch nur zu zweit runter? Zumindest in Lingen.
Gut, ich werde dann am Montag meinen HWS-Arzt aufsuchen müssen, ich hoffe er bekommt es wieder hin. Jedenfalls hat es sich gelohnt. Wirklich.
An dieser Stelle muss ich euch jetzt zurück in euer Leben schicken. Ich will euch nicht mehr teilhaben lassen. Nur schade, dass ich für Nienburg nur eine Karte habe … . Das Leben ist halt doch wie ein Dreicentroman.
Kommt gut an zu den von euch erwählten Leuchtfeuern eures Leben, geniest das drumherum, besucht auf euren Wegen immer wieder längst vergessen Freunde! In Gedanken und in der Wirklichkeit.