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Eine Zugfahrt durch die Geschichte mit Reinhard Mey

Verfasst: Mi 8. Dez 2010, 14:59
von migoe
Zum 175. Jubiläum der deutschen Eisenbahn fand ich heute viele Berichte im Internet und in Zeitungen. Dieser Bericht vom Bayerischen Rundfunk hat mir besonders gut gefallen und erinnert mich an "Die Eisenbahnballade" von Reinhard Mey (siehe am Ende des Artikels)...
BR online Artikel
175 Jahre Eisenbahn: Der "Adler" - Aufbruch in eine neue Zeit
14 Minuten dauerte die Fahrt der ersten Dampflokomotive auf deutschem Boden. Mit der Fahrt am 7. Dezember 1835 kam der Eisenbahnverkehr in Deutschland ins Rollen. Grund genug, die Anfänge der deutschen Eisenbahn genauer zu beleuchten und sich den Pionieren zu widmen.

Für die Deutsche Bahn geht ein wichtiges Jahr mit vielen Ausstellungen und Sonderfahrten zu Ende: Vor genau 175 Jahren fuhr erstmals eine Eisenbahn auf deutschem Boden. Ein Festakt im Nürnberger Schauspielhaus markierte den Schlusspunkt der Feierlichkeiten.

"175 Jahre Eisenbahn sind 175 Jahre harte Arbeit", sagte Bahnchef Rüdiger Grube. "Ich danke allen, die mit ihren Händen und ihren Köpfen das geschaffen haben, worum uns viele beneiden. Denn nirgendwo ist das Schienennetz dichter und das Zugangebot größer als in Deutschland." Neben Grube waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesverkehrsminister Peter Raumsauer, Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil sowie die Oberbürgermeister der Städte Nürnberg und Fürth, Ulrich Maly und Thomas Jung zu dem Fest eingeladen. Die Veranstaltung bildete den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten, die bereits das ganze Jahr hindurch stattgefunden hatten.

"Die Eisenbahn hat Menschen zusammengeführt und begeistert", sagte Utz-Hellmuth Felcht, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn (DB). Im Jubiläumsjahr haben auch dank der Sonderausstellungen rund 200.000 Menschen das DB-Museum in Nürnberg besucht. Das sind die meisten Besucher seit dem 150-jährigen Bahnjubiläum im Jahr 1985. Auch eine Sonderbriefmarke und eine Gedenkmünze würdigen das Jubiläum.

Historischer Boden
Von Nürnberg aus hatte sich am 7. Dezember 1835 der Adler in Richtung Fürth in Bewegung gesetzt und damit das Eisenbahnzeitalter in Deutschland eröffnet. Keiner wollte seinerzeit verpassen, wie Deutschlands erste Dampfeisenbahn auf den Gleisen rollte. Tausende machten sich auf den Weg zum damaligen Bahnhof am Plärrer. Das Militär musste die Leute davon abhalten, auf die Gleise zu rennen, um den Adler zu berühren oder ein Souvenir von der Lok abzuschrauben.

"Dickköpfe" bringen die Bahn nach Deutschland
Dabei war König Ludwig I. im Jahre 1835 eigentlich gar nicht an der Eisenbahn interessiert. Die Reichsstadt Nürnberg war außerdem hoch verschuldet und wäre alleine nicht in der Lage gewesen, die Eisenbahn zu finanzieren. Nur ein paar "dickköpfige" Franken waren von der neuen Technologie derart überzeugt, dass sie sämtliche Widerstände überwanden und von vielen aufgeschlossenen Geldgebern Unterstützung erhielten.

Von sechs auf 60.000 Kilometer
Die Eisenbahn revolutionierte nicht nur den Personen- und Gütertransport, sondern stieß die Entwicklung Deutschlands von der Agrar- zur Industrienation an. Die "Ludwigsbahn" zwischen Nürnberg und Fürth etwa prägt die Region bis heute.

Ein Beispiel dafür ist die Fürther Straße: Aufgrund der Eisenbahnstrecke entwickelte sie sich zur Wirtschaftsmeile und zum industriellen Rückgrat der Städte Nürnberg und Fürth. Innerhalb von fünf Jahren wurden aus den sechs Schienenkilometern zwischen den fränkischen Städten 500 in ganz Deutschland. Kurz vor dem ersten Weltkrieg umfasste das Schienennetz auf seinem Höhepunkt beinahe 60.000 Kilometer.

Von 30 auf 300 Stundenkilometer
Schon immer war bei der Bahn die Geschwindigkeit das Maß aller Dinge. Der Adler fuhr normalerweise mit 30 Stundenkilometern zwischen Fürth und Nürnberg hin und her. Besonders begehrt waren bei Zugreisenden aber die extra anberaumten "Hochgeschwindigkeitsfahrten", bei denen die Dampflokomotive bis zu 70 Stundenkilometer erreichte. 175 Jahre später donnern ICEs mit Tempo 300 durch die Lande.

Per Zug zur Gaskammer
Die Geschichte der Bahn hat in Deutschland auch ein überaus dunkles Kapitel: Von 1933 bis 1945 wurden auf der Schiene nicht nur Soldaten und Munition an die Front, sondern auch Juden und Angehörige von Minderheiten in die Konzentrations- und Vernichtungslager transportiert. Auch bei der Deutschen Bahn ist die Rolle der Reichsbahn während des Dritten Reichs unumstritten. "Ohne die tätige Mithilfe der Reichsbahn hätte der Holocaust in dieser Dimension nicht stattfinden können", sagt der Bahnhistoriker Rainer Mertens.

"Zug der Erinnerungen" demonstriert in Nürnberg
Aus diesem Grund hat der Verein "Zug der Erinnerung" mit Überlebenden der Deportationen im Dritten Reich am Samstag (04.12.10) vor dem DB-Museum in Nürnberg für Entschädigungszahlungen demonstriert.

Bahn im Dritten Reich
"Die Deutsche Reichsbahn hat bei den Deportationen rund 445 Millionen Euro eingenommen - die Deportierten mussten ihre Fahrt in den Tod nämlich selbst bezahlen", sagte der Vorstandssprecher des Vereins, Hans-Rüdiger Minow. "Wir erwarten, dass diese Menschen auch materiell ihren Traumata entsprechend Hilfe bekommen." Davon will die Bahn aber nichts wissen: "Eine individuelle Entschädigung durch die Deutsche Bahn kann es nicht geben, da sind wir nicht der richtige Adressat", so ein Unternehmenssprecher. "Die DB ist ja nicht der Rechtsnachfolger der Reichsbahn." Dennoch habe die Bahn einen mehrstelligen Millionenbetrag an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gezahlt. Auch der "Zug der Erinnerung" sei finanziell unterstützt worden.

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Text zu "Die Eisenbahnballade" unter www.reinhard-mey.de