@domack:
Es ist nicht zu vermeiden, dass es dem einen leichter fällt, 50 € zu bezahlen als dem anderen. Aber es ist trotzdem ein Trugschluss anzunehmen, dass es allen leicht fällt, die es tun. Nachdem ich vor ein paar Jahren das Glück hatte, bei einem Reinhard-Mey-Konzert in der zweiten Reihe zu sitzen – und bei der nächsten Tour meilenweit weg saß, weiß ich einfach, was ich verpasse. Ich saß nicht einfach nur gelangweilt da und habe einem einzelnen Mann 2 ½ Stunden beim Gitarrespielen zugesehen *gääääähn*, der netterweise auch noch ein bisschen dazu gesungen hat. – nein! Es war für mich ein unglaublich intensives Erlebnis. Ich hätte es auch noch weitere 2 ½ Stunden ausgehalten und hätte noch nicht genug gehabt. Okay, der Künstler hat sich nach 2 ½ bis 3 Stunden seinen Feierabend redlich verdient – und mir ist das halt die 50 € wert. Ich habe jetzt 17 Monate Zeit, hier und da auf etwas zu verzichten und was einzusparen, damit das Loch im Budget nicht gar so groß ausfällt. Wenn es Dir nicht mehr so viel Geld und Verzicht wert ist, bleib weg. Die Sache ist halt die, dass es nach wie vor viele Menschen gibt, die so ein Konzert erleben wollen. Man kann die Nachfrage nicht künstlich drosseln, um die Preise zu drücken. Die Nachfrage IST da, die Leute wollen so ein Konzert erleben, das ist nun mal so.
@Keef1:
Dass junge Menschen, die sich ihr Leben noch einrichten müssen und dafür viel Startkapital brauchen, eigentlich mehr verdienen müssten als die Alten, die schon alles haben, ist mir als junger Mensch auch negativ aufgefallen. Das ist halt nicht so, nicht nur bei den Künstlern – warum, das muss aber auch jeder einsehen - eine Karriereleiter fängt nun mal unten an. Und jetzt gehöre ich zur älteren Generation, brauche immer noch Geld und keiner will mir mehr Arbeit geben, weil ich schon über 50 bin. Tja, so kann’s gehen.
Ich habe übrigens auch schon mal so ein Konzert erlebt, bei dem (leider nicht nur) die vorderen Plätze frei geblieben sind. Es handelte sich um einen wirklich guten Elvis-Imitator, der in der Pirmasenser Festhalle aufgetreten ist. Die Halle fasst ungefähr 700 Besucher, es waren aber nur etwa 150 da. Der Mann war gut, der hat sich einen Wolf gespielt, aber wie soll da Stimmung im Saal aufkommen? Er hat alle Zuschauer nach vorne gebeten, er hat sie teilweise sogar auf die Bühne geholt, er hat schwer gearbeitet und sich zumindest unsere Anerkennung verdient. Aber ein so richtig beeindruckendes Erlebnis ist es nicht geworden, eher ein bedrückendes. Das fällt übrigens in die Kategorie 'Risiko des Veranstalters'. Der holt sich einen guten Künstler, aber die ollen Pirmasenser kommen nicht aus ihren Löchern.
Schade eigentlich, aber so was kommt halt vor. Und offenbar nicht nur bei den Liedermachern, bei denen es auch viele Gute gibt, die leider oft nicht genügend Zuhörer mobilisieren können.
Viele Grüße von Petra