Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!

*Quelle: Webseite Akademischer Verein Kyffhäuser e.V.  | Foto © by Pixabay.com 
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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Liebe Freunde,
die Geschehnisse in Libyen lassen mich nicht los und ich empfinde eine Riesenwut auf Gaddafi und sein Regime. Da herrschen keinerlei Hemmungen Menschen abzuschlachten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen und sich, um des Machterhalts willen, gegen das eigene Volk zu stellen.
Nun stellt sich dann die unangenehme Frage: "Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?"
Früher in den 70er- und 80er-Jahren war es relativ einfach Pazifist zu sein. Eine jede militärische Handlung barg so offensichtlich die Gefahr einen atomaren Holocaust auszulösen, dass man eindeutig Stellung gegen jede Art von Krieg und militärischer Auseinandersetzung nehmen konnte. Kein militärisches Eingreifen - dies wäre praktisch der kollektive Selbstmord geworden. Die Verhältnisse haben sich aber grundlegend geändert.
Und nun, hier in diesem Fall? Sollen wir zuschauen und einfach die Daumen drücken, dass die Rebellen es von alleine schaffen? Sollen wir aber dabei evtl. sogar akzeptieren, dass Gaddafi vielleicht mit seinen Ölmilliarden und den damit verbundenen Möglichkeiten (Waffen- und Söldnerkauf) sogar die Macht zurückerobert. Oder die Option hinnehmen, dass sich der Bürgerkrieg über Monate hinwegzieht und weitere Tausende sterben müssen.
Oder ist man dafür, dass z.B die Nato so eingreift, wie sie es in Serbien getan hat. Noch Schlimmer(?): Bodentruppen - Deutsche Soldaten sterben für das libysche Volk im Wüstensand. Ist nicht jede militärische Handlung total sinnlos? Es gibt keinen Grund sein Leben für so was auf's Spiel zu setzen.
Welche Meinung habt ihr dazu? Würde mich sehr interessieren.
Michael X

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Rex2005
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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von Rex2005 »

Hallo Barde
dazu sage ich kategorisch nein! In Lybien, wie in anderen afrikanischen Staaten gibt es politische Umwälzungen und zwar weil die jeweiligen Völker gegen ihre - und nur gegen ihre eigenen Regierungen aufbegehren - also schlicht und einfach innenpolitische Probleme, in die sich kein anderer Staat einzumischen hat.
Warum sollte der ach so alles immer viel besserwissende und -könnende Europäer dort eingreifen? Weil er den armen unwissenden Afrikanern zeigen will, wie einfach man mit einem Gaddhafi fertig wird, wenn man nur genug Waffen zur Verfügung hat? Wir brauchen mit Sicherheit kein 2. Afghanistan!
Ich chatte fast täglich mit Marokkanern, Algeriern, Tunesiern und Ägypternm meistens Studienten und Lehrer die "mittendrin" sind. Die Lybier haben diese Möglichkeit leider noch nicht. Die Probleme der Nordafrikaner sind ziemlich vielschichtig und die wenigsten Europäer oder Amerikaner machen sich die Mühe, Land und Leute zu verstehen. Aber was alle gemeinsam haben, ist ihr Stolz auf eigene Identität und Selbstbestimmung seit der Abschaffung der Kolonien. Ein Eingreifen von außen würde ganz Nordafrika gegen Europa und/oder Amerika aufbringen.
Außerdem ist die Umwälzung ein langfristiger Prozess, Zeit die absolut notwendig ist, um neue Strukturen in den Ländern schaffen zu können. Man kann den Afrikanern zudem getrost zutrauen, dass sie ihre Probleme allein bewältigen können, weil sie ganz einfach nicht dümmer sind als die, die meinen dort hilflose Völker vorzufinden.
LG
Rex2005

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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

also schlicht und einfach innenpolitische Probleme, in die sich kein anderer Staat einzumischen hat.

Wie siehst und bewertest du es, wenn um Einmischung gebeten wird?
... Beobachter befürchteten, dass die Kämpfe noch Wochen oder Monate andauern und das Land in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte. Der von den Regimegegnern gebildete Nationalrat forderte die internationale Gemeinschaft auf, mit einer Flugverbotszone Gaddafi daran zu hindern, "sein eigenes Volk zu bombardieren". Ein Eingreifen ausländischer Truppen auf libyschem Boden wurde hingegen strikt abgelehnt.

Quelle: Spiegel-Online (06.03.2011)

Eine Flugverbotszone würde z.B bedeuten, dass die Nato oder von der UN beauftragte Truppen erst mit Bombardements die Flugabwehr der Regimetruppen ausschalten müsste. Also ein militärisches Vorgehen.
Gruß
Barde

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Rex2005
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Beitrag von Rex2005 »

Der von den Regimegegnern gebildete Nationalrat forderte die internationale Gemeinschaft auf, mit einer Flugverbotszone Gaddafi daran zu hindern, "

das ist richtig - aber:
Der von Gegnern von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi gegründete Nationalrat hat sich zum alleinigen legitimen Vertreter des libyschen Volkes erklärt. Der Rat sei der „einzige Repräsentant Libyens“, erklärte der Vorsitzende des Nationalrates, Ex-Justizminister Mustafa Abdel Dschalil, am Samstag nach der ersten Zusammenkunft des Gremiums in Bengasi.

Wessen Interessen vertritt dieser Nationalrat, der keine Legitimation des Volkes hat und dessen Vorsitzender als früherer Justizminister nicht unerheblichen Anteil an Gaddafis Machtstellung hatte? Sie fordern nicht die Entmachtung Gaddafis, wie´s ein Großteil der Bevölkerung will nur "Hilfe von oben". Das kann nicht wirklich ausreichen, um einen militärischen Eingriff zu rechtfertigen.
Man darf nicht vergessen, dass es in Lybien auch um Stammeskonflikte geht. Die einen unterstützen Gaddafi, die anderen nicht. Es geht um viel Geld, um Öl und Macht. Dem einfachen Volk geht es um anderes. Ob Gaddafi entmachtet wird oder nicht, ist nicht mehr die Frage, da nur noch eine Frage der Zeit. Denn es wird bürgerkriegsähnliche Zustände geben, bevor die Stämme sich einigen.
Europa sollte sich lieber rechtzeitig auf ein langfristiges Konzept für die Unterstützung von Flüchtlingen und auf Leistung humanitärer Hilfe - ohne Einmischung und ohne Schielen auf Lybiens Ölfelder - einigen.


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Beitrag von Benutzer 63 gelöscht »

Danke, Rexine!

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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Heike hat mir sehr viel von den Montagsdemonstrationen in Leipzig erzählt und wie groß damals die Angst war, dass die Schießbefehle gegeben werden. Wie wäre es gewesen, wenn 89 auf das DDR-Volk geschossen worden wäre? Wäre es legitim gewesen, dort einzuschreiten? Hätte der Westen einfach zugesehen - hätten wir das gewollt? Hätten wir womöglich gesagt: dies sind innenpolitische Vorgänge, die uns nichts angehen. Schlimm, dass die erschossen werden, aber wir dürfen uns nicht einmischen.
Andererseits - was hat das für Konsequenzen, wenn man sich auf ein solch unberechenbares militärisches Abenteuer einlässt?
Es ist schwierig die Frage zu beantworten, wer denn nun wirklich momentan die Vertretung des libyschen Volkes wahrnimmt. Wenn das Volk dort aber Pech hat, wird sich diese Frage - nach einem blutigen und brutalen Gemetzel - womöglich von selbst erledigt haben. Dann können wir live am Bildschirm miterleben wie in Tripolis Galgen aufgerichtet werden und Erschießungskommandos die Aufrührer bestrafen.
Und wiederum ein Grusel, wenn ich aktuell in den Nachrichten höre, dass die Amerikaner in Afghanistan 9 Kinder totgebombt haben.
Mir wird Angst und Bange, wenn ich sehe, dass es in der ganzen arabischen Welt am Kippeln ist.


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Rex2005
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Beitrag von Rex2005 »

habe interessanterweise gerade dazu etwas in der M&R 11/12/2010 gelesen:
Der Brückenbauer: City-Drummer Klaus Selmke
... 2007 schlitterten die wohlmeinenden Helfer (gemeint ist der Verein ABC-Brücke , der sich in Ghana engagiert) in einen blutigen Konflikt um den rechtmäßigen Anspruch auf den Herrschaftsthron der einheimischen Akan-Bevölkerung. Bei den Auseinandersetzungen, in deren Verlauf es Tote und Verletzte gab, soll es auch um Verteilungskämpfe im Zusammenhang mit einem Entwicklungsprojekt des Vereins gegangen sein ...
Dabei hatte der Verein zuvor einen der Rivalen ... nach Deutschland eingeladen und so vor Ort, womöglich unbeabsichtigt, den Eindruck erweckt, man betrachte ihn als den einig rechtmäßigen Thronfolger.
Genau deshalb musste sich der ABC-Brücke die folgende Kritik gefallen lassen; Bei euch gibt es blutige Machtkämpfe um die Herrschaft innerhalb der königlichen Familie, die auf dem Rücken des Volkes ausgetragen werden, schon lange nicht mehr. Aber ihr fördert diese Kämpfe hier in unserem Princes, in dem ihr den einen unterstützt, von dem ihr glaubt, dass mit ihm eure Geschäfte, und seien es die Geschäfte, euer Wissen zu beruhigen, besser laufen. Wie die alten Kolonialherren zuvor. Lasst uns in Ruhe. Niemand hat euch um Hilfe gebeten. Bleibt, wo ihr seid, und habt ein gutes Leben.

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Klajokas
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Beitrag von Klajokas »

Seit Jahrzehnten ist bekannt welchen Charakter Gaddhafi hat. Ein durchgeknallter Terrorist der aber leider sehr viel Öl und Geld hat.
Jahrzehnte hat sich im Westen keiner darum gekümmert wie es dem Volk eght.
Hauptsache das Öl fließt und der Psychogangster sprengt keine Passsagierflugzeuge mehr in der Luft.
Da gibt es ja schon richtige Männerfreundschaften. Der Berlusconi steht schon gerne neben dem Monster.
Und wir Deutschen ? Früher gab es ein striktes Waffenembargo gegen derartige Regimes, aber Guido machts möglich.
Im letzten Jahr verkaufte die deutsche Waffenindustrie für über 130 Millionen Waffen an das Krankhirn.
So funktioniert liberale Selbstverantwortung der Industrie.
Ich bin gegen ein Eingreifen von Aussen. Was bringt das ? Da wird mit viel Blut und Elend der Bevölkerung ein Geisteskranker gestürzt und dann? Wer ist gut wer ist böse ? Wer bestimmt dann was Demokratie und Freiheit ist ? Ein anderen Kranker von Wsetens Gnaden ?
Etwa ein Abklatsch der Nordallianz ? Verhältnisse wie im Irak ? Elend wie in vielen anderen "befreiten" Regionen ?
Die Geldhähne des Regimes zudrehen. Absolute diplamtisches Eiszeit okay. Verhindern von Waffenlieferung inklusive Einsperren derjenigen die auch nur einen Silvesterknaller liefern. okay.
Nicht aber wieder mal verbrannte Erde für Demokracy
klaus
Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.

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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Man kann es auch mit bitterem Sarkasmus betrachten:
Versorgungsschiff mit Operngläsern und Popcorn erreicht Truppen vor Küste Libyens
Dann schaut mal halt zu. Das gegenseitige Abschlachten gehört in gewissen Ländern wohl zur Folklore und entspricht den kulturellen Gegebenheiten.
Aber eine Frage wurde hier immer noch nicht beantwortet:
Wie war es mit der DDR? Hast du auf den Demonstrationen damals keine Angst gehabt, Rex? Was für eine Reaktion wäre sinnvoll gewesen, wenn das Regime hätte auf euch schießen lassen?
fragt
Michael



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Rex2005
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Beitrag von Rex2005 »

Hallo Barde
Wie war es mit der DDR? Hast du auf den Demonstrationen damals keine Angst gehabt, Rex?

Muss deine Frage ein bisel aufteilen. Ich wohnte zu diesem Zeitpunkt im verschlafenen Mecklenburg und dazu noch in einem 30 Seelen-Dorf. Demonstrationen gab´s da nicht und ich bin auch nie zu welchen hingefahren, verkehrs- und familientechnisch wäre das schon nicht möglich gewesen. Auf dem Lande war die Zeit daher weniger aufregend aber nicht weniger spannend im TV zu verfolgen. Ich hatte nie die Befürchtung, dass geschossen werden würde. Die Leute, die auf die Straße gegangen sind, wollten keinen Umsturz, sie wollten einen anderen Sozialismus - sie trugen keine Waffen, demzufolge war Leib und Leben der Regierungsmitglieder nicht in Gefahr.
Soldaten bzw Polizei hatten (soweit ich weiß) keine scharfe Munition, selbst die war knapp und über jeden abgegebenen Schuss musste fein säuberlich Protokoll geführt werden (jedenfalls an der Grenze). So ist auch einigermaßen zu erklären, dass die ganze Zeit über nicht geschossen wurde. Auf die Stasi-Leute wurde schon recht gewaltig Druck ausgeübt, so dass der eine oder andere mit scharfer Waffe sicher durchgedreht hätte. Bin mir absolut sicher, dass sich die Armee auch nie gegen die eigenen Leute gestellt hätte. Politisch ausgerichtet wurden ja alle auf den Klassenfeind, nie zum Schutz der Regierung vorm eigenen Volk.
Muss aber dazu auch anmerken, wenn man auf dem Lande wohnt und alles nur aus der Ferne betrachtet, hat man natürlich andere Sichtweisen auf die Dinge als die, die wirklich auf der Straße waren. Die Mauer in Berlin und im Westen war weit weit weg. Wenn man nach 8.75 h Arbeit nach Hause kam, auf dem Lande noch einen Stall voll Vieh und Kinder zu versorgen hast, störte die Mauer nicht. Der Urlaub war für´s Heu machen und am Häusle bauen verplant ... Wenn man das Ding alle Tage vor Augen hat, ist es schon etwas anderes.
Was mich heute an den Ossis mehr oder weniger aufregt, ist die Tatsache, dass sie nach 20 Jahren immer noch zu jedem neu abgeschlossenen Tarif Ost brav und artig den Kopf nicken, weil - wenn man was sagt, verliert man ja den Arbeitsplatz. Da ist es egal, ob man vor 20 Jahren trotz Angst vor Schüssen mutig "Wir sind das Volk" gerufen hat, heute ruft keiner mehr "Wir sind ein Volk" nicht mal die Gewerkschaften "Gleichen Lohn für gleiche Arbeit " - obwohl das Risiko einen Arbeitsplatz zu verlieren doch weitaus geringer sein sollte.
LG
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Eurydike
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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von Eurydike »

Im Jahre 1988 war ich zeitgleich mit einer Freundin schwanger. Bei mir war es das zweite Kind, bei ihr das erste. Mein „Baby“ ist heute 22, sie hat ihres damals verloren.
So um 1996 herum hatte die 17-jährige Tochter einer Bekannten einen weiten Weg von und zu ihrer Ausbildungsstelle, den sie immer mit dem Zug zurücklegt. An einem Dienstag habe ich sie nach Hause gefahren, weil es sich anbot. Sie war froh, einmal um die Zugfahrt herumzukommen und erzählte mir voller Lebenslust und Begeisterung von ihren Plänen für ihr Leben. Drei Tage später war sie tot. Auf der Heimfahrt wurde sie beim Aussteigen vom Zug erfasst.
Was haben diese beiden Geschichten denn mit dem Thema Libyen zu tun? Nichts. Und für mich irgendwie doch. Denn angesichts der Zustände in Libyen fühle ich das gleiche schlechte Gewissen, wie in den beiden oben geschilderten Situationen.
Meine Freundin verlor ihr Kind, ich durfte meines behalten. Auch wenn ich natürlich wusste, dass ich weder Schuld daran trug, noch dass ich irgendwas hätte verhindern können – ich hatte ein schlechtes Gewissen.
Wenn ich die Kleine statt am Dienstag doch am Freitag nach Hause gebracht hätte! Warum, verdammt noch mal, habe ich das denn nur nicht am Freitag gemacht? Ich konnte es natürlich nicht wissen und trotzdem habe ich lange mit meiner „Schuld“ gehadert.
Und jetzt die Zustände in Libyen, die mich natürlich an 89 in der DDR erinnern. Warum ging bei uns alles gut, warum gab es keine Toten und warum läuft es in Libyen so anders? Nicht, dass ich nachträglich wünschte, es wäre auch bei uns geschossen worden. Aber es ist manchmal so verdammt ungerecht. Und dann ist es wieder da – dieses rational nicht zu begründende und trotzdem quälende schlechte Gewissen.
Bei den Demos in Leipzig stand sehr wohl die uniformierte „Staatsmacht“ parat. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl. Da waren die LKWs voller Soldaten, da war die Polizei. Und sie waren bewaffnet. Ich habe nicht überprüft, ob sie scharfe Munition oder Platzpatronen dabei hatten. Aber man wagte gar nicht zu hoffen, dass es sich nur um Attrappen handelt. Außerdem wurden in umliegenden Krankenhäusern sicher nicht grundlos zusätzliche Betten, Blutkonserven etc. bereitgehalten.
Und dann China! Was dort ein paar Monate zuvor passiert war und von unserer Regierung ausdrücklich gelobt und als „Niederschlagung einer Konterrevolution“ bezeichnet wurde, war auch nicht dazu angetan, die Demos als Sonntagsspaziergang zu empfinden. Sollten unsere Oberen wirklich innerhalb kürzester Zeit so an Verstand gewonnen haben?
Welchem Umstand wir es zu verdanken hatten, dass der Schießbefehl letztlich ausblieb, war zweitrangig. War es Einsicht? War es Angst vor den Reaktionen der restlichen Welt?
Ich habe mir damals gesagt, dass die da oben UNMÖGLICH schießen lassen können, denn wir standen im Mittelpunkt des weltweiten Interesses. Ich habe darauf vertraut, dass man uns im Falle eines Falles zu Hilfe käme. Diese Gedanken waren mein Anker und mein Motor gleichzeitig. Ich kann bis heute nicht mit Überzeugung sagen, ob ich an eine eventuelle Hilfe von außerhalb WIRKLICH geglaubt habe, oder ob nur die Hoffnung mein Unterbewusstsein dominierte. Und trotzdem hat mir dieser Gedanke Mut gegeben.
Vielleicht habe ich mich der Überlegung, dass wir im Ernstfall auf uns allein angewiesen wären, bewusst nicht gestellt, denn das hätte bei mir (und vielen anderen) den überlebensnotwendigen Glauben an das Mitgefühl und die Solidarität der menschlichen Gemeinschaft nicht aufgebracht.
Ich höre in den Nachrichten auch, dass die Libyer ein militärisches Eingreifen am Boden ablehnen, dass sie aber eine Flugverbotszone fordern. Doch wer weiß denn, wie die Leute, die auf den Straßen sterben, wirklich denken? Ich bin in dieser Situation sehr zwiegespalten. Ich wünschte, Gaddafi würde endlich seine Zwangsjacke wiederfinden und das Blutvergießen hätte ein Ende, ohne dass eingegriffen werden muss.
Ich wünschte außerdem, den arabischen Ländern gelänge wirklich, eine stabile Demokratie aufzubauen. Ich wünschte, das ganze Unternehmen würde in den Händen derer bleiben, die es betrifft. Ich wünschte, es gelänge der Menschheit, endlich friedlich und fair miteinander umzugehen. Ich wünschte so vieles ...
Ich kann nicht kategorisch 'Ja' oder 'Nein' sagen. Es hat was von 'Unterlassener Hilfeleistung' und es hat was von 'Unbefugter Einmischung'. Was wiegt schwerer? Ich bin froh, dass ich die Entscheidung nicht treffen muss.
Aber in Libyen sterben Leute, weil sie sich gegen die Zustände in ihrem Land wehren. Und da ist es wieder – dieses verdammte schlechte Gewissen.
Liebe Grüße
Heike
PS. Ich werde nicht zu jedem zukünftigen Thema meterlange Texte abliefern. Aber die penetrante Dominanz der Guttenberg-Anhimmler und die „Schlacht um Libyen“ sind zwei Ereignisse, die meinem politischen Empfinden in letzter Zeit gewaltig zugesetzt haben.
H.

Zwei Dinge will ich noch sagen, die nur mittelbar mit dem Thema zu tun haben.
Rex schrieb:
Die Leute, die auf die Straße gegangen sind, wollten keinen Umsturz, sie wollten einen anderen Sozialismus …

Die Initiatoren der allerersten Demos wollten das mit Sicherheit. Aber innerhalb kürzester Zeit waren ziemlich viele Leute zu hören, die die D-Mark, die Wiedervereinigung und Bananen forderten. Ich weiß, dass das die selbe Kategorie Mensch ist, die heute ihren Gutti zurück will. Ich würde diese Leute gern nicht ernst nehmen müssen, aber sie sind ernstzunehmen.
Auf keinen Fall will ich das, was in Leipzig und anderen Städten passierte, kleinreden. Es war etwas ganz Großes und ich bin froh drum, dass ich mittendrin sein durfte. Aber trotzdem gab es diese Rufe. Die haben mich damals erschreckt und tun es heute noch bzw. wieder. Diese Leute haben laut und deutlich den Umsturz, wie du es nennst, gefordert.
Rex schrieb:
Politisch ausgerichtet wurden ja alle auf den Klassenfeind, nie zum Schutz der Regierung vorm eigenen Volk.

Ein großer Teil des eigenen Volkes wurde doch zum „Klassenfeind“ abgestempelt! Und natürlich haben sie sich auch vorm Volk schützen lassen. Das haben Diktatoren gemein – die Angst vorm eigenen Volk. Deshalb muss es in Schach gehalten werden, u.a. mit einem Schießbefehl an der Grenze. Da wurde nicht auf von außen eindringende, den Sozialismus schädigende Elemente geschossen. Nein, auf Menschen, die nicht gefährlich waren, weil sie ja das Land, dem sie sich ideologisch nicht anpassen konnten, einfach nur verlassen wollten.
Wenn ein „Gegner“ sich zurückzieht und das „Schlachtfeld“ auf immer aufgeben will, dann ist ein Schuss in den Rücken m.E. keine Aktion, die dem Klassenfeind gilt.

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Beitrag von Rex2005 »

Doch wer weiß denn, wie die Leute, die auf den Straßen sterben, wirklich denken? Ich bin in dieser Situation sehr zwiegespalten.

Der Tod in diesen Ländern hat eine andere Bedeutung als hier. Ich versuche eh alles zuerst mal rational zu erfassen, aber immer gelingt mir das nicht und in dieser Sache komme ich mit Rationalität auch nicht viel weiter, da ich nicht wirklich viel über Religionen weiß. Hier in Europa bedeutet Tod das Ende des Lebens - es sei denn man glaubt an ein Leben danach. Ein Tunesier (Astrophysiker) erklärte mir, dass sie das ganze Leben als Vorbereitung auf den Tod betrachten, denn der Tod ist der Beginn des wahren Lebens. Dabei kommt es nicht auf den Tod selbst an, sondern nur wie man gelebt hat. Als ich ihm erzählt habe, dass ich an gar keinen Gott glaube und der Tod das Ende des Lebens ist, war er völlig durcheinander und wollte mich davon überzeugen, wie gefährlich ein Leben ohne einen Gott wäre, weil man das wahre Leben überhaupt nicht kennenlernen könne etc. Habe ihn gefragt, wie er als Physiker die Materie an sich und seinen Glauben an ein Leben nach dem Tod unter einen Hut bringt - das war für ihn kein Widerspruch. Und spätestens an diesem Punkt bin ich mit meinem Latein am Ende und da muss man sich halt sagen, das es mehrere Kulturen und Religionen gibt und diese tolerieren. Toleranz geht halt auch manchmal bis an die eigene Schmerzgrenze.
Vor längerem habe ich eine Dokumentation gesehen über das Verhältnis von Müttern und Kindern in Europa und Afrika. Den Frauen in Europa wurden Bilder und Filme gezeigt, wie Afrikanerinnen ihre Säuglinge und kleineren Kinder eigentlich ständig bei sich tragen, egal ob im Haushalt auf dem Feld usw. Irgendein Körperkontakt ist immer da - Europäische Frauen fanden diese Art der Bindung für Kinder schädlich, da sie sich ja nicht selbstständig entwickeln könnten. Den Afrikanerinnen wurden Fotos und Filme gezeigt wo europäische Frauen ihre Kinder natürlich in ihr eigenen Bett gelegt haben und die Frauen die Kinder weinen ließen, damit sie lernen allein zu bleiben ... Die Afrikanerinnen waren entsetzt und meinten, dass dies Kindesmisshandlung wäre und diesen Müttern sofort die Kinder weggenommen werden müsste ...
Wer will da sagen, was gut und richtig ist? Es gibt immer mehr als nur eine Wahrheit und es gibt auf der einen Erde mehr als nur eine richtige Welt(anschauung) Wenn man das akzeptiert, kommt man mit dem eigenen Gewissen besser klar. Wo die Menschheit nach Leben auf anderen Planeten sucht ... was erwarten sie dort zu finden? ein europäisches ??? oder ob sich die Kreuzzüge noch mal wiederholen ?

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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Hallo Rex,
also eigentlich müsste ich jetzt deinen ganzen ersten Absatz zitieren. Um es kurz zu fassen: Darf ich als Fazit deines Beitrages ziehen, dass man das Ganze kulturell so sehen muss, dass für Araber das Sterben halt nicht ganz so schlimm ist? Sie glauben ja eh an ein Leben nach dem Tod ("und bereiten sich ein Leben lang drauf vor")? Also alles nicht so tragisch?
Ehrlich - mir kräuseln sich die Nackenhaare. Bitte sag mir doch unbedingt, dass ich dies ganz ganz falsch verstanden habe und es total anders gemeint war.
Gruß
Michael
(etwas schockiert)


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Beitrag von Rex2005 »

dass für Araber das Sterben halt nicht ganz so schlimm ist? Sie glauben ja eh an ein Leben nach dem Tod ("und bereiten sich ein

Das Sterben hat im Gegensatz zu unserer Auffassung dort einen Sinn - für uns ist der Tod in der Regel sinnlos - das ist der Unterschied.
Es sterben jedoch auch hier Menschen aus unterschiedlichsten Gründen - und nicht wenige werden nach ihrem Tod als Helden gefeiert. Ist es schlimm oder tragisch, wenn er für eine "gute" Sache gekämpft und dabei bewusst den Tod in Kauf genommen hat? Wenn du das mit ja beantworten willst, müsstest du die Menschen von jeglichem Aufbegehren abhalten. - Ist es für dich schlimm oder tragisch, wenn ein Terrorist stirbt ? Ist es schlimm oder tragisch, wenn in Amerika noch immer die Todesstrafe praktiziert wird?
Wäre der Tod von Nato-Soldaten in Lybien nicht genauso schlimm und wo wäre dann der Sinn in einer militärischen Einmischung ? Es wäre nichts weiter als Gewissensberuhigung - weil du selbst sicher nicht nach Lybien gehen würdest ...


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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Ich verabschiede mich aus dieser Diskussion mit dir, Rex und habe nur eine Bitte:
... im Gegensatz zu unserer Auffassung ...

Sprich bitte lieber von "meiner" statt von "unserer" Auffassung. Weil wir in dieser Thematik keinerlei gemeinsame Auffassung haben.
Gruß
Michael

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Gesch
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Beitrag von Gesch »

Liebe Heike, lieber Michael,
liebe Alleandern,
als jemand, der zwar nicht aus der Kriegsgeneration stammt, gleichwohl aber im Rückblick den Einmarsch der Alliierten in Deutschland - zumindest partiell im Westteil - eher als Befreiung von der Gewaltherrschaft der Nazis und ihrer Parteigängern bewertet, und sich in der eigenen Schulzeit oft beim Anblick wesentlich älterer Menschen, als es meine Eltern waren, gefragt hat, wie diese Leute wohl ihr Leben in der Nazi-Zeit verbracht haben, empfinde ich gelegentlich Dankbarkeit darüber, dass die Völkergemeinschaft dem kriminellen Treiben der Nazis gegen andere Völker, aber auch gegen das eigene Volk (sofern Menschen nicht mitgelaufen sind) noch vor meiner Geburt gewaltsam ein Ende gesetzt hat.
Ich kann deshalb das Unbehagen, das schlechte Gewissen angesichts sich heute dahinschleppender Tatenlosigkeit angesichts von gewaltherrschaft sehr gut verstehen und teile es auch, nicht erst jetzt im Falle Libyen. Es gab Massaker und Massenvergewaltigungen auf dem Balkan oder in Ruanda oder im Kongo, es gibt die Anschläge durchgeknallter Fanatiker mit Nähe zu den Taliban auf Mädchenschulen in Afghanistan, es gibt Bürgerkrieg im Sudan, Sklaverei in Mauretanien, Folter im Iran, Zwangslager in Nordkorea und Unterdrückung der Minderheiten in China.
Es gab und gibt gewiss jede Menge mörderische Schweinereien, die Menschen von Menschen angetan werden, ohne dass sich diejenigen, die einschreiten könnten, darum scheren oder ihre Lethargie oder ihr schwergewichtiges Kopfwackeln überwinden können. Und es gibt von manchen immer wieder vorgebrachte "gute Gründe", die ein Einschreiten von außen als unangebracht und nicht opportun erscheinen lassen. Und es gibt die strikten Pauschalisten, die sich gegen jede Einmischung wehren. Rechtfertigen sie Massaker an Unschuldigen? Sicher nicht. Aber wie rechtfertigen sie untätiges Gewährenlassen?
Dies macht es mir schwer, die reine Lehre der Friedensbewegten mit dem Dogma der Nichteinmischung kommewasdawolle für mich zu akzeptieren - nicht zuletzt weil manche Lebensumstände mit Frieden aber auch gar nichts zu tun haben, selbst wenn das Stadium eines Krieges mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen und Bombardierungen vielleicht nicht erreicht sein mag - "Krieg" also bestenfalls abwesend ist.
Ich war als eher schmächtiges Jüngelchen immer froh, wenn ich jemanden fand, der sich in Schulhofkonflikten, die gelegentlich in Prügeleien eskalierten, schützend vor mich gestellt hat und mir beistand. Auch dies ist für mich in gelebter Form Solidarität. Und wenn ich sie selbst - aus welchen Gründen auch immer - nicht zu leisten imstande bin, beispielsweise auch nicht meine Hemmungen überwinden kann, militärische Unterstützung uneingeschränkt gutzuheißen, muss ich eben mit meinem schlechten Gewissen darüber zu leben lernen. Aber wenigstens kann mir niemand vorwerfen, dass ich Unterstützung schroff verweigert hätte.
Herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.


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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Wenn sich alles bei mir ein bisschen gesetzt hat, werde ich auch etwas persönlicher werden, im Stil wie es meine liebe Heike oder auch Gesch vorgemacht hat. Wer Gewalt erfahren hat, kann einfach nachfühlen wie Ohnmacht auf die Seele wirkt. Aber ich bin nicht so geübt drin, solch Persönliches einfach preiszugeben. Daher danke ich Heike und Gesch für die Offenheit und ihr Vorbild. Da fehlt mir oft der Mut.
Die ganze Welt und auch wir schauen gebannt nach Japan. Währenddessen macht der Mini-Hitler in Libyen seine Drohungen wahr und kündigt blutige Rache an seinen Gegner an. Dann haben wir wohl bald zwei Brennpunkte im Fernsehen, die sich ständig abwechseln. Ich bin sicher, dass die Aufständischen nicht gerne sterben werden obwohl sie eine arabische Mentalität besitzen und womöglich an ein Leben nach dem Tod glauben. Und ob Frauen, Kinder und alte Menschen durch Radioaktivität oder durch Bomben und Granaten von Dikatoren sterben oder gefährdet sind, macht für mich auch keinen Unterschied. Die haben sich das alles nicht ausgesucht und wollen garantiert nicht so enden.
Focus.de: Gaddafi kündigt Attacke ohne Gnade an
Mir kommen irgendwie komische Vergleiche in den Sinn: in Japan ist die Sache mit dem AKW fast aussichtlos, da hilft nur noch Glück. In Libyen könnte man theoretisch das Schlimmste verhindern durch ...
Die Techniker, die in Fukushima ihr Leben für andere aufs Spiel setzen sind Helden. Wer sein Leben in Libyen als fremder Soldat aufs Spiel setzen würde, ...
...
Gott sei Dank bin ich nicht der Papst, der immer weiß was richtig und was falsch zu sein hat.
Gruß
Michael X
- geschockt von den ganzen Ereignissen der letzten Wochen und Tage.

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chriszib
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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von chriszib »

Bin gespannt in welche Richtung sich das Land jetzt entwicklen wird, ich kann mir vorstellen, dass es da Rechte geben wird die die unseren noch übertreffen, kommt aber natürlich auf die neue Führung an.

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Soll in Libyen militärisch eingegriffen werden?

Beitrag von Benutzer 63 gelöscht »

Den Leuten dort wird es jetzt schlechter gehen, das ist alles was ich weiß.

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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »


JuergenF schrieb:
Den Leuten dort wird es jetzt schlechter gehen, das ist alles was ich weiß.

Unterm Führer war auch alles besser. Jetzt haben wir diese Scheißdemokratie.

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