Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Merkels Kandidatin von der Leyen

*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!

*Quelle: Webseite Akademischer Verein Kyffhäuser e.V.  | Foto © by Pixabay.com 
Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Gast »


UweX schrieb:
Diese pauschale Verurteilung der Linken geht mir ganz schön auf die Nerven...

Lieber Uwe,
du sprichst mir aus der Seele!
Lieben Gruß
*zodiak*



Benutzer 63 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Benutzer 63 gelöscht »

Hallo Barde,
du fragtest mich wegen Gauck. Das ist immer sehr schwierig für mich, der Mann ist ja längst "aus dem Geschäft". Ich weiß nur noch, daß er mich "damals" immer wieder sehr aufgeregt hat, ich empfand ihn als selbstgerecht und anmaßend, aber so war ja die ganze "DDR-Abwicklung".
Zur Klarstellung, ich war nie ein Fan der DDR. Aber diese Selbstherrlichkeit und Einseitigkeit, als sei die Geschichte nach der "Wende" an ihr Ende gekommen (ich beziehe mich auf den berühmten Ausspruch von Fukuyama), nein wirklich, so nicht!
Auch unser ach so schönes marktwirtschaftliches System hat ein Verfallsdatum. Aber ich glaube, zum Verhältnis "Marktwirtschaft" - "Realsozialismus" (aus meiner Sicht) werde ich bei Gelegenheit noch was sagen.
Jürgen

Benutzer 141 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Die Linke hat knapp 80.000 Mitglieder, von denen 2/3 weder zur PDS (gescheige denn SED) noch zur WASG gehört haben. Sie ist eine sehr junge Partei, die sich oft genug etwas unbeholfen und naiv gebärdet - dem Alter angemessen. Wohin unser Land mit den erfahrenen Politprofis gekommen ist, ist bekannt.

Selbst ein Drittel Nichtdemokraten in dieser Partei sind mir viel zuviel. Die beste Frage zur Entlarvung der wirklichen politischen Überzeugung vieler Angehörigen dieser Partei ist diejenige, ob er die DDR für einen demokratischen oder undemokratischen Staat, bzw. eine Diktatur hielt. Unglaublich was für verbale Verrenkungen diese Leute dann machen, um sich irgendwie meinungsmäßig durchzuwinden und ihre unpopulären Überzeugungen nicht allzu deutlich werden zu lasen,. Dass es Idealisten gibt, die diese Partei als geeignet finden, um dem etablierten Parteiengeplänkel etwas entgegenzusetzen, spricht nicht unbedingt für die Linke, sondern ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass wenig andere Alternativen vorhanden sind. Die politische Arbeit der Linken beschränkt sich doch in aller Regel nur darauf zu fordern und abzulehnen. Dies ist auf die Dauer kein Konzept für politische Arbeit. Ein "Ich-bin-dagegen" oder ein "Nieder-mit-dem-Sozialabbau" ersetzt keine Vision. Dies hat oft nur Bildzeitungsniveau (denke mal an die berühmt-berüchtigen "Ich hab die Schnauze voll"-Aufkleber).
Bei aller Politikerschelte vergesse ich nicht, dass die Alltagsarbeit eben auch nicht so einfach ist. Die Linke musste das auch schon spüren, wenn sie in Länderparlamenten Verantwortung in Koalitionen übernehmen konnte. Die Welt lässt sich nicht einfach mit Schwarz-Weiß-Rezepten regieren.
Aber um es klarzumachen: Natürlich hat jeder das Recht eine andere Meinung zu haben. Ich nehme mir eben gleichfalls das Recht meine Wut über nichtdemokratische Strukturen jeder Art zu formulieren. Dies geschieht bei diesem Thema aus verschiedenen Erlebnissen heraus. Zum Beispiel habe ich persönlich drei Menschen kennengelernt, die in Bautzen saßen und von denen ein Mann eine bleibende schwere psychische Behinderung davongetragen hat, weil er von der Stasi gebrochen wurde. Ein mir sehr nahe stehender Mensch musste als Schöffe in der DDR über eine Republikflüchtige zu Gericht sitzen.
Michael Nr. X

Benutzeravatar
UweX
Beiträge: 186
Registriert: Di 18. Mär 2008, 00:55
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von UweX »

Uwe X ruft Michael Nr.X :migoe:
"Ich nehme mir eben gleichfalls das Recht meine Wut über nichtdemokratische Strukturen jeder Art zu formulieren. Dies geschieht bei diesem Thema aus verschiedenen Erlebnissen heraus. Zum Beispiel habe ich persönlich drei Menschen kennengelernt, die in Bautzen saßen und von denen ein Mann eine bleibende schwere psychsische Behinderung davongetragen hat, weil er von der Stasi gebrochen wurde. Ein mir sehr nahe stehender Mensch musste als Schöffe in der DDR über eine Republikflüchtige zu Gericht sitzen."

Diese Wut eint uns und sie ist bei mir wahrscheinlich so groß wie bei dir.
Auch ich kenne Opfer des Stalinismus persönlich und finde es unerträglich sowas schön zu reden. Ich habe meine Schwestern und Brüder nicht vergessen und andere Andersdenkende und welche Gräuel an ihnen verübt wurden. Das die DDR eine Diktatur war und keine Demokratie, wird und wurde von den prägenden Leuten der Linken immer wieder mit großer Deutlichkeit gesagt.
Trotzdem muss man verstehen, dass überzeugte Sozialisten nicht damit leben können, der schwarz-weißen-Sieger-Bewertung (Im Osten war alles falsch - hier alles richtig) zuzustimmen und ich als Wessi tue es auch nicht.
Als Christ stehe ich eh in einer 2000 jährigen Geschichte für die es sich größtenteils zu schämen gilt. Und doch.....war nicht alles falsch....ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens lohnent.
Ernesto Cardinale sagt: "Das Christentum und der Marxismus haben nicht versagt - sie wurden einfach noch nie umgesetzt!"
Das macht mir Mut an meinen Träumen einer besseren Welt festzuhalten und gleichzeitig aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.

"Die politische Arbeit der Linken beschränkt sich doch in aller Regel nur darauf zu fordern und abzulehnen. Dies ist auf die Dauer kein Konzept für politische Arbeit. Ein "Ich-bin-dagegen" oder ein "Nieder-mit-dem-Sozialabbau" ersetzt keine Vision. Dies hat oft nur Bildzeitungsniveau (denke mal an die berühmt-berüchtigen "Ich hab die Schnauze voll"-Aufkleber)."

Diese Vorwürfe höre ich immer wieder und es verwundert mich doch sehr. Sie zeugen (entschuldige bitte die Schärfe) von persönlicher Verbitterung, die den Blick für das Sachliche trübt, oder von eigenem Bildzeitungs Intellekt. Die Linke bringt einen konstruktiven Antrag nach dem anderen im Bundestag ein und wer sich damit beschäftigt kann nicht von einer dummen "nur Forderungs und Ablehnungspolitik" sprechen. Man kann ja in der Sache völlig anderer Meinung sein, aber ich finde, dass Leute wie Oskar L. und Gregor G., schon sehr ernst zu nehmende Menschen sind. Ihnen das pauschal abzusprechen ist ein Unding.
"Selbst ein Drittel Nichtdemokraten in dieser Partei sind mir viel zuviel. Die beste Frage zur Entlarvung der wirklichen politischen Überzeugung vieler Angehörigen dieser Partei ist diejenige, ob er die DDR für einen demokratischen oder undemokratischen Staat, bzw. eine Diktatur hielt."

Da haste nichr richtig zugehört ;-) . Ich sagte 1/3 war weder in der PDS noch in der WASG. Leider habe ich die Zahlen nicht wie groß die beiden Parteien waren. Egal lass es 1/4 der jetzigen Mitglieder sein die PDS waren. Dann müsste man noch die abziehen, die nie zur SED gehört haben (DDR ist ne Weile her). Wieviel wären es dann? Keine Ahnung, sagen wir 1/5. Davon sind die runterzurechnen, die sich Eindeutig von SED und Diktatur distanziert haben und den guten Vorschlag von Berthold Brecht aufgegriffen haben ("Wer A sagt muss gar nicht B sagen. Er kann auch einsehen dass A falsch war). Am Ende bleiben Einzelne Unbelehrbare auf die alles ruduziert wird.
Michael, ich finde sehr viel Zustimmenswertes in Deinen Gedanken (auch anderer hier) zu dem Thema, ertrage aber kaum die Pauschalität mit der argumentiert wird. Wenn Menschen sich nicht ändern dürfen und ihr Weg der Einsicht nur verhöhnt und verspottet wird, sind wir wieder auf dem Weg der Menschenverachtung angelangt. Menschenverachtung scheint wie Rom zu sein....dahin führen viele Wege ;-)


Benutzeravatar
Rex2005
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1404
Registriert: Mo 26. Sep 2005, 22:00
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 7 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Rex2005 »

Selbst ein Drittel Nichtdemokraten in dieser Partei sind mir viel zuviel.

Wer zählt die Nichtdemokraten in den anderen Parteien oder kommt jeder der einen Bogen um die Linke macht schon als Demokrat zur Welt???
Wer sein Demokratieverständnis allein nach Zugehörigkeit zu einer Partei ausrichtet, dürfte genau so zu den ewig Gestrigen zählen. Denn eine Demokratie hat keine Bibel mit der man seit tausenden von Jahren die Menschheit verblödet. Demokratie ist für mich in erster Linie Entwicklung von Ideen und Lebensmodellen, da bremsen CDU und Konsorten doch an allen Fronten, hauptsache die Schlösser vom alten Fritz werden wieder aufgebaut. Ein bisschen Krieg in Afghanistan, klar da hat auch der liebe Gott nichts dagegen, Streichung von Sozialleistungen bei gleichzeitiger Erhöhung von Sozialbeiträgen ... jo, das ist super demokratisch. Da lassen wir doch alles so wie´s ist - und vor allem die Kirche im Dorf :-D



Benutzeravatar
Helmut
Beiträge: 2835
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 10:11
Hat sich bedankt: 49 Mal
Danksagung erhalten: 44 Mal
Kontaktdaten:

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Helmut »

Hallo Uwe
Diese pauschale Verurteilung der Linken geht mir ganz schön auf die Nerven
Es geht hier nicht um pauschale Verurteilung sondern darum, dass Leute, die menschenverachtende Politik betrieben haben, immer noch an der Spitze dieser Partei stehen und die Aufarbeitung dieser Menschenrechtsverletzungen ungern sehen. Diese Leute haben sich für eine weitere politische Arbeit ein für alle Mal disqualifiziert. Und eine Partei, die diesen Leuten weiterhin ein Betätigungsfeld bietet, disqualifiziert sich pauschal.
Jeder weiß, dass ich kein Freund der CSU bin, ich sehe aber immer noch einen Qualitätsunterschied, ob jemand Dreck am Stecken hat, oder ob an seinen Händen Blut klebt. So eine Partei darf nicht mit den gleichen Leuten, mit den Finanzen, mit den Sachwerten, mit den alten Stukturen einfach weiter machen und plötzlich den Gutmensch spielen wollen. Der Wunsch, sich für eine alternative linke Partei zu engagieren, darf meiner Meinung nach das Blut an den Händen, sei es noch so weniger Mitglieder, nicht übersehen.
Es geht darum, dass mir speiübel würde, wenn ich mich auf einem Parteitag mit diesen Leuten an einen Tisch setzen müsste.
Nach dem dritten Reich wurde die Sippenhaft abgeschafft und ich denke dass ist gut so.
Wenn ich mir diesen Gedankengang zueigen machen würde, dürfte ich mich nicht gegen die Rechten pauschal engagieren.
Nix für ungut
Helmut


"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins

Benutzer 141 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Wer sein Demokratieverständnis allein nach Zugehörigkeit zu einer Partei ausrichtet, dürfte genau so zu den ewig Gestrigen zählen

Nun, meiner Meinung nach muss man sich mal irgendwann entscheiden, eine Position beziehen und einen Grenzstrich ziehen, über den man nicht mehr geht. Und dies habe ich eben bei dieser Partei getan, weil viele ihrer Vertreter die Aufarbeitung der Diktatur nicht vollziehen wollen. Ins Detail möchte ich hier nicht mehr gehen, um Wiederholungen zu vermeiden. Auch Helmut hat dies ja schon sehr passend ausgedrückt.
Eine Zeitlang war mir z.B die Piratenpartei sympathisch, weil über das Internet viele neue Möglichkeiten der Politgestaltung gegeben sind und die damit verbundenen Details und Fragestellungen von den alten Parteien gar nicht richtig erfasst werden. Aber als die Piraten dann begannen Tauss zu unterstützen, war es bei mir auch aus. Es gibt eben, wie schon erwähnt, Grenzen.
Es kann sein, dass sich einzelne Mitglieder des Forums vielleicht persönlich angegriffen fühlen, weil ich die Partei ablehne, die sie wählen, oder deren Mitglied sie sind. Dies war und ist aber nicht meine Absicht. Eine persönliche Distanzierung würde ich bei engagierten Neonazis oder ähnlichen Typen vollziehen.
Diese Vorwürfe höre ich immer wieder und es verwundert mich doch sehr.

Ob da wohl etwas dran ist, wenn das Argument immer wieder kommt? Kann ja wohl kein Zufall sein.
Man kann ja in der Sache völlig anderer Meinung sein, aber ich finde, dass Leute wie Oskar L. und Gregor G., schon sehr ernst zu nehmende Menschen sind. Ihnen das pauschal abzusprechen ist ein Unding.

Gregor Gysi und Oskar Lafontaine sind natürlich ernstzunehmende Menschen, aber genau die zwei sind für mich ein Musterbeispiel für meine Argumente. Oskar hat sich seinen Ruf selbst ruiniert, weil er nach ein paar Wochen sein Ministeramt hingeschmissen hat und der Verantwortung systematisch ausgewichen ist. Ihn als Gegenbeispiel aufzubauen passt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Und Gysi ist ein eloquenter, sehr intelligenter Mensch, der hinter seinem Wortwitz nicht viel Substantielles zu bieten hat. Ob es die "IM Notar"-Affäre oder die Sache mit den Bonusmeilen war; er hat sich gleichfalls sehr gut ins politische System eingefunden. Die Linke muss in Berlin, das immer kurz vor der Pleite steht, auch die "unmoralischen Sozialkürzungen" mittragen. Da hat er als Wirtschaftssenator auch lieber das Handtuch geschmissen, weil der Nimbus bald ruiniert ist, wenn einem das Alltagsgeschäft einholt.
Wenn Menschen sich nicht ändern dürfen und ihr Weg der Einsicht nur verhöhnt und verspottet wird, sind wir wieder auf dem Weg der Menschenverachtung angelangt.

Aber genau dies ist ja der Punkt, den ich an der Partei kritisiere: die SED-Romantiker, Ostalgiker und der kommunistische Block wollen doch gar keine Einsicht haben, geschweige denn sich ändern.
Warum diese Kritik deiner Meinung nach menschenverachtend ist oder zur Menschenverachtung hinführen soll, ist mir wirklich unklar. Für menschenverachtend halte ich es, wenn jemand die Grenze und den Schießbefehl dort für notwendig erachtet hatte und heute dazu noch steht und dies immer noch verteidigt.
Um zum eigentlichen Startpunkt dieser Diskussion zu kommen: Gauck hat zwei Diktaturen in seinem mittlerweile 70-jährigen Leben erlebt und hat sich intensiv mit der Aufarbeitung der Folgen beschäftigt. Dies bedeutet, dass er der Demokratie dienlich war. Außerdem ist er kein karrieresüchtiger Berufspolitiker gewesen. Warum sollte man einen solchen Mann ablehnen? Dies kann man doch nur machen, wenn man Dreck am Stecken hat.

... meint Michael Nr. X


Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1780
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Skywise »


Helmut schrieb:
Hallo Uwe
Diese pauschale Verurteilung der Linken geht mir ganz schön auf die Nerven
Es geht hier nicht um pauschale Verurteilung sondern darum, dass Leute, die menschenverachtende Politik betrieben haben, immer noch an der Spitze dieser Partei stehen und die Aufarbeitung dieser Menschenrechtsverletzungen ungern sehen. Diese Leute haben sich für eine weitere politische Arbeit ein für alle Mal disqualifiziert. Und eine Partei, die diesen Leuten weiterhin ein Betätigungsfeld bietet, disqualifiziert sich pauschal.
Damit hätte sich automatisch so ziemlich jede etablierte politische Gruppierung Deutschlands per se disqualifiziert, denn vielleicht mal abgesehen von den Grünen und ein bißchen was von dem jüngeren, weiter unten auf dem Wahlzettel stehenden Kleingeld dürfte jede Partei ein paar Ex-Mitglieder der NSDAP zu bieten haben. Und ich rede nicht nur von olle Filbinger, sondern auch von Karl Carstens oder Hans-Dietrich Genscher ... für die CSU vielleicht die Herren Becher und Goppel.
Jeder weiß, dass ich kein Freund der CSU bin, ich sehe aber immer noch einen Qualitätsunterschied, ob jemand Dreck am Stecken hat, oder ob an seinen Händen Blut klebt. So eine Partei darf nicht mit den gleichen Leuten, mit den Finanzen, mit den Sachwerten, mit den alten Stukturen einfach weiter machen und plötzlich den Gutmensch spielen wollen.
Warum nicht? Im Fantasy-Sektor heißt es "Das Rad der Zeit hat sich weitergedreht". Das Deutschland des Jahres 1965 unterschied sich elementar von dem des Jahres 1945, auch in der Parteienlandschaft. Warum soll sich also zwischen 1990 und 2010 nicht auch das eine oder andere getan haben? Wenn ich nur mal einen Blick auf die aktuelle Führungsriege der Linke werfe, sehe ich mit Frau Wagenknecht genau eine Person, die noch vor dem Mauerfall Mitglied der PDS/WASG/Linken wurde. Ein halbes Jahr vorher. Keine Ahnung, wieviel Blut in dieser Zeit durch ihre Hände troff, aber so viel dürfte es meiner Einschätzung nach nicht gewesen sein.
Nein, ich habe die Linken nicht gewählt, würde es auch in absehbarer Zeit nicht tun, aber das hat vor allem den Grund, daß ich viele ihrer Wahlversprechen für nicht umsetzbar halte - oder zumindest nicht ohne deutliche Einschränkungen in anderen, meist weniger populären Bereichen.
Es geht darum, dass mir speiübel würde, wenn ich mich auf einem Parteitag mit diesen Leuten an einen Tisch setzen müsste.
Keine Ahnung, wie häufig das bei Dir vorkommt.
Ich hab' ja auch genug mit Politikern zu tun, wobei die Geschichte mit dem "speiübel" eher von der einzelnen Person abhängig ist als von ihrer politischen Gesinnung, heißt: ich komme mit den Linken in unserem Rathaus ebenso zurecht wie mit den Republikanern ;-)
Nach dem dritten Reich wurde die Sippenhaft abgeschafft und ich denke dass ist gut so.
Wenn ich mir diesen Gedankengang zueigen machen würde, dürfte ich mich nicht gegen die Rechten pauschal engagieren.
Och, gegen ein Vorgehen gegen Rechtsaußen ist grundsätzlich nichts zu sagen, ebensowenig wie gegen ein Vorgehen gegen Linksaußen. Nun ist es aber so, daß ich die Glatzebuben, die unter schwarz-weiß-roten Flaggen so medientauglich "Deutschland den Deutschen!" brüllen, vielleicht für die gewaltbereitesten, aber noch nicht mal für die gefährlichsten Rechten halte ...
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1780
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Skywise »


Barde schrieb:
Oskar hat sich seinen Ruf selbst ruiniert, weil er nach ein paar Wochen sein Ministeramt hingeschmissen hat und der Verantwortung systematisch ausgewichen ist.
Ja-hein. Ich habe Oskar an anderer Stelle schon einmal in diesem Punkt verteidigt, und ich muß es leider wieder tun, auch wenn mir der Mensch gegen den Strich geht. Er hat sein Ministeramt hingeschmissen, das ist richtig. Problem ist nur, daß vorher ein gewisser Herr Schröder das Heft in die Hand genommen hatte - einen Tag zuvor hat Gerhard Schröder mit Rücktritt gedroht und dabei unter anderem einen giftigen Seitenhieb abgegeben (Stichwort "eine wirtschaftsfeindliche Politik ist mit mir nicht zu machen"), der sowohl Trittin, Bergmann, aber eben auch Lafontaine gegolten haben kann. Letzterer sah wahrscheinlich daraufhin keine Zukunft mehr für die von ihm konzipierte Finanz- und Steuerpolitik, die vor allem die Unternehmen gefordert hätte. In der Folge hat er sich auch ziemlich offen und entschlossen gegen Schröder gewandt, was er in seiner Funktion als Minister wahrscheinlich nicht gemacht hätte.
Man sollte ihm zugute halten, daß er 1998 und 1999 enorm viele der SPD-Wahlversprechen noch einmal angepackt und tatsächlich umgesetzt hat (z. B. Schlechtwettergeld, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Erneuerung des Bündnisses für Arbeit, Überarbeitung des Kündigungsschutzes, ...). Ich könnte es auch genauer sagen: von der aktuellen Regierung habe ich diesbezüglich trotz ähnlich langer Amtszeit deutlich weniger Ergebnisse in diesem Sektor wahrgenommen (Hallo Herr Schäuble?).
Um zum eigentlichen Startpunkt dieser Diskussion zu kommen: Gauck hat zwei Diktaturen in seinem mittlerweile 70-jährigen Leben erlebt und hat sich intensiv mit der Aufarbeitung der Folgen beschäftigt. Dies bedeutet, dass er der Demokratie dienlich war. Außerdem ist er kein karrieresüchtiger Berufspolitiker gewesen. Warum sollte man einen solchen Mann ablehnen? Dies kann man doch nur machen, wenn man Dreck am Stecken hat.
Nö, das kann man auch machen, wenn man ständig von einer Seite Dreck am Stecken unterstellt bekommt. Gauck dürfte bei den Linken nicht gerade den besten Ruf besitzen. Nicht, weil er für Aufklärung sorgen wollte, sondern weil er wahrscheinlich noch immer das eine oder andere Gesicht auf seiner Abschußliste hat. Vielleicht zurecht, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls sollte man nicht davon ausgehen, daß die Hasenfamilie den Jäger für das Bundesverdienstkreuz vorschlägt, weil er die seiner Meinung nach ungeliebten Kinder über den Haufen geknallt hat, knallen wollte oder noch knallen will ;-)
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzeravatar
Helmut
Beiträge: 2835
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 10:11
Hat sich bedankt: 49 Mal
Danksagung erhalten: 44 Mal
Kontaktdaten:

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Helmut »

Hallo Sky
Damit hätte sich automatisch so ziemlich jede etablierte politische Gruppierung Deutschlands per se disqualifiziert, denn vielleicht mal abgesehen von den Grünen und ein bißchen was von dem jüngeren, weiter unten auf dem Wahlzettel stehenden Kleingeld dürfte jede Partei ein paar Ex-Mitglieder der NSDAP zu bieten haben. Und ich rede nicht nur von olle Filbinger, sondern auch von Karl Carstens oder Hans-Dietrich Genscher ... für die CSU vielleicht die Herren Becher und Goppel.
Das Wäre ein Gegenargument, wenn die CDU, CSU oder FDP eine Nachfolgepartei der NSDAP wäre, die sich nur entsprechend umbenannt hätte. Oder haben diese Parteien den Schank mit den Mitgliederdateien von der NSDAP übernommen?
Warum nicht? Im Fantasy-Sektor heißt es "Das Rad der Zeit hat sich weitergedreht"
Machen wir hier ein Rollenspiel oder was? Nein ernsthaft: Clemens hat mal sinngemäß geschrieben, dass ein Kinderschänder nie wieder mit Kinder arbeiten darf. Genauso wenig darf einer, der die Unrechtspolitik der DDR unterstützt hat, nie mehr Politik machen. Mehr ist dazu gar nicht zu schreiben.
Keine Ahnung, wie häufig das bei Dir vorkommt.
Ist dir der Konjunktiv in meinem Satz aufgefallen?
Ich hab' ja auch genug mit Politikern zu tun, wobei die Geschichte mit dem "speiübel" eher von der einzelnen Person abhängig ist als von ihrer politischen Gesinnung, heißt: ich komme mit den Linken in unserem Rathaus ebenso zurecht wie mit den Republikanern
Ich hab auch nicht vom Rathaus geschrieben, sondern von einer Parteiveranstaltung, bei der man die betreffenden Leute mit seiner Arbeit unterstützt.
Wenn ich nur mal einen Blick auf die aktuelle Führungsriege der Linke werfe, sehe ich mit Frau Wagenknecht genau eine Person, die noch vor dem Mauerfall Mitglied der PDS/WASG/Linken wurde. Ein halbes Jahr vorher. Keine Ahnung, wieviel Blut in dieser Zeit durch ihre Hände troff, aber so viel dürfte es meiner Einschätzung nach nicht gewesen sein.

Sie ist in eine Partei eingetreten, von der jeder , der sich dafür interessiert hat, sehen konnte, dass sie sich blutig gemacht hat. Hältst du einem für unschuldig, der 1944 in die NSDAP eingetreten ist?
Gruß
Helmut
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins

Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1780
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Skywise »


Helmut schrieb:
Das Wäre ein Gegenargument, wenn die CDU, CSU oder FDP eine Nachfolgepartei der NSDAP wäre, die sich nur entsprechend umbenannt hätte. Oder haben diese Parteien den Schank mit den Mitgliederdateien von der NSDAP übernommen?
Nein, andererseits - macht es wirklich einen so großen Unterschied, in welchem Schrank die Mitgliedskarte zu finden ist?
Warum nicht? Im Fantasy-Sektor heißt es "Das Rad der Zeit hat sich weitergedreht"
Machen wir hier ein Rollenspiel oder was? Nein ernsthaft: Clemens hat mal sinngemäß geschrieben, dass ein Kinderschänder nie wieder mit Kinder arbeiten darf. Genauso wenig darf einer, der die Unrechtspolitik der DDR unterstützt hat, nie mehr Politik machen. Mehr ist dazu gar nicht zu schreiben.
Da sehe ich aber irgendwie Äpfel und Birnen. Ich vermute, daß die SED mehr Mitläufer hatte als so mancher Kinderschänder ...
Ich würde Verbrechen, die durch ein Individuum begangen wurden, nicht unbedingt auf eine Stufe stellen mit Verbrechen, die durch eine Institution begangen wurden.
Wenn ich nur mal einen Blick auf die aktuelle Führungsriege der Linke werfe, sehe ich mit Frau Wagenknecht genau eine Person, die noch vor dem Mauerfall Mitglied der PDS/WASG/Linken wurde. Ein halbes Jahr vorher. Keine Ahnung, wieviel Blut in dieser Zeit durch ihre Hände troff, aber so viel dürfte es meiner Einschätzung nach nicht gewesen sein.
Sie ist in eine Partei eingetreten, von der jeder , der sich dafür interessiert hat, sehen konnte, dass sie sich blutig gemacht hat. Hältst du einem für unschuldig, der 1944 in die NSDAP eingetreten ist?
Nun ja ... hm.
Sagen wir's mal so: 1944 stand die NSDAP-Mitgliedschaft ausschließlich einem bestimmten Personenkreis offen, nämlich den 17jährigen, die die HJ und/oder BDM durchlaufen hatten und Dienst in der Wehrmacht, in der Waffen-SS und im Reichsarbeitsdienst taten. Kann man diese Jugendlichen als "schuldig" brandmarken, die im Grunde genommen nichts Anderes kannten als die Partei-Propaganda?
Es gibt ein paar Leute, wie etwa Siegfried Lenz oder Dieter Hildebrandt, die darüber hinaus behaupten, nie freiwillig in die NSDAP eingetreten zu sein, sondern im Rahmen von Sammelaktionen in der Mitgliedskartei der NSDAP gelandet zu sein. Diese Version halte ich zumindest nicht für abwegig.
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzeravatar
Michael
Beiträge: 894
Registriert: Mi 5. Mär 2003, 19:50
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 47 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Michael »

Hallo,
sagt mal, meint ihr, Herr Gauck würde sich überhaupt von der Linken wählen lassen oder würde er sich das nicht verbitten?
Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt

Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1780
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Skywise »


Michael schrieb:
sagt mal, meint ihr, Herr Gauck würde sich überhaupt von der Linken wählen lassen oder würde er sich das nicht verbitten?
Och, warum eigentlich nicht? Die eine oder andere Stimme aus diesem Lager könnte schon in Richtung Gauck gehen ... :-D
Insgeheim vermute ich aber, daß es ihm viel lieber ist, daß die Linken selbst eine/n Kandidaten/in aufstellen wollen. Wenn das nämlich eine Figur wäre, die zumindest ein paar wenige Stimmen von CDU bzw. CSU auf sich vereinigen könnte, dann muß ich ganz ehrlich Gauck realistische Chancen einräumen, zumal ich vorhin darauf aufmerksam gemacht wurde, daß unsere Lieblingskanzlerin dereinst sogar einige lobende Worte für Gauck und seine Arbeit übrig hatte. Insofern gefällt mir der Vorschlag immer besser ... :-D
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzer 141 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Nun denn, schreiten wir zur Probeabstimmung und spielen Bundesversammlung ;-) .
Wer für Gauck oder Wulff ist, möge hier seine öffentliche Meinung kundtun.
Darf ich allerdings, mit meinen mir angeborenen hellseherischen Fähigkeiten, schon mal das Ergebnis voraussagen? :-D
Michael X
P.S
Und interessant wäre es für mich von den Leuten, die sich hier als "Linke"-Anhänger geoutet haben, zu erfahren welchen Kandidaten/welche Kandidatin sie für geeignet halten würden.

Benutzeravatar
Gesch
Liedermacher/in
Liedermacher/in
Beiträge: 681
Registriert: Mi 13. Mai 2009, 00:04
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 31 Mal
Kontaktdaten:

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Gesch »

Hallo zusammen,
also meine Vorstellungskraft übersteigt es ein wenig, lieber Sky, dass die Linke einen Kandidaten oder eine Kandidatin finden könnte, die/der in der Lage wäre sowohl die alten und neuen ostalgischen Sozialistenherzen zu versöhnen, die sich den Stasi-Staat nicht von den "Siegern" im Westen madig machen lassen wollen (und am liebsten auch nur die Systemfrage Kapitalismus contra jawasauchimmer aufwerfen wollen), und der/die gleichzeitig auch noch in der Lage wäre, trotz dieser Versöhnungsgeste gegenüber den Ausblendern oder Realivierern der SED-Stasi-Widerwärtigkeiten konservative Stimmen auf sich zu sammeln.
Ich denke mal, so eine Figur gibt's nicht. Eher werden solche konservativen oder auch liberalen Stimmen zu Gauck wandern, als von Wulff zu einem linken XY.
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.


Benutzeravatar
Michael
Beiträge: 894
Registriert: Mi 5. Mär 2003, 19:50
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 47 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Michael »

Hallo,
Ich glaube auch, dass Gauck eine linke Gegenkandidatin gar nicht unrecht käme. Aber nicht, weil die in der Lage wäre, Wulff Stimmern abzuziehen, sondern, weil ihm die Peinlichkeit erspart bleibt, von ein paar verwirrten Linken gewählt zu werden - und ein Antikommunist wie er will da sicher keine Diskussion aufkommen lassen. Trotzdem bin ich schon echt gespannt, wen die linken Herrschaften uns morgen präsentieren werden - für einen Lacher waren die ja immer gut.
Meine Präferenz hab ich schon genannt: Ich bin für die Abschaffung des Amtes. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würd ich nicht Gauck wählen.
Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt

Benutzeravatar
Helmut
Beiträge: 2835
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 10:11
Hat sich bedankt: 49 Mal
Danksagung erhalten: 44 Mal
Kontaktdaten:

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Helmut »

Hallo Sky
Ich würde Verbrechen, die durch ein Individuum begangen wurden, nicht unbedingt auf eine Stufe stellen mit Verbrechen, die durch eine Institution begangen wurden.
Gut, dann betrachten wir die Verbrechen nicht von Individuen begangen, sondern von der Institution SED. Dann machen wir aber das, was etliche hier so nervt, wir pauschalisieren.
Ich bin auch der Meinung, dass die SED nach der Wende wegen den Menschenrechtsverletzungen verboten und aufglöst gehört hätte. Dann hätte eine neue linke Partei unbelastet neu anfangen können. Aber dann hätte man mit leeren Kassen, mit leeren Mitgliederschränken und einer fehlenden Parteistruktur beginnen müssen.
Es gibt ein paar Leute, wie etwa Siegfried Lenz oder Dieter Hildebrandt, die darüber hinaus behaupten, nie freiwillig in die NSDAP eingetreten zu sein, sondern im Rahmen von Sammelaktionen in der Mitgliedskartei der NSDAP gelandet zu sein.
Diese Leute wurden in die Partei eingetreten, Sara Wagenknecht ist eingetreten. Das ist der Unterschied.
Jedenfalls sollte man nicht davon ausgehen, daß die Hasenfamilie den Jäger für das Bundesverdienstkreuz vorschlägt,
Was wiederum Michaels Ausgangsbehauptung unterstreicht: Bei den "Hasen" gibt es noch viele, die mit gutem Grund den "Jäger" nicht so gerne haben.
Gruß
Helmut
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins

Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1780
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Skywise »


Helmut schrieb:
Gut, dann betrachten wir die Verbrechen nicht von Individuen begangen, sondern von der Institution SED. Dann machen wir aber das, was etliche hier so nervt, wir pauschalisieren.
Wieso? Zwischen "Die katholische Kirche hat während der Kreuzzüge viele Verbrechen begangen" und "Die Mitglieder der katholischen Kirche haben während der Kreuzzüge viele Verbrechen begangen" besteht meiner Ansicht nach ein himmelweiter Unterschied.
Man kann der SED meinetwegen einiges vorwerfen, aber nicht unbedingt sämtlichen Mitgliedern der rechtlichen Nachfolgepartei.
Ich bin auch der Meinung, dass die SED nach der Wende wegen den Menschenrechtsverletzungen verboten und aufglöst gehört hätte. Dann hätte eine neue linke Partei unbelastet neu anfangen können. Aber dann hätte man mit leeren Kassen, mit leeren Mitgliederschränken und einer fehlenden Parteistruktur beginnen müssen.
Nun ja, das hätte dennoch so ein "Geschmäckle" gehabt. Irgendwie so ein feines "Freibrief"- oder "Kavaliersdelikt"-Aroma. Wenn man mit dem Holzhammer draufschlägt, hat man natürlich momentan so ein Gefühl der Genugtuung, aber - was geschieht mit eventuellen Opfern des Systems ... an wen sollen sie sich wenden? An die einzelnen Politiker - die wären im Zweifelsfall nicht für deren Unglück verantwortlich. Was geschieht mit dem versteckten Vermögen der Partei? Könnte sich das nicht ein Wissender klammheimlich und privat unter den Nagel reißen?
Die PDS hat sich selbst als rechtliche Nachfolgepartei bezeichnet und mußte sich somit mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist die Ansprechpartnerin für die Opfer und diejenige, die zur Aufklärung der Verbrechen der Vorgängerin beitragen sollte. Daß sie das nicht aus vollen Kräften getan hat, mag sein. Aber sie hat sich zumindest nicht so billig ihrer Verantwortung entzogen, indem sie sich selbst aufgelöst und einen Haufen Scherben hinterlassen hat.
Es gibt ein paar Leute, wie etwa Siegfried Lenz oder Dieter Hildebrandt, die darüber hinaus behaupten, nie freiwillig in die NSDAP eingetreten zu sein, sondern im Rahmen von Sammelaktionen in der Mitgliedskartei der NSDAP gelandet zu sein.
Diese Leute wurden in die Partei eingetreten, Sara Wagenknecht ist eingetreten. Das ist der Unterschied.
Fehlt da nicht die erste Hälfte meiner Antwort?
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzeravatar
Helmut
Beiträge: 2835
Registriert: Fr 28. Dez 2007, 10:11
Hat sich bedankt: 49 Mal
Danksagung erhalten: 44 Mal
Kontaktdaten:

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Helmut »

Hallo Sky
Man kann der SED meinetwegen einiges vorwerfen, aber nicht unbedingt sämtlichen Mitgliedern der rechtlichen Nachfolgepartei.

Einverstanden. Man kann ihnen aber die Frage stellen, ob sie sich wohlfühlen, wenn sie mit diesen Leuten Schulter an Schulter kämpfen.
Ich für meinen Teil fühle mich nicht wohl, wenn ich gegen die braunen Faschisten demonstriere und dabei von Linken, die eigentlich vor der eigenen Türe kehren sollten, unterstützt werde.
Deine Argumente gegen das Verbot der SED/PDS haben etwas für sich. Ich frag mich bloß, wofür dann die Entnazifizierung nötig war. Warum hat sich die NSDAP nicht enfach zur NDP umbenennen und sich gegen die Aufarbeitung der Geschichte wehren können? (Gut, die Menschenrechtsverletzungen der Nazis hatten eine andere Qualität, aber die Taten des SED-Staates waren schlimm genung.)
Fehlt da nicht die erste Hälfte meiner Antwort?
Ändert das etwas am Sinn meiner Aussage, dass Sara Wagenknecht im Gegensatz zu Lenz und Hildebrand freiwillig in eine Unrechtspartei eingetreten ist?
Gruß
Helmut
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins

Benutzer 141 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Merkels Kandidatin von der Leyen

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Es wird richtig spannend:
Polit-Profis sollen Super-Gauck verhindern


Antworten

Zurück zu „Das politische Forum“