Guten Tag,
aus Anlass seines 70. Geburtstags ist eine Biographie von Konstantin Wecker erschienen: "Das ganze schrecklich schöne Leben". Das wisst ihr natürlich, aber es hat sich bisher noch keiner zur Lektüre geäußert, also fang ich an.
Das Buch ist ungewöhnlich deshalb, weil es das Leben Weckers aus drei Perspektiven erzählt: Aus seiner eigenen, der seines Jugendfreundes, Fahrers, Merchandisers und "Willy"-Vorbildes Günter Bauch und der seines Mitarbeiters und "Hinter den Schlagzeilen"-Redakteurs Roland Rottenfußer. Das ist gar keine schlechte Idee, besonders die Beiträge von Günter Bauch sind ausgesprochen gut, die Freundschaft zu Wecker ist in jeder Zeile zu spüren aber sie sind mit Augenzwinkern geschrieben. Jedenfalls waren sie für mich die spannendsten Beiträge, weil man hier mal wirklich hinter die Kulissen und hinter den Menschen Wecker blicken kann. Bei Roland Rottenfußer bin ich ein bisschen kritischer. Gut finde ich seine Textanalysen, gerade der frühen Werke. Er ist ein profunder Kenner von Weckers Welt und zeichnet dessen Entwicklung anhand seiner Songs sehr gut nach. Weniger gut finde ich die bei ihm im Lauf des Buches immer weniger im Zaum gehaltene Verehrung Weckers. Da wird er - vor allem, wenn es um die jüngere Zeit geht - doch zu sehr zum Propheten, zum politisch unanfechtbaren Durchblicker verklärt.
Und Weckers Beiträge selber? Nun ja, die sind so wir wir es kennen: Interessant und klug und sie sparen nicht mit Selbstkritik. Etwas ermüdent sind aber die philosophischen Ausführungen mit ellenlangen Zitaten irgendwelcher Buddhistischen oder sonstwelcher Mystiker, die sich immer um Selbsterkenntnis, Liebe und Gelassenheit drehen und mir ehrlich gesagt nicht weiterhelfen. Vielleicht habe ich eine zu große Distanz zu dieser Art von Esoterik.
Trotz der Einschränkungen ein absolut lesenswertes Buch.
Michael