Grundsätzliche Informationen zum Projekt "Jeden Tag ein neues Lied"
Am 01.01.2023 habe ich mit das Projekt Jeden Tag ein neues Lied gestartet.
Das Prinzip ist simpel und bereits im Namen wird erklärt, was genau ich damit meine: ich werde jeden Tag in diesem Forum ein Lied des Tages posten und in Form eines Videos in den Beitrag einbauen.
Die Idee dahinter ist, mich selbst mit den Liedern auseinanderzusetzen, meine Einstellung bzw. meine "Beziehung" zum jeweiligen Lied zu beschreiben UND gleichzeitig alle dazu einladen, die eigene "Geschichte zum Lied" mit den anderen Besuchern des Forums zu teilen.
Zu jedem Lied starte ich zudem eine Umfrage, die eine Woche laufen soll und bei der alle kurz und knackig ihre Einstellung zum Lied abgeben können, ohne eigenen Beitrag.
Das Prinzip ist simpel und bereits im Namen wird erklärt, was genau ich damit meine: ich werde jeden Tag in diesem Forum ein Lied des Tages posten und in Form eines Videos in den Beitrag einbauen.
Die Idee dahinter ist, mich selbst mit den Liedern auseinanderzusetzen, meine Einstellung bzw. meine "Beziehung" zum jeweiligen Lied zu beschreiben UND gleichzeitig alle dazu einladen, die eigene "Geschichte zum Lied" mit den anderen Besuchern des Forums zu teilen.
Zu jedem Lied starte ich zudem eine Umfrage, die eine Woche laufen soll und bei der alle kurz und knackig ihre Einstellung zum Lied abgeben können, ohne eigenen Beitrag.
Wie könnte es anders sein: natürlich muss an einem Freitag, den 13. auch dieses Lied thematisiert werden! Und natürlich konnte ich diesen Beitrag nicht VOR 14 Uhr posten, denn es hätte ja sein können, dass bis dahin noch Christine vorbeikommt, und ich musste vorher ja noch aufräumen, einkaufen, einen Kuchen backen, den Hund gassi führen, Besorgungen machen... aber der Reihe nach!
Worum geht es in dem Song?
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive eine lustige Episode im Leben eines jungen Mannes, der per Telegramm*(heute käme eine SMS-Nachricht!) in aller Frühe darüber informiert wird, dass sich um 14 Uhr seine Freundin zum Besuch anmeldet und ihm wird schlagartig bewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, um sich und die Wohnung auf diesen Besuch vorzubereiten. Weil es sich beim Protagonisten des Stücks um einen ziemlich verpeilten und "unorganisierten", wenn nicht sogar schlampigen jungen Mann handelt, muss er noch allerlei Dinge erledigen und organisieren, um bei der Freundin einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Was sagt Reinhard Mey selbst zu seinem Lied?
In der Tat istFreitag, der 13. kein Liebeslied im klassischen Sinn. Allerdings vermittelt der Text schon die Absicht des Erzählers, sich seiner Geliebten, die zu Besuch kommt, in einer Art zu präsentieren, dass sie ihn auch noch nach dem Besuch liebt und das ist so herrlich offen und sympathisch naiv, dass es nicht schwer fällt, mit ihm zu fiebern und ihn sogar etwas zu bemitleiden, weil er sich doch so viel Mühe gibt, und er trotzdem soviel Pech erleiden muss.Reinhard Mey auf einem Konzert 1972 (siehe "Reinhard Mey live") hat geschrieben:...Das nächste sollte auch wieder ein Liebeslied werden, es ist aber dann auch kein so richtiges Liebeslied geworden, wie das an einem Freitag, den 13. auch nicht anders zu erwarten ist...
Das Chaos findet sich auch im der musikalischen Umsetzung wieder
Der Künstler erzählt seine Geschichte in 5 Strophen zu je 13 Zeilen (wobei die letzte Zeile der ersten 4 Strophen stets eine Wiederholung der 12.Zeile ist), das Versmaß ist - wie oft bei Mey - metrisch ungebunden und er verwendet keinen Versfuß. Bei diesem Lied passt das besonders gut zusammen, weil es die Panik, Verwirrung und Unruhe, die den Protagonisten erfasst, sehr gut vermittelt.
Das Reinschema entspricht dem klassischen Paarreim, also aabbccddeeff usw. Die Reime sind nicht immer sauber gewählt, was aber auch wieder gut passt, z.B. verwendet er "dort" als Reim auf "Korb" und "gehn" auf "nähen", aber insgesamt und durch den schnellen Sprachfluss, geht das schon in Ordnung, bzw. fällt gar nicht wirklich auf.
Einen Refrain an sich hat das Lied nicht zu bieten, aber als Einleitung und zwischen den Strophen wird durch ein melodisches "LaLaLa" auf die scheinbare innere Ruhe und Gelassenheit, die der Erzähler trotz des äußeren Drucks immer noch zu haben scheint, angespielt.
Passend zur Ausgangssituation beginnt das Lied mit einer Tuba (könnte aber auch ein Kontrabass sein), die auf die gemächliche Art des Protagonisten hinweist, der, nach dem Erhalt des Telegramms, zunächstmal "aus den Puschen" kommen muss und dieses Instrument wird auch nocheinmal eingesetzt in den verbindenden Teilen mit dem "LaLaLa..." nach den "Ankomme Freitag, den 13."-Wiederholungen zum Strophen.
Die Tuba bzw. der Kontrabass verkörpert außerdem im Lied Der alte Bär ist tot... den Bären - und ich meine, damit soll ein ähnliches gelassenes Gemüt vermittelt werden. Wie interpretiert Ihr das? Fantasiere nur ich mir das zusammen?
Zumindest in den ersten 4 Strophen soll damit vermittelt werden, dass trotz all dem Durcheinander und den Dingen, die schief gehen, das Gemüt des Mannes nicht erschüttert wird. Durch die Wiederholung des Telegramm-Textes "Ankomme, Freitag, den 13. um 14 Uhr, Christine!" stets zum Ende der Strophen, wird signalisiert, dass dem Mann die Zeit wegläuft und er außerdem immer panischer realisiert, wie eng alles wird. Ich kann mir das bildlich sehr gut vorstellen, wie er von einer Pleite zur nächsten stolpert und sich immer wieder formelhaft vorsagt... Ankomme Freitag, den 13. um 14 Uhr, Christine...

Dieses Gefühl, dass immer weniger Zeit bleibt, wird auch musikalisch unterstützt durch das Klavier und die Trompeten, die immer mal wieder daran erinnern sollen, dass die Zeit abläuft. Das alles trägt sehr dazu bei, auch beim Zuhörer das Gefühl zu erzeugen, dass es eng wird. Das macht das Lied mit diesem Arrangement wirklich gut.
Mey nimmt Bezug auf sich selbst bzw. Alter Ego
Unter dem Pseudonym Alfons Yondraschek schrieb Reinhard Mey das Lied Gute Nacht, Freunde für das Gesangsduo Inga&Wolf. Im Lied Ankomme Freitag, den 13. verleugnet er, jemanden mit diesem Namen zu kennen, als er am Telefon darauf angesprochen wird. Das ist deswegen noch bemerkenswert und witzig, weil das Lied Gute Nacht Freunde erst 4 Jahre nach Veröffentlichung von Ankomme Freitag, den 13. von Inga&Wolf auf dem Eurovision Song Contest 1972 gesungen wurde. Im gleichen Jahr hat er sich dann "geoutet". Mey war also peinlich, dass er ein Lied für "Schlagerfuzzis" geschrieben hat, sein Lied fand er aber doch so gut - zurecht, aber davon irgendwann mehr - dass er es dann auf Mein achtel Lorbeerblatt selbst unter eigenem Namen veröffentlichte.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Ankomme Freitag, den 13. war es also wahrscheinlich bereits ein "offenes Geheimnis", dass Alfons Yondraschek in Wirklichkeit Reinhard Mey ist, aber er wollte das noch nicht offiziell bestätigen oder hatte einfach Spaß daran, die Leute damit an der Nase herumzuführen...das wäre meiner Meinung nach eher eine Erklärung, die zu Meys Humor passt. Was meint Ihr? War es ihm peinlich oder hat er es als bewusste "Provokation" genutzt?
Am Ende löst sich alles auf!
Der Song lebt ein bißchen davon, dass er am Schluss eine Pointe hat, die natürlich vor allem beim ersten Hören zündet. Wie er endet, was diese Auflösung genau ist, muss jede/r selbst herausfinden. Trotzdem wird das Lied auch nach dem zehnten Mal hören nicht langweilig, und auch, wenn man dann natürlich weiss, wie sich die Situation auflöst, bleibt es einem doch im Gedächtnis und es macht Spaß, diesen katastrophalen Tag von Reinhard Mey wieder und wieder nachzuvollziehen und mitzuerleben, in welche Pleiten-, Pech- und Pannensituationen er hintereinander gerät. Das spielt die Schadenfreude sicher eine große Rolle. Niemand möchte so einen Tag selbst erleben, aber das "zusehen" (in diesem Fall zuhören) macht schon Laune und ein Grinsen bekommt man beim Hören einfach nicht aus dem Gesicht. Geht es Euch auch so?
Was hat es mit dem Unglückstag Freitag, den 13. auf sich?
Die Wikipedia widmet dieser Frage einen (für Nerds) interessanten Artikel und führt ausgiebig Begründungen und Widersprüche zum Mythos Freitag, den 13. auf...
Dass es vieles gibt, was Reinhard Mey NICHT glaubt, wird er Jahrzehnte später in seinem Lied Ich glaube nicht etwas differenzierter und ernsthafter beschreiben, aber ich denke, seine Grundhaltung zum Thema "Glaube" und "Aberglaube" hatte er schon in jungen Jahren.aus dem Wikipedia Artikel zum Kalendertag Freitag, den 13. hat geschrieben:...Freitag, der 13. gilt im Volksglauben als ein Tag, an dem besonders viele Unglücke passieren können ... irrationale Furcht vor einem Freitag, dem 13. ... wird ... als Paraskavedekatriaphobie bezeichnet ... Auswertungen von Unfalldaten haben ergeben ... nicht mehr Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden ereignen ... geringere oder gleichbleibende Zahl von Unfällen an Freitagen, den 13. im Vergleich mit anderen Freitagen könnte an einer verstärkten Vorsicht zur Unfallvermeidung liegen ... Ursprung des Aberglaubens ... beruht auf der Tatsache, dass die Dreizehn und der Freitag jeweils einzeln schon seit langem als Unglückssymbole gelten ... abergläubische Menschen an Tagen, die gleichzeitig Freitage und Dreizehnte waren, schon immer besonders großes Unglück befürchteten ... 13 ist die Unglückszahl in der nordisch germanischen Mythologie ... Nach dem Neuen Testament wurde Jesus Christus an einem Freitag gekreuzigt ... häufige Behauptung ist die, dass der sogenannte „schwarze Freitag“ damit zu tun haben soll ... dem widerspricht jedoch die Tatsache, dass der US-amerikanische Börsenkrach von 1929 bereits an einem Donnerstag begann ... Eines der ersten bezeugten Ereignisse, die auf einen Freitag den 13. fielen, war die am 13. Oktober 1307 vom französischen König Philipp IV. befohlene Verhaftung aller Mitglieder des Templerordens in ganz Frankreich (Tempelritter) ... Trotz der Tragik dieses Ereignisses wird es nicht als Ursprung für den Aberglauben um den Freitag, den 13. gewertet ...![]()
In Ankomme Freitag, den 13. geht Reinhard Mey auf parodistische und augenzwinkernde Art an das Thema heran und macht das so clever, dass sogar abergläubisch Menschen darüber schmunzeln können.

Meine Wertung:

Ankomme Freitag, den 13. wurde auf dem gleichnamigen Album Ankomme, Freitag den 13. veröffentlicht. Das Album war das zweite deutschsprachige Studioalbum von Reinhard Mey und erschien im Jahr 1969 bei Intercord.
In Deutschland war Mey mit den ersten Singles (teilweise unter dem Namen Rainer Mey) und seinem Debütalbum Ich wollte wie Orpheus singen zunächst nicht so erfolgreich, wie es aus heutiger Sicht scheint bzw. zu erwarten gewesen wäre. Nachdem er aber in Frankreich mit seiner ersten französischen LP Frédérik Mey, Volume 1 Erfolg hat und zudem mit dem „Prix International“ der „Académie de la Chanson Française“ ausgezeichnet wird, nimmt auch seine Karriere in Deutschland so richtig Fahrt auf.
Produziert wurde das Album von Walther Richter, der auch weitere Alben von Reinhard Mey produzierte. Richter komponierte und produzierte auch Lieder und Alben von Ulrich Roski, Joana, Inge & Wolf sowie Hana Hegerova... Die Arrangements wurden gemacht von Willi Hoffmann, der auch mit seinem Orchester Willi Hoffmann die musikalische Umsetzung gestaltete. Ich finde auch, dass man den Liedern der Platte diese Prägung anhört. Das ist nicht unbedingt schlecht und war zur damaligen Zeit absolut modern und angebracht. Für die heutige Generation klingt es halt nach "Mittelalter", allerdings könnten auch die wenigesten Hörer*innen die einzelnen Instrumente benennen, die sehr gut durch die strukturierten Arrangements herauszuhören sind.
Weitere Informationen zur Produktion und zu Mitwirkenden bietet die Datenbank von discogs.com
Titelliste von "Ankomme Freitag, den 13."
Jetzt sind noch nicht einmal 2 Wochen im neuen Jahr vergangen, und aus dem zweiten Album habe ich bereits 4 Lieder besprochen...ist keine Absicht oder geplant gewesen, aber das zeigt mir auch, welche hohe Qualität die Lieder haben, und dass die behandelten Themen auch nach über 55 Jahren noch aktuell sind!
- Ankomme Freitag, den 13. – 4:51
- Irgendwann, irgendwo – 2:21
- Klagelied eines sentimentalen Programmierers – 3:11
- Warten – 3:05
- Lied, auf dem Grund eines Bierglases gelesen (Alternativ: Vor mir auf dem Tisch ein Krug voller Bier) – 4:13
- Manchmal, da fallen mir Bilder ein 4:30
- Diplomatenjagd – 3:01
- Heute noch – 3:15
- Kaspar – 4:27
- Ein Tag – 4:27
- Heimkehr – 3:00
- Lied zur Nacht – 3:02
*Funfact zum Telegramm: Die Übermittlung von Telegrammen wurde von der Deutschen Post innerhalb Deutschlands bis zum 31. Dezember 2022 angeboten und dann wegen mangelnder Nutzung eingestellt.