Und zu später Stunde noch'n Gedicht, äh, Bericht...
Gestern (Dienstag) hat Chrizz in Berlin gespielt, und zwar im "Terzo Mondo", einem griechischen Restaurant mit Kleinkunstbühne in der Charlottenburger Grolmannstraße, wo ich vor dem Konzert übrigens auch sehr lecker gegessen habe.
Leider war der Konzertraum mit 3(!) Zuschauern nicht gerade überfüllt, was für Chrizz eher frustrierend gewesen sein dürfte, obwohl er sich das nicht anmerken ließ und sich tapfer geschlagen hat. Uns 3 hat er mit seinem Programm prima unterhalten. Ich selbst kannte vieles ja schon von den LTs, für die beiden anderen schien das meiste aber neu zu sein, und die eine der beiden sagte am Ende, sie habe irgendwann gar nicht mehr wahrgenommen, dass kaum Publikum da gewesen sei, sondern habe sich nur auf seine Lieder und Texte konzentriert. Ein schöneres Kompliment kann man kaum bekommen, finde ich, zumal der andere Zuschauer und ich es genauso empfanden.
Die Location, das "Terzo Mondo", ist übrigens eine ganz besondere. Als ich reinkam, dachte ich nämlich, ich hätte mich verlaufen und wäre aus Versehen im "Akropolis" in der Münchner Lindenstraße (bzw. Köln-Bocklemünd) gelandet, denn an der Theke stand der leibhaftige Panaiotis Sarikakis, und nachdem ich mein Essen bestellt hatte, glaubte ich die strenge Stimme seiner Frau Elena zu hören, die etwas auf griechisch schimpfte, von dem ich aber nur das Wort "Moussaka" verstand. Erst als ich gegoogelt hatte, dass gar nicht Sonntag 18.50 Uhr ist, wurde mir klar, dass ich mich gerade gar nicht vor der Glotze sondern im echten Leben in Berlin-Charlottenburg befand...
Aber(!): Inhaber des "Terzo Mondo" ist seit 1972 der Schauspieler Kostas Papanastasiou (Panaiotis Sarikakis-Darsteller in der "Lindenstraße), der außerdem als Sänger und Gitarrist Werke griechischer Liedermacher wie Mikis Theodorakis oder Georges Moustaki interpretiert und damit bis heute (er ist inzwischen 80 Jahre alt) auftritt. Und die Hintergrundmusik im Restaurant bestand aus griechischsprachigen Songs von Liedermachern, die ich (noch) nicht kenne, deren Musik mich aber neugierig gemacht hat, weil das alles so gar nicht nach der üblichen griechischen Folklore klang, die man über sich ergehen lassen muss, wenn man mal wieder zünftig Tzatziki tanzen will...
Auf der Rückfahrt mit der S-Bahn dann noch ein besonderes Erlebnis: Wie so oft stieg ein Musiker zu, um eines seiner Lieder vozutragen und dann dafür Geld einzusammeln, also eine spezielle Art von Straßenmusik sozusagen. Normalerweise werden solche Musiker in der S-Bahn noch mehr ignoriert als in der Fußgängerzone, und ich selbst bin (muss ich zugeben) auch oft eher genervt davon, weil ich in dem Moment nicht mehr selbst entscheiden kann, ob ich zuhören oder weitergehen möchte. Aber dieser Musiker (er nennt sich Gitarre Moabit) spielte ein Lied über Donald Duck und dessen Entenhausener Familie mit dem Refrain "Quak Quak", und er hat es tatsächlich geschafft, in wenigen Minuten nahezu den gesamten S-Bahn-Waggon dazu zu bringen, diesen Refrain "Quak Quak" mizugröhlen. Das war richtig geil, und sowas hatte ich vorher auch noch nie erlebt.
https://www.youtube.com/watch?v=iTk-eSI206A (Ein kleiner Eindruck eines S-Bahn-Auftritts von Gitarre Moabit, aber längst nicht so enthusiastisch wie bei meiner Rückfahrt vom Chrizz-Konzert)
Es war ein langer erlebnisreicher Dienst-Tag für mich. Ich war vorher beruflich in Frohnau gewesen (von Mazahn-Hellersdorf auch eine halbe Weltreise), den Meyster zwar nicht getroffen (ist ja gerade auf Tournee), aber trotzdem eine richtig erfolgreiche Aktion. Dann Feierabend, Lindenstraße in echt und Chrizz in einer exclusiven Atmosphäre, wie sie exclusiver nicht hätte sein können...
Jetzt ist schon Mittwoch, aber der Freitag ist immerhin schon einen Tag näher gerückt, obwohl er für mich erst am Sonntag kommt, weil bis dahin alles Dienst-Tage sind, die am liebsten genauso erfolg- und erlebnisreich werden mögen wie der gestrige...
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)