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"Die Leute haben wieder Bock auf Inhalt": Ist die deutsche Liedermacher-Szene im Aufwind?

Verfasst: Mi 15. Jun 2016, 08:52
von Rike
Hallo zusammen,
bei swr2 haben neulich sogenannte Fachleute diskutiert. Sicher nicht jedermanns Sache-aber vielleicht findets ja doch jemand interessant ;-)
Zum Podcast HIER klicken
Herzliche Grüße
Rike

"Die Leute haben wieder Bock auf Inhalt": Ist die deutsche Liedermacher-Szene im Aufwind?

Verfasst: Mi 15. Jun 2016, 20:39
von Carsten K
Danke, Rike, für diesen Link! :-)
Ich hab mir die Diskussion gerade angehört, aber ich muss gestehen, das ist genau eine dieser Diskussionen, in denen ich mich als Liedermacher so überhaupt nicht wiederfinde.
Bin ich überhaupt Liedermacher oder eher Liedermaching? Wäre ich Deutschrocker, wenn ich meine Lieder rockiger arrangieren würde? HipHopper, wenn ich meine gesungenen Texte mit der entsprechenden Musik unterlegen würde? Bin ich kein SingerSongWriter, weil ich meine Texte ja überwiegend in deutscher Sprache schreibe?
Alles Fragen, die ich mir als Liedermacher so nicht stellen würde, wenn ich gerade ein Lied schreibe, im Gegenteil, gerade in dem kreativen Prozess klammere ich bewusst aus, was mögliche Jurymitglieder irgendwelcher Castingshows oder "Liederbestenlisten" über das denken könnten, was ich gerade mache... Sehr wohl mache ich mir dabei allerdings durchaus Gedanken, wie ich meine Botschaft, das was ich mit einem Lied ausdrücken möchte, meinem (potentiellen) Publikum am besten rüberbringe...
Nichtsdestotrotz, ich freue ich auch, dass gute deutschsprachige Lieder in den letzten Jahren wieder ein größeres Publikum zu finden scheinen. Doch das wusste ich ja längst: https://www.youtube.com/watch?v=jllcRvjwU2M  ;-)
Liebe Grüße
Carschti

"Die Leute haben wieder Bock auf Inhalt": Ist die deutsche Liedermacher-Szene im Aufwind?

Verfasst: Do 16. Jun 2016, 11:22
von Skywise
Hallo Rike,
danke für den Link.
Irgendwie stört mich an dieser Diskussion, daß es keinen roten Faden gibt, an dem sich der szenefremde Fischling entlanghangeln kann.
Die Frage aus dem Titel ist innerhalb der ersten Minute beantwortet, danach folgt eine ziemlich wirre Mischung aus Namenslisten, Erklärungsversuchen und deutsch/deutscher Geschichtsstunde. Für Szenekenner ergibt sich daraus allerdings nichts wesentlich Neues, Szeneneulinge oder -interessierte können für sich persönlich daraus vermutlich nichts ableiten, zumal konkrete (Klang-/Text-)Beispiele fehlen.
Die Sendung ist mehr oder weniger ein Musikjournalisten-Stammtisch, ironischerweise auf einem Sender, der sich in den letzten Monaten auch nicht sonderlich dadurch hervorgetan hat, daß er Liedermachermaterial in seine Sendungen eingebunden hätte.
Grundsätzlich ist es keine wirklich schlechte Sendung. Eher eine schlecht gemachte.
Gruß
Skywise

"Die Leute haben wieder Bock auf Inhalt": Ist die deutsche Liedermacher-Szene im Aufwind?

Verfasst: Do 30. Jun 2016, 17:04
von Reino
Neu in dieser Diskussion waren für mich zumindest die Thesen, die meiner Wahrnehmung stark widersprachen. Schon die Frage, ob Reinhard Mey ein Liedermacher sei, war doch sehr seltsam. Und die Darstellung der 60er und 70er Jahre mit ihren "paroligen" Liedern trifft es für mich nicht. Parolen fand man natürlich bei den Songgruppen, aber eben nicht, wie hier unterstellt, bei Hannes Wader und Dieter Süverkrüp. Und die Einordnung des Wandervogels in die 20er Jahre war auch etwas ungenau. Schobert und Black traten auch nicht bei den Essener Songtagen auf (überhaupt verwechselt sie Jacobshagen mit Insterburg & Co, die sowohl auf der Waldeck als auch in Essen auftraten und nicht – im Gegensatz zu Hüsch und Degenhardt – zum Diskutieren aufgefordert wurden).
Daß klare politische Aussagen nach 1989 schwieriger und damit seltener geworden sind (zumindest auf Seiten der linken Liedermacher, die rechten Liedermacher mußten ja ihr Weltbild nicht neu justieren), liegt weniger an der Digitalisierung als am Wegbrechen klarer Antworten.