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BARTSCH & Band am 21.11.08 in Dresden

Verfasst: So 23. Nov 2008, 19:36
von Kundi
Seit Monaten freute ich mich auf das Konzert von Bartsch und Band in Dresden. Gestern war es endlich soweit. Überpünktlich traf ich im Club Passage in Dresden ein. Dieser Club ist meiner Meinung nach wirklich ein toller Laden, der sich in der Dresdner Musikszene mit seinem außergewöhnlich breiten Kulturangebot zurecht einen guten Namen gemacht hat. Den Veranstaltern gelingt es immer wieder sowohl neue, interessante Musiker als auch gestandene Künstler zu verpflichten. In der vertrauten Clubatmosphäre fühlen sich sowohl Künstler als auch Publikum wohl.
Trotz des schlechten Wetters fanden nicht wenige Zuhörer den Weg nach Dresden. Paul Bartsch und seine Kollegen waren noch mitten im Soundcheck, und sie hatten mit dem Abstimmen der Anlage so ihre Probleme. Doch die Herren arbeiteten gut gelaunt und emsig so lange, bis sie mit dem Ergebnis wirklich zufrieden waren. Da es ja Leute geben soll, die Paul Bartsch noch nicht kennen, möchte ich hier erstmal ganz kurz ein paar Sätze zu diesem Komponisten, Texter und Musiker verlieren: Paul Bartsch schreibt und singt seit Beginn der 80er-Jahre eigene Lieder. Nach dem Tod von Gerhard Gundermann ist mir sein Name irgendwann mal zufällig untergekommen, und ein paar Jahre später habe ich mir aus Neugier die CD "Bartsch und Band stechen in See" gekauft. Ich war und bin (nicht nur) von dieser Scheibe total begeistert. Bartsch trifft mit seiner Musik und seinen Texten irgendwie meine Seele. In vielen seiner Lieder finde ich mich einfach wieder. Ganz besonders in den Liedern, die sich mit den Veränderungen, Irrungen und Wirrungen der Wiedervereinigung beschäftigen, trifft Bartsch ohne große Schlagworte zu benutzen irgendwie auch mein Lebensgefühl. Aber auch die aktuellen Probleme wie den Afghanistan-Einsatz deutscher Soldaten oder die Atompolitik verarbeitet Bartsch musikalisch auf seine Art. Mir drängen sich da wirklich Vergleiche mit Gundi's Wirken auf. Übrigens ist Bartsch auch in der renommierten Liederbestenliste www.liederbestenliste.de , in der unabhängige Musikjournalisten deutschsprachige Musik vorstellen und auch bewerten, kein Unbekannter. So waren beispielsweise die CDs "Bruchpiloten" (Februar 2004) und "Bartsch und Band stechen in See" (Januar 2006) jeweils CD des Monats. Im April diesen Jahres veröffentlichten Bartsch & Band ihr neues Album "Wer weiß schon wie". Mit dem Lied "Irgendwann" erreichte er im April 2004 sogar Platz 2 der Liederbestenliste und stand damit vor Künstlern wie Stoppok oder Wader/Wecker/Mey. Weiter gehende Informationen und Hörproben gibt es auf der offiziellen website www.zirkustiger.de  oder Pauls MySpace-Seite www.myspace.com/bartschband  Doch nun zum Konzert:
Bartsch setzte seine wichtigste Botschaft gleich an den Anfang des Abends, als er sagte: "Es liegt doch an uns wie es ist", dass also jeder es auch selbst in der Hand hat, sein Leben zu bestimmen. Mit "Irgendwann" und "Manchmal" rockten Bartsch und Band dann gleich ordentlich los. Zwischen den Liedern erzählte Bartsch Geschichten zu den einzelnen Songs. Mein Eindruck war der, dass er zeitweise dabei vom Musiker zum Erzähler und auch mal zum Clown wechselte. Das kam alles ziemlich locker von der Bühne runter. Selbst seine Band-Kollegen schmunzelten oft über seine Gedankengänge und -sprünge. Amüsant fand ich auch seine Tanzeinlagen. Musikalisch war das ganze Programm sehr rockig angelegt, wobei aber andere Musikrichtungen von Tango über den Reggae bis hin zum Blues mit einflossen. Das älteste Lied des Abends dürfte der "Zirkustiger" aus dem Jahr 1995 gewesen sein. Aber der Schwerpunkt lag natürlich auf dem Material der letzten drei Alben. Liedern wie "Arche", "Wer weiß schon wie" oder "Alter grauer Hai" kann und will ich mich einfach nicht entziehen. Bartsch singt, spielt Akustikgitarre und zeitweise auch Mundharmonika. Doch er hat starke Musiker an seiner Seite. Thomas Fahnert spielt abwechselnd E-und Akustikgitarren und greift auch mal zur Geige. Zusammen mit Keyboarder Sander Lueken (ehemals M.Jones-Band!) unterstützt er Bartsch auch gesanglich. Gerd Hecht wechselt ab und zu zwischen einem 5-saitigen und einem 6-saitigen Bass und ist so etwas wie der Ruhepol auf der Bühne. Der Mann an den Percussion zaubert immer wieder andere Klänge auf seinen vielen Instrumenten. Heraus kommt aus der ganzen Mischung eine ordentliche Portion Rock, wobei die Texte aber nicht untergehen.
Nach der Pause trägt Bartsch uns ein Gedicht vor. Es ist ein selbst verfasstes Sonett im Stile von Shakespeare. Dazu veranschaulichen seine Mitmusiker die jeweiligen Stellen des Werkes durch das Hochhalten von Schildern. Doch dann wurde wieder richtig Musik gemacht. "Mach mich nicht nass", "Unbekanntes Land", "Irgendwo" und "Gott im weißen Titel" waren im zweiten Teil des Konzerts meine persönlichen Favoriten. Dem Publikum gefiel der Abend, und es erklatschte sich auch noch ein paar Zugaben.
Anschließend gab es natürlich die Möglichkeit, mit den Musikern ins Gespräch zu kommen und/oder die eine oder andere CD zu erwerben. Fazit: Bartsch & Band ist auch live ein echtes Erlebnis und von meiner Seite aus unbedingt zu empfehlen.
Das Ganze gibt es mit vielen Fotos unter anderem hier:
BARTSCH & Band 21.11.08 DD

Gruß Kundi