Wer kennt Christian Haase?
Verfasst: Di 8. Mai 2007, 23:57
Ich bin heute über Google auf diesen Artikel gestoßen:
Weitermacher mit eigener Stimme
Christian Haase begeisterte am Sonnabend im halleschen Capitol
von Steffen Könau, 05.03.06, 17:05h, aktualisiert 05.03.06, 17:07h
Halle/MZ. Wenn er diese kleinen Geschichten erzählt, die sich im Nirgendwo verlieren, sieht Christian Haase ganz genau aus wie Gerhard Gundermann. Er steht so, er geht so, er klingt so. Ein Arm hängt locker über der Gitarre, der andere stützt sich gelassen auf, der Mund ist nahe am Mikrophon, der Zopf schon ein bisschen aufgedröselt. Wer flüchtig hinschaut, könnte den Mann aus Leipzig verwechseln mit dem vor acht Jahren verstorbenen Liedermacher aus der Lausitz, dem er nicht nur im Habitus, sondern auch im Gesang so nahe ist.
Sprühender Optimismus
Doch Haase, gerade 24 Jahre alt, ist keineswegs nur ein Ersatz-Gundi, wie der Leipziger am Samstagabend im halleschen "Capitol" bewies. Zwar eröffnet er sein Konzert mit einer akustischen Version von Gundermanns Stasi-Lied "Sieglinde" und auch die folgenden paar Stücke entstammen ausnahmslos dem Liederbuch des in einer riesigen Fangemeinde kultisch verehrten Kollegen. Aber je länger der Abend dauert und je heftiger die Tanzfläche vor der Bühne über die alten Hits ins Brodeln gerät, desto selbstbewusster wagt Christian Haase es, seine sechsköpfige Begleitband aus Gitarre, Bass, Drums, Keyboards, Geige und Saxophon in eigene Nummern zu dirigieren.
Bei denen wird der Unterschied schnell deutlich. Gundermann, als singender Baggerfahrer in der DDR nicht glücklich und im neuen Deutschland ebensowenig, schrieb seine Texte am liebsten mit einem schwarzen Stift: Es ist viel Hadern hier, viel Schmerz und Gebrochenheit, verpackt in Springsteen-Pathos und Pete-Seeger-Melodien. Haase dagegen, der von sich selbst grinsend sagt, er komme sich zuweilen vor wie der "Robin Hood der unbesungenen Randgruppen", sprüht vor Optimismus. All das Bittere, in den Verlust Verliebte, das Gundi trotz seines großen Erfolges nur selten abzuschütteln vermochte, bedrückt den Erben nicht.
Haase lächelt, Haase flachst, Haase tanzt, die Gitarre vor dem Bauch, gelegentlich eine Zigarette in der Hand. Gundermanns "Schwarze Galeere" wird in seiner Bearbeitung zum flotten Sklavenschiff, "Linda" bleibt zauberhaft wie das Original und die "Räuber" rocken dank seiner jederzeit kompetenten Band, als hätte Gundermanns "Seilschaft" genannte Gruppe einen besonders guten Tag erwischt.
Setzt die Segel
Die Haase-Songs dazwischen sind nicht Ballast, sondern Höhepunkte. Erst sitzt ihr Schöpfer allein mit der Schrammel-Gitarre im "Baumhaus", dann kommt das fabelhafte "Weiße Wolke Karoline" vom Debüt-Album "Bleiben" im patentierten Gundermann-Sound, schließlich spielt er für "Setzt die Segel" den lässigen Chansonnier.
Da haben die Leute im Saal längst vergessen, zu fragen, welches Lied nun von wem stammt. Christian Haase macht nicht nach, er macht weiter, schreibt nicht ab, sondern fort. Gerade in den neuen Songs, die er in Halle zum ersten Mal spielt, ist das zu hören: Der Sachse, der mit 14 seine erste Band gründete und nach seinem ersten Konzert in Halle durch den Hinterausgang flüchten musste, findet eine eigene Sprache, die mit Gundermann nur noch die Singstimme gemein hat.
So gelingt der Spagat zwischen dem Wunsch des Publikums, noch einmal Gundermann zu hören, und dem Wunsch des Sängers, nicht als kuriose Wiedergeburt des "Dylan der Tagebaue" herumgereicht zu werden. Als nach zweieinhalb Stunden und sechs Zugaben das Licht angeht, feiern die Fans im Capitol jedenfalls den Liedermacher Christan Haase, nicht den Gundermann-Interpreten.
Ehrlich gesagt, war mir Gerhard Gundermann vor dem Liedertreffen auf Burg Ludwigstein 2006 kein Begriff. Dank den sehr schönen und persönlichen Interpretationen von Stephan und seinem Sohn während des Konzerts beim Liedertreffen interessiere ich mich für dessen Werk schon eher.
Vielleicht kennt jemand diesen jungen Mann hier und freut sich über diesen Artikel...
migoe
Weitermacher mit eigener Stimme
Christian Haase begeisterte am Sonnabend im halleschen Capitol
von Steffen Könau, 05.03.06, 17:05h, aktualisiert 05.03.06, 17:07h
Halle/MZ. Wenn er diese kleinen Geschichten erzählt, die sich im Nirgendwo verlieren, sieht Christian Haase ganz genau aus wie Gerhard Gundermann. Er steht so, er geht so, er klingt so. Ein Arm hängt locker über der Gitarre, der andere stützt sich gelassen auf, der Mund ist nahe am Mikrophon, der Zopf schon ein bisschen aufgedröselt. Wer flüchtig hinschaut, könnte den Mann aus Leipzig verwechseln mit dem vor acht Jahren verstorbenen Liedermacher aus der Lausitz, dem er nicht nur im Habitus, sondern auch im Gesang so nahe ist.
Sprühender Optimismus
Doch Haase, gerade 24 Jahre alt, ist keineswegs nur ein Ersatz-Gundi, wie der Leipziger am Samstagabend im halleschen "Capitol" bewies. Zwar eröffnet er sein Konzert mit einer akustischen Version von Gundermanns Stasi-Lied "Sieglinde" und auch die folgenden paar Stücke entstammen ausnahmslos dem Liederbuch des in einer riesigen Fangemeinde kultisch verehrten Kollegen. Aber je länger der Abend dauert und je heftiger die Tanzfläche vor der Bühne über die alten Hits ins Brodeln gerät, desto selbstbewusster wagt Christian Haase es, seine sechsköpfige Begleitband aus Gitarre, Bass, Drums, Keyboards, Geige und Saxophon in eigene Nummern zu dirigieren.
Bei denen wird der Unterschied schnell deutlich. Gundermann, als singender Baggerfahrer in der DDR nicht glücklich und im neuen Deutschland ebensowenig, schrieb seine Texte am liebsten mit einem schwarzen Stift: Es ist viel Hadern hier, viel Schmerz und Gebrochenheit, verpackt in Springsteen-Pathos und Pete-Seeger-Melodien. Haase dagegen, der von sich selbst grinsend sagt, er komme sich zuweilen vor wie der "Robin Hood der unbesungenen Randgruppen", sprüht vor Optimismus. All das Bittere, in den Verlust Verliebte, das Gundi trotz seines großen Erfolges nur selten abzuschütteln vermochte, bedrückt den Erben nicht.
Haase lächelt, Haase flachst, Haase tanzt, die Gitarre vor dem Bauch, gelegentlich eine Zigarette in der Hand. Gundermanns "Schwarze Galeere" wird in seiner Bearbeitung zum flotten Sklavenschiff, "Linda" bleibt zauberhaft wie das Original und die "Räuber" rocken dank seiner jederzeit kompetenten Band, als hätte Gundermanns "Seilschaft" genannte Gruppe einen besonders guten Tag erwischt.
Setzt die Segel
Die Haase-Songs dazwischen sind nicht Ballast, sondern Höhepunkte. Erst sitzt ihr Schöpfer allein mit der Schrammel-Gitarre im "Baumhaus", dann kommt das fabelhafte "Weiße Wolke Karoline" vom Debüt-Album "Bleiben" im patentierten Gundermann-Sound, schließlich spielt er für "Setzt die Segel" den lässigen Chansonnier.
Da haben die Leute im Saal längst vergessen, zu fragen, welches Lied nun von wem stammt. Christian Haase macht nicht nach, er macht weiter, schreibt nicht ab, sondern fort. Gerade in den neuen Songs, die er in Halle zum ersten Mal spielt, ist das zu hören: Der Sachse, der mit 14 seine erste Band gründete und nach seinem ersten Konzert in Halle durch den Hinterausgang flüchten musste, findet eine eigene Sprache, die mit Gundermann nur noch die Singstimme gemein hat.
So gelingt der Spagat zwischen dem Wunsch des Publikums, noch einmal Gundermann zu hören, und dem Wunsch des Sängers, nicht als kuriose Wiedergeburt des "Dylan der Tagebaue" herumgereicht zu werden. Als nach zweieinhalb Stunden und sechs Zugaben das Licht angeht, feiern die Fans im Capitol jedenfalls den Liedermacher Christan Haase, nicht den Gundermann-Interpreten.
Ehrlich gesagt, war mir Gerhard Gundermann vor dem Liedertreffen auf Burg Ludwigstein 2006 kein Begriff. Dank den sehr schönen und persönlichen Interpretationen von Stephan und seinem Sohn während des Konzerts beim Liedertreffen interessiere ich mich für dessen Werk schon eher.
Vielleicht kennt jemand diesen jungen Mann hier und freut sich über diesen Artikel...
migoe