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Vergleichsweise

Verfasst: Fr 19. Sep 2003, 11:14
von Maren
Hallo, Ihr Lieben
ich hatte in letzter Zeit mal wieder viel Gelegenheit, Hoffmann UND Mey zu hören.
Da sind mir einige Parallelen aufgefallen: Beide schreiben immer wieder über Berlin Lieder, bei denen ich oft das Gefühl habe: Wenn das so schrecklich da ist, warum geht ihr dann nicht weg?? Aber andererseits sind diese Lieder auch immer die reinsten Liebeserklärungen.
Dann verwenden beide an manchen Stellen gleiche oder ähnliche Redewendungen:
RM: "Hey Freunde, reißt ein Bierfaß auf .....Sie ist zu mir zurückgekommen" aus dem gleichnamigen Lied
KH: "Freunde, reißt die Fenster auf, sie ist zurückgekommen" aus "Du bist da"
Dann das schon vor kurzem erwähnte "Kinder erkennen sich am Gang" und "ich werd ihn erkennen am Gang" und so weiter und so weiter.
Fällt jemandem noch eine Parallele ein??
Maren, die heute eigentlich im Garten arbeitet :-?

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Verfasst: Sa 20. Sep 2003, 10:19
von Diana
Liebe Maren!
Da ich KH und RM nicht gleichermassen oft höre, kann ich zu den Parallelen nichts beitragen. Aber vielleicht zu dem "Geheimnis", dass man Berlin gleichzeitig lieben und hassen kann. Ich weiss nicht, ob man/frau in Berlin geboren sein muss, es quasi mit der Muttermilch aufsaugen musste, um diese Hassliebe zu entwickeln, die übrigens nur Aussenstehende als merkwürdig empfinden. Wir ("echte" Berliner) schimpfen fast alle über Berlin, aber die meisten könnten sich nur schwer vorstellen, woanders zu leben.
Berlin ist laut, dreckig, ruppig, hat 'ne grosse Klappe, lebt schnell und zeigt manchem die kalte Schulter. Aber es hat auch ein grosses weit offenes Herz für jeden, kann sehr gemütlich, freundlich und leise sein.
Ich persönlich möchte nicht woanders leben als in einer Stadt, der nichts fremd ist und die hinter der rauhen Schale einen wunderbar weichen Kern hat. Wer sich drauf einlässt, kann sich hier zuhause fühlen, auch wenn er täglich über diese Stadt flucht.
Ich weiss auch nicht so genau, woher dieses Besondere in Berlin herrührt. Vielleicht liegt es an den Jahren der Mauer, aber ich denke eher, es liegt an der sehr langen Tradition der Zuwanderung, über viele Jahrhunderte. Ob es die Hugenotten im toleranten Preussen waren, die vor der Bundeswehr flüchtenden Schwaben oder ganze türkische Familien... diese Vielfalt macht auf der einen Seite gelassen gegenüber dem "Fremden", aber auf der anderen Seite brodelt ein Schmelztiegel natürlich immer ein wenig. :-)
Okay, genug der Liebeserklärungen... ;-)
Liebe Grüsse, Diana

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Verfasst: So 28. Sep 2003, 21:08
von Clemens
Liebe Maren,
nachdem ich heute mal wieder im Gottesdienst (zu einer Erwachsenentaufe) ein Lied singen durfte - natürlich war es dann eines von KH ("Wenn")... - will ich doch mal versuchen Dir zu antworten.
Klar doch gibt es thematisch viele Parallelen und Berlin hat tatsächlich dabei die größte Schnittfläche. Es gibt auch namensgleiche Lieder wie "Allein".
Die Kreuzwege des Lebens gehn wir immer ganz allein... (RM)

Im Grunde seines Herzens ist jeder allein... KH

Aber gerade bei denen kann ich für mich den Unterschied festmachen. RM ist immer der Beobachter, steht daneben, selbst wenn er eigenes Erleben erzählt. Hat fast immer die Antwort parat, legt den Finger auf die Wunde.Aber er kommt leider selten ohne Schuldzuweisungen aus. Ob es Lehrer, Politiker, ehemalige Mitschüler oder Schulterklopfer sind - sehr oft hab ich das Gefühl: "Wir hören ihn, um uns auch als die schlecht Behandelten zu fühlen."
KH hat unendlich viele Fragen und singt jene, die offen bleiben. Er vermittelt mir das Gefühl etwas von mir zu erfahren, was ich ahnte, ohne, das eine Schuldfrage von Belang wäre.
Das erklärt mir einerseits, warum so viele KH-Fans beinahe hasserfüllt jeden Vergleich der beiden Freunde ablehnen. Andererseits kann ich diesen Hass, bei Leuten, welche KH wirklich zuhören, nicht verstehen. Auch wenn ich die Meinung teile, dass man hier Birnen und Äpfel vergleichen wollte. Ich esse beide gern.
:-)
Liebe Grüße von Clemens