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"Austro- Pop" --- Die Top 10

Verfasst: Mi 22. Mär 2006, 18:46
von Nordlicht
Hallo, liebe Freunde !!!
Es ist ja eine relativ wohlbekannte Tatsache, daß die Musikszene in Österreich eine recht vielgestaltige ist, die auch an “anspruchsvoller” Musik mit deutschen Texten nicht gerade arm ist. Nicht umsonst ist der Begriff „Austro- Pop“ mit Protagonisten wie Fendrich, Hirsch, Danzer, aber auch Werger, Ambros, Stürmer etc.pp. bunt und extrem vielschichtig besetzt. Nun fragt Ihr Euch sicher zu Recht, worauf ich hinaus will. Nun denn:
Im hiesigen Privat- TV- Sender „ATV +“, der sich eigentlich im Wesentlichen als Abspielsender für anglo- amerikanische Meterware profiliert hat, läuft zur Zeit eine Eigenproduktion unter dem Titel „Die 10“, in der allwöchentlich Rankings zu einheimischen Prominenten und Themen vorgenommen werden. Da gab´s dann schon die „10 größten österreichischen Sportler“, die „10 größten österreichischen Nervensägen“ usw. In der Vorwoche gab es die „10 größten österreichischen Musiker“ zu bewundern, und da gab es, allen Erwartungen zum Trotz, doch die eine oder andere Überraschung. Wer nämlich Herrn Mozart oder, alternativ, Herrn Fendrich auf Platz 1 dieser Aufführung erwartet hätte, der wurde doch ein wenig verblüfft, zumal unter diesen „Top 10“ Namen auftauchten, die man hier garnicht erwartet hätte, während andere, die vermeintlich eine sichere Bank sind, gänzlich fehlten. Vielleicht interessiert sich ja manch einer von Euch für die im Internet vom Publikum erstellte Rangliste. Hier ist sie also:
Platz 10 für die „Erste Allgemeine Verunsicherung (E.A.V.)“.
Jeder, der Spaß und Freude an sinnvollem Nonsense und an teilweise ätzender Zeit- und Gesellschaftskritik hat, kennt sicher die Band, die heuer ihr 25jähriges Jubiläum mit der grandiosen DVD „100 Jahre EAV“ begeht (ultimative Kaufempfehlung der Marke "lange nicht so gelacht" !!!). Für mich wären die Mannen um Spitzer und Eberhartinger durchaus echte Anwärter für einen Top- 3- Platz gewesen, aber dieser 10. ist letztlich auch durchaus in Ordnung, insofern: “Küß die Hand, schöne Frau…“
Platz 9 für Udo Jürgens.
Ich will hier die Diskussion, ob Udo Jürgen Bockelmann nun „Liedermacher“ oder „Schlagersänger“ ist, garnicht neu entfachen, weil das eh jeder für sich selbst ausmachen muß. Unbestritten ist sicher, daß der Herr Professor auch als Komponist, Texter und Arrangeur für viele andere Show- Größen durchaus seine Lorbeeren und damit einen Platz unter den ersten 10 des Landes verdient hat.
Platz 8 für “Opus“.
Diese Herren sind sicherlich der beste Beweis für die Tatsache, daß ein einziger Monster- Smash- Hit („Life is live“) ausreicht, eine Legende zu stricken, denn wer kennt schon heute noch den 2. Hit „Flyin´ high“ ? Und mit ihrem Hit tingeln die mittlerweile auch bereits angegrauten Rocker nach wie vor durch die Lande… Trotzdem: auch ihre Anwesenheit hier geht durchaus in Ordnung !
Platz 7 für Rainhard Fendrich.
Nach einem grandiosen Start in den 80ern mit Titeln wie „Strada del sole“, „Es lebe der Sport“, „Oben ohne“, „Weus´d a Herz hast wia a Bergwerk“ etc.pp. machte Fendrich ja auch unter Mey- Freunden Furore, als er zusammen mit ihm das “Loch in der Kanne“ zelebrierte. Mittlerweile ist Fendrich damit beschäftigt, seine vor einigen Jahren gescheiterte Ehe medial „aufzubereiten“ und nervt dadurch ein bißchen. Der aktuelle Titel “Mama´s Fenster“ entschädigt nur unwesentlich für die Berichte über die fremden Unterhosen, die er während seiner Ehe im eigenen Kleiderschrank vorfand. Ich hätte ihn, vor allem wegen der „heimlichen Bundeshymne“ “I am from Austria“ eigentlich wenigstens auf Platz 2 getippt – aber so kann man sich täuschen…
Platz 6 für DJ Ötzi.
Der „Anton aus Tirol“, bürgerlich Gery Friedle, hatte schon einiges (u.a. Obdachlosigkeit) hinter sich, bevor er mit seinen Bierzelt- Mitklatsch- Hymnen die Stammtisch- Lufthoheit gewann. Für mich nicht mehr als akustische Umweltverschmutzung, zeigen seine Verkaufszahlen dennoch wirkungsvoll, daß man auch mit Titeln wie “Pizza- Hut“ kommerziell erfolgreich sein kann. Interessant übrigens zu beobachten, wie wenig Neues Anton bietet, sich aber trotzdem auf wirklich jeder Promi- Party im Lande tummelt. Na ja, deswegen vermutlich ist er ja auch hier gelandet…
Platz 5 für Wolfgang Ambros.
Auch beim „Wolferl“ stellte sich letztlich nicht die Frage, ob er unter den Top 10 ist, sondern nur die Frage, WO. Titel wie “ Da Hofa“, „Es lebe der Zentralfriedhof“, „Zwickt´s mi“ und – natürlich – die Skifahrer- Hymne “Schifoarn“ begründen, verbunden mit seiner unprätentiösen und linearen Persönlichkeit, die sich durch keinen äußeren Einfluß verbiegen ließ, seinen Legenden- Status. ´S Wolferl ist halt Kult – und er hat es sich, genau wie diesen Ranking- Platz, verdient.
Platz 4 für “Die Schürzenjäger.
Die Votings des Publikums sind halt manchmal nur sehr schwer nachvollziehbar, so auch in diesem Fall. Bewundernswert an dieser Truppe, die einst als „Zillertaler Schürzenjäger“ begannen und mit dem “Zillertaler Hochzeitsmarsch“ ihren Ruhm begründetetn, ist eigentlich mehr der Hype, der um die Truppe getrieben wird: Merchandising- Umsätze von jährlich rund 7,5 Millionen Euro lassen einen schon manchmal an der Welt zweifeln. Und daß die Herren es schafften, sich von Stars der Volksmusik zu einer Fast- Rock- Band zu wandeln, nötigen einem doch Bewunderung ab. Daß alle 2 Jahre das Zillertal mit zigtausenden von Fans zum legendären Open- Air in eine Art Riesen- Freiluft- Pissoir mutiert, stört da allenfalls noch Umwelt- Politiker…
Platz 3 für “Ostbahn- Kurti (= Willi Resetarits).
DIESER Platz war für mich die größte Überraschung des Abends, ist doch „Ostbahn- Kurti“ Kult im Wesentlichen bei Rock- Fans und sog. „Kurtologen“. Trotzdem hat sich der Herr Prof. Dr. Kurt Ostbahn offensichtlich eine solide Fan- Gemeinde aufgebaut, die der von Günther Prödl erfundenen Kunst- Figur auch 2 Jahre nach seinem Abgang in die Pension noch fest die Treue halten. Gottlob macht der Willi weiter, wo es Kurt nicht mehr gibt. Und Willis Interpretationen von Van Morrison- Songs sind genauso vortrefflich anzuhören wie Kurtis “Arbeit“, „Feuer“ oder “57er Chevy“. Wenn es denn einen „würdigen“ Vertreter des 3. Platzes gibt, dann ist er mit Herrn Resetarits durchaus würdig besetzt !
Platz 2 für Christina Stürmer.
Die Oberösterreicherin mischt ja erst seit knapp 2 Jahren richtig in der Musik- Szene mit, was kürzlich auch wieder mit einen „Echo“ belohnt wurde. Das mir momentan keine „wirklich“ bemerkenswerten Titel einfallen, spricht allenfalls für meinen Musikgeschmack und weniger gegen die Qualität dieser Musik. Aber derart viele Käufer (und Abstimmer...) können sich vermutlich nicht irren. Und ich bin sicher, daß man von der ehemaligen Zweiten von „Starmania“ (= österreichische Version von „DSDS“) auch in Zukunft noch eine Menge hören wird…
Platz 1 für Falco.
André Heller prägte einmal den Satz, daß man in Österreich, um Erfolg zu haben, möglichst tot sein sollte. Bei Hans Hölzl scheint sich dieser Satz auf tragische Art und Weise zu bewahrheiten: Der Ruhm, den Falco heute genießt, war zu seinen Lebzeiten kaum je größer. Mit “Amadeus“ schrieb er Musikgeschichte und genoß einen Erfolg, den er Zeit seines Lebens einzuholen versuchte. Erst nach seinem Rauschgift- Unfall- Tod schien ihm dies zu gelingen, und heute ist Falco für die gesamte Musik- Szene zweifellos „der Größte“. Und insofern hat Mozart – wenn auch nur in Gestalt des Hölzl- Hansi – dann doch noch einen Platz in diesem Ranking erreicht.
Ja, so stellen sie sich dar, die „10 größten österreichischen Musiker“. Mag jeder nach seinem Geschmack entscheiden, inwieweit die Plätze berechtigt sind. Mir persönlich fehlt in der Zusammenstellung zweifelsohne eine Stefanie Werger, die mit wenigen Textzeilen oft mehr aussagt als andere Künstler in einem ganzen Buch. Aber andererseits hindert mich ja auch niemand, mein persönliches diesbezügliches Ranking zu erstellen. Vielleicht veröffentliche ich das dann ja auch mal eines Tages an dieser Stelle. Bis dahin aber sage ich lediglich liebe Grüße von der allmählich frühlingserwachenden Donau !
ANDREAS.

(…der sich aber andererseits auch für Eure Rankings interessieren würde…)