Die katholische Zeitung "
" hat am 04.07.2020 einen Artikel mit dem Titel
Die große Freiheit über den Wolken veröffentlicht.
Die-Tagespost-Die-grosse-Freiheit-ueber-den-Wolken.jpg
Darin beschäftigt sich der Autor Alexander Pschera mit den beiden aktuellen Studioalben von Bob Dylan und Reinhard Mey und macht sich Gedanken darüber, ob es sich bei beiden Künstlern eventuell jeweils um das "letzte Album" handelt und dass beide damit ihren Frieden mit Gott (Dylan) und der Welt (Mey) geschlossen haben könnten. Zumindest lese ich das aus dem Text heraus

- ein kleines Beispiel, warum ich das so sehe:
Der Eindruck, „letzten“ Alben zu lauschen, stellt sich nicht aufgrund des biologischen Alters der Künstler ein. Dylan legt mit „Rough and rowdy ways“ sein 39., Mey mit „Das Haus an der Ampel“ sein 28. Studioalbum vor, und beiden Werken ist eine Melancholie eingeschrieben, die andeutet, dass diese Musik sich einer Grenze nähert, die dieses Leben vom nächsten trennt. In dieser Sphäre hält man Rückschau, hier werden aus Erinnerungen Veduten gebaut, hier blickt man auf das eigene Leben gleichsam von einem Gipfel zurück und verfolgt die Täler, Flüsse, Straßen und Hügel, die fruchtbaren Felder und vielleicht auch die verbrannte Erde, die man durchschritten und durchkämpft hat. Aber auch die Vorschau auf das, was kommen mag, auf die große Freiheit, die uns „über den Wolken“ erwartet, schleicht sich in die Lieder dieser beiden wunderbaren Alben ein, und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
► Text anzeigen
Die-Tagespost-Die-grosse-Freiheit-ueber-den-Wolken.pdf
Der Text liest sich etwas sperrig und ist natürlich deutlich aus dem Blickwinkel der katholischen Kirche geschrieben. Letztlich kann es nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei beiden Alben um das jeweils "letzte Werk" der Künstler handeln könnte. Die "theologische" Sicht auf das Werk der Künstler und ihre "letzte Lebensphase" ist meiner Meinung nach aber sehr interessant. Leider verwendet der Autor einige Begriffe, von denen ich finde, es hätten auch andere Worte gesetzt werden können, die verständlicher und gleichwertig sind, z.B. Immanenz bezeichnet das in den Dingen Enthaltene, das sich aus ihrer individuellen und objektiven Existenzweise ergibt. Es ist der Gegenbegriff zur Transzendenz. Das Adjektiv immanent bezeichnet eine einem Gegenstand innewohnende Eigenschaft, die somit nicht durch Folgerung oder Interpretation hergeleitet worden ist.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Immanenz und Eine Vedute ist in der bildenden Kunst die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder eines Stadtbildes. Gemäß der Kunsttheorie der damaligen Zeit ist das Ziel die Wiedererkennbarkeit. Alle anderen Aspekte der Bildgestaltung sind weniger wichtig.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vedute.
So wie ich den Autor verstanden habe, geht er davon aus, dass Bob Dylan auf seinem Album, und vor allem in dem Lied
Übersetzung auf quedeletras.com
Ich sitze auf meiner Terrasse, verloren in den Sternen
Lauschen Sie den Klängen der traurigen Gitarren
Ich habe alles überlegt und ich habe alles durchdacht
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben
Ich sah den ersten Schneefall
Ich sah die Blumen kommen und gehen
Ich glaube nicht, dass es jemals jemand gewusst hat
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben
Ich gebe mich dir, das bin ich
Von Salt Lake City nach Birmingham
Von East LA nach San Antone
Ich glaube nicht, dass ich es ertragen kann, mein Leben alleine zu leben
Mein Auge ist wie eine Sternschnuppe
Es sieht hier oder da nichts an, es sieht nichts in der Nähe von fern
Niemand hat es mir jemals gesagt, es ist nur etwas, was ich wusste
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben
Wenn ich die Flügel einer schneeweißen Taube hätte
Ich würde das Evangelium predigen, das Evangelium der Liebe
Eine Liebe so real, eine Liebe so wahr
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben
Nimm mich mit auf Reisen, du bist ein reisender Mann
Zeig mir etwas, was ich nicht verstehe
Ich bin nicht das, was ich war, die Dinge sind nicht das, was sie waren
Ich werde mit ihr weit weg von zu Hause gehen
Ich habe einen langen Weg der Verzweiflung zurückgelegt
Ich habe dort keinen anderen Reisenden getroffen
Viele Leute sind weg, viele Leute, die ich kannte
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben
Nun, mein Herz ist wie ein Fluss, ein Fluss, der singt
Ich brauche nur eine Weile, um Dinge zu realisieren
Ich habe den Sonnenaufgang gesehen, ich habe die Morgendämmerung gesehen
Ich werde mich neben dich legen, wenn alle weg sind
Ich bin von den Bergen zum Meer gereist
Ich hoffe, dass die Götter es mir leicht machen
Ich wusste, dass du ja sagen würdest, ich sage es auch
Ich habe mich entschlossen, mich dir zu geben in Zwiesprache mit "Gott" ist und sich seine Verse so interpretieren lassen, dass er (Dylan) nun bereit und entschlossen ist, sich "hinzugeben".
Bei Reinhard Mey meint der Autor seine Verbundenheit zu "Gott" durch die Themen Familie/Freundschaft/Glück usw. erkennen zu können. Grundsätzlich würde ich diesen Gedanken mitgehen, aber denke persönlich nicht, dass es Mey um diese Auslegung ging und er einfach beschreibt, was ihm wichtig ist und wie er die Welt sieht und erlebt. In einem Interview vor ein paar Wochen hat er sich auch dazu geäußert, wie er zum "Glauben an ein Leben nach dem Tod" steht. Für ihn ist es nicht Glaube, sondern ein tiefer Wunsch für sich selber, noch einmal seinen Sohn Max sehen zu können, der nach Jahren im Wachkoma im Jahr 2014 verstorben ist.
Was meint Ihr dazu? Sind es die beiden letzten Alben von Reinhard Mey und Bob Dylan, die 2020 veröffentlicht wurden? Seht Ihr auch einen "Gottesbezug" in den Alben/Liedern? Sollte es wirklich ein Leben nach dem Tod geben?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.